Für schlaue Detektive

Kategorie: Schülerstreich

Schülerstreiche

Schülerstreich Nr. 8

Schüler macht Hausaufgaben

Der Kampf gegen die Hausaufgaben

Autor: Harald Schneider

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Zu jedem Schuljahrbeginn müssen wir uns ein neues Hausaufgabenheft zulegen. Fast alle Lehrer legten großen Wert darauf, dass dieses Heft ordentlich und vollständig geführt wurde. Für unsere Klassenlehrerin, Frau Augstein, sollte sich das rächen.

An einem Montag hatte sie angekündigt, dass sie die nächsten drei Tage an einer Fortbildung für Lehrer teilnimmt und uns deswegen Vertretungslehrer unterrichten werden. Erst am Freitag sollten wir wieder in der ersten Stunde Unterricht bei ihr haben.

Frau Augstein wirkte die ganze Stunde sehr aufgeregt, wahrscheinlich freute sie sich auf ihre Fortbildung. Am Schluss der Stunde vergaß sie fast, uns Hausaufgaben aufzugeben. In der letzten Sekunde, wir hatten bereits alle unsere Taschen gepackt, fiel ihr es doch noch ein. Irgendwie verlor sie dabei den Überblick.

Sie gab uns massenhaft Hausaufgaben auf, gerade so, als hätten wir bis Freitag nichts anderes zu tun. Bevor sie sich verabschiedete, meinte sie noch, wir sollten die Aufgaben in der nächsten Stunde in unser Hausaufgabenheft nachtragen.

Ich hatte eine Blitzidee, und trommelte am Folgetag in der Pause die ganze Klasse zusammen.

Am kommenden Freitag kam Frau Augstein gut gelaunt in unsere Klasse und staunte nicht schlecht, als wir nicht auf unseren Plätzen saßen, sondern in der Nähe des Lehrerpults stehend auf sie warteten.

Was denn los sei?, wollte sie von uns wissen. Wir antworteten in ruhigem Ton, dass wir auf sie gewartet haben, damit wir endlich losfahren können. Unsere Klassenlehrerin schaute uns verwirrt an.

Ich baute mich vor ihr auf und sagte, dass sie doch am Montag gesagt habe, dass wir am Freitag einen Ausflug in den Tierpark machen werden. Frau Augstein stand wie zur Salzsäule erstarrt da. Ich holte mein Hausaufgabenheft hervor und zeigte die Seite mit dem Eintrag „Freitag, Ausflug Tierpark, Treffpunkt 8 Uhr Schule“.

Unsere Lehrerin fing an, nervös zu werden. Andere Schüler legten nach und zeigten ebenfalls ihr Hausaufgabenheft mit dem identischen Eintrag.

Erst als ich ihr sagte, dass sie keine Angst zu haben bräuchte, da wir alle genug zu essen und trinken haben, war sie wieder zu einer Antwort fähig. Sie fragte, ob wir denn keine Schulsachen dabeihätten.

Als wir das verneinten, überlegte sie noch einen Moment und machte dann aus dieser Situation das Beste, was sie aus ihrer Sicht machen konnte: Wir machten einen Ausflug in den Tierpark. Ach ja, die Hausaufgaben waren vergessen.

Schülerstreich Nr. 7

Ratte

Ein Fabel-hafter Schülerstreich

Autor: Harald Schneider

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Dieser Streich war schon hart an der Grenze, zumal Direktor Meyer danach mächtig sauer auf uns war. Er hatte uns natürlich sofort verdächtigt, nachweisen konnte er uns aber nichts.

Trotzdem, wir fanden den Streich, wie die meisten Lehrer auch, sehr lustig und schließlich ging dabei auch nichts kaputt.

Angefangen hatte alles im Biologiesaal. Ein früherer Lehrer, der schon lange nicht mehr an unserer Schule unterrichtete, war nebenberuflich Jäger gewesen. So manche Trophäe ließ er ausstopfen und in verschiedenen Vitrinen in unserem Biologiesaal ausstellen. Die einzelnen Vitrinen waren wie Terrarien gestaltet, um die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu zeigen.

Mit der Zeit wurde daraus ein kleiner Zoo. So manchem jüngeren Schüler war der Raum unheimlich. Einmal fiel mitten im Unterricht ein riesiges Hirschgeweih von der Wand und knallte nur wenige Zentimeter neben dem Lehrer auf den Boden.

Glücklicherweise passierte dies nicht in unserer Klasse, sonst hätte es bestimmt geheißen, dass wir nachgeholfen hätten. Doch in diesem Fall war unsere Klasse wirklich unschuldig.

Nicht ganz so unschuldig waren wir, als ich nach dem Unterricht an einer der Vitrinen einen Schlüssel stecken sah. Bestimmt hatte ihn ein Lehrer oder der Hausmeister vergessen.

Schlüssel haben schon immer eine magische Anziehungskraft auf mich ausgeübt. Spontan beschloss ich, den Schlüssel ein paar Tage auszuleihen. Noch hatten wir keine Vorstellungen über einen konkreten Streich, als wir den Schlüssel vor der nächsten Biologiestunde an den anderen Vitrinen ausprobierten. Siehe da, er passte an allen Terrarien.

In der großen Pause brüteten wir den nächsten Streich aus. Es kann nicht mehr nachvollzogen werden, wer als erstes die Idee hatte, wahrscheinlich hat jeder von uns irgendetwas dazu beigetragen.

Glücklicherweise war unsere Idee nicht sehr zeitaufwändig. Wir mussten nur ein bisschen basteln.

Vor der nächsten Biologiestunde schlugen wir zu. Unsere Lehrerin, Frau Böhmer, unterrichtete vor der Pause bereits eine andere Klasse im selben Saal. Daher schloss sie den Raum nicht ab. Es war für uns ein Leichtes, bereits zu Beginn der Pause in den Biologiesaal zu schleichen. Die Pause reichte spielend für unser Vorhaben aus.

Die folgende Unterrichtsstunde war eine der Spannendsten und Lustigsten, die wir je gehabt hatten. Frau Böhmer bemerkte nichts, im Gegensatz zu den anderen Mitschülern, die wegen der Idee ganz aus dem Häuschen waren und untereinander Witze darüber machten. Frau Böhmer musste unsere Klasse alle paar Minuten ermahnen, etwas leiser zu sein. Und wir warteten darauf, dass Frau Böhmer unseren Streich entdeckte. Doch wir wurden enttäuscht.

Am nächsten Morgen zu Beginn der ersten Pause war es dann soweit. Wir bemerkten, dass die komplette Lehrerschaft auf dem Flur stand und wild diskutierte. Direktor Meyer führte dann seine Kollegen in den Biologiesaal. Was darin vorging, konnten wir leider nicht erkennen.

Nach und nach kamen nach einer Weile die Lehrer wieder heraus, manche schüttelten verärgert den Kopf, andere schmunzelten und der Rest lachte.

Es kam, wie es kommen musste. In der nächsten Stunde kam Direktor Meyer in unsere Klasse. Er sagte, dass für diese Sauerei nur wir infrage kommen könnten. Wir mussten ihm in den Biologiesaal folgen.

Dort angekommen, zeigte er wortlos auf die Vitrinen. Wir taten selbstverständlich überrascht, als wir genauer hinschauten. Vor jedem Tier befand sich ein kleines Schild, auf dem der Name des Tieres stand. So war es jedenfalls bis gestern. Nun stand vor der ausgestopften Maus ein Schild mit dem Text „Frau Weber, Erdkunde“. Vor der Ringelnatter stand „Herr Wöllner, Sport und Deutsch“, vor dem Uhu befand sich das Schild „Frau Böhmer, Biologie“.

Für unseren Direktor Meyer war nur noch eine Ratte übriggeblieben. Wahrscheinlich hatte er sich deswegen so aufgeregt. Dabei haben wir das wirklich nicht persönlich gemeint, sondern die Lehrerschilder zufällig verteilt.

Zugegeben haben wir den Streich bis heute noch nicht, auch wenn manche Lehrer die Idee für ganz gut befanden.

Schülerstreich Nr. 6

Leeres Klassenzimmer

Die ausgefallene Stunde, die nicht ausfiel

Autor: Harald Schneider

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Im letzten Schuljahr hatten wir Dienstagmittags immer eine Doppelstunde Sozialkunde. Irgendwie ließ sich diese Stunde nicht vormittags unterbringen. Oder der Lehrer konnte nicht. Er musste nämlich extra von einer anderen Schule kommen. Wir hatten keine Ahnung, warum das so war.

Jedenfalls war diese Stunde immer ätzend langweilig und zog sich wie Kaugummi. Der Dienstag war für uns immer der schlimmste Tag der Woche.

An diesem Dienstag wollten wir deshalb besonders schlau sein. Es war ein schöner und sehr warmer Tag, genau richtig um in eine Eisdiele zu gehen, anstatt uns über die Gesellschaftsordnung des 18. Jahrhunderts vollsülzen zu lassen. Schuleschwänzen kam für uns natürlich nicht infrage. Jedenfalls nicht offiziell.

Wir trafen uns bereits eine halbe Stunde vor Unterrichtsbeginn vor dem Schulgebäude. In Windeseile hatten wir einen großen Zettel mit Klebeband an der Tür befestigt und ruckzuck waren wir auch schon wieder verschwunden.

Es hätte alles gut geklappt, wenn uns unsere Neugier nicht zurück zum Tatort getrieben hätte.

Kurz vor Unterrichtsbeginn gingen wir gemeinsam zur Schule zurück um die Wirkung unserer Aktion mitzuerleben. Und tatsächlich, so ziemlich alle Klassenkameraden kamen uns in Gruppen entgegen. Freudestrahlend berichteten sie uns, der Unterricht würde heute wegen Krankheit ausfallen.

Wenn wir es nur dabei belassen hätten. Aber unsere Neugierde war größer. Schließlich standen wir als einzige unserer ganzen Klasse vor dem Zettel an der Klassenzimmertür. Alle anderen Klassenkameraden waren zu diesem Zeitpunkt längst wieder auf dem Heimweg.

Der dumme Zufall wollte es, dass ausgerechnet in diesem Moment unser Lehrer hinter uns auftauchte, den Zettel las, ihn abriss und laut zu schimpfen begann.

Schließlich beruhigte er sich wieder und versprach sich selbst, die Übeltäter hart zu bestrafen. Ausgerechnet uns lobte er, weil wir wohl als einzige auf ihn gewartet hätten. Aufklären konnten wir dieses Missverständnis natürlich nicht. Als Krönung versprach uns unser Lehrer dann, dass er den Unterricht trotz alledem nur für uns vier halten würde.

Aus verständlichen Gründen haben wir unseren Klassenkameraden bis zum heutigen Tag nicht verraten, wer hinter der Geschichte mit dem ominösen Zettel steckte.

Schülerstreich Nr. 5

Zuggleise

Wie man zu einem Genie wird

Autor: Harald Schneider

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Frau Meiers Geschichtsunterricht war meist ziemlich öde. Wahrscheinlich konnte die gute Frau gar nichts dafür. Seit Jahrhunderten erzählte sie vermutlich jedes Jahr einer anderen Klasse das gleiche historische Wissen.

Sie ging stets streng nach Schulbuch vor. Abweichungen kamen nie vor, ebenso wenig besondere Vertiefungen an interessanten Stellen. Wir vermuteten, dass Frau Meier zwar das Schulbuch in- und auswendig kannte, ihr geschichtliches Wissen damit aber auch schon komplett abgedeckt war.

Dies musste natürlich mit einem besonderen Streich bedacht werden.

Unsere Idee hatte allerdings einen Haken: Sie war mit viel Aufwand verbunden, besser gesagt mit Lernaufwand. Doch für einen gelungenen Streich muss man auch mal Opfer bringen können.

Aus unserem Geschichtsbuch wussten wir, dass in ca. drei Wochen das Thema Nordamerika zwischen 1865 und 1929 drankommen würde. Für dieses Thema würde Frau Meier wohl höchstens eine Doppelstunde opfern, mehr gaben die zwei Seiten im Buch nicht her.

Zuerst begannen wir, die beiden Seiten über Nordamerika auswendig zu lernen. Wichtige Punkte wie Bevölkerungsentwicklung, Besiedlung und Gebietsvergrößerung notierten wir uns separat. Einen Tag später gingen wir zusammen in die Bibliothek und liehen uns rund ein halbes Dutzend Bücher zu diesem Themenblock aus.

Nun mussten wir interessante und leicht verständliche Schwerpunkte herausarbeiten. Wir lernten Jahreszahlen auswendig und die dazugehörigen Ereignisse. Wir hörten uns gegenseitig ab, bis wir am Ende alle regelrechte Nordamerikaspezialisten waren.

Die drei Wochen zusätzlichen Lernens waren ziemlich mühsam, noch nie hatten wir für einen Streich solch einen Aufwand betrieben. Doch es sollte sich lohnen.

Frau Meier begann wie in jeder Geschichtsstunde. Sie las vor. Kaum hatte sie erwähnt, dass die USA 1867 den Russen Alaska abgekauft hatten, meldete sich Marc, der ergänzend hinzufügte, dass die USA rund 20 Jahre später auch in den Besitz der Philippinen, Guam und Puerto Rico gelangt waren.

Erstaunt schielte Frau Meier über den Rand ihrer Brille, nickte Marc kurz zu, um dann ihren Text weiter vorzulesen. Kaum hatte sie gesagt, dass ab 1870 das Eisenbahnnetz zügig ausgebaut wurde, da fiel ihr Kerstin ins Wort:

»Ja, stellen Sie sich vor, bis 1890 hatte sich das Streckennetz auf 163.000 Kilometer vervierfacht und war damit schon länger als das von ganz Europa!«

Nun ließ Frau Meier sprachlos den Unterkiefer hängen. Da setzte Kevin schon einen drauf: »Das scheint eine logistische Meisterleistung gewesen zu sein. Frau Meier, können Sie mit uns bitte die wichtigsten Ost-West-Verbindungen durchsprechen?«

Frau Meier schluckte und schluckte. Sie war immer noch zu keiner Antwort fähig.

Kerstin setze nun zum Vernichtungsschlag an: »Vielleicht sollten wir besser über die kanadischen Eisenbahnlinien sprechen. Gerade für die Gründung des kanadischen Bundes 1867, den Kauf Rupertslands durch die Hudson’s Bay Company 1869 und den Beitritt Manitobas 1870 war dieses Thema noch wichtiger.«

Die letzten Worte bekam die gute Frau Meier schon gar nicht mehr mit. Sie stürmte, wohl nervlich am Ende, aus dem Klassensaal.

Wir überlegten, ob wir dieses Mal vielleicht zu weit gegangen waren. Daraufhin klärte Kerstin in der nächsten Pause die arme Frau Meier über unseren Streich auf.

Schülerstreich Nr. 4

Toilettenschild

Eine unruhige Nacht

Autor: Harald Schneider

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Im letzten September machte unsere Klasse einen fünftägigen Ausflug nach München. Es war für uns alle ein besonderes Erlebnis, an das wir lange und gerne zurück denken werden. Wir fuhren zum Bavaria Filmstudio, besuchten das Deutsche Museum und besuchten die Gemäldeausstellung in der neuen Pinakothek. Doch das Beste kam erst noch.

Wir quartierten uns im Haus der Jugend ein. Es bestand aus einem riesigen Komplex mit unzähligen Gästezimmern. Im Keller befand sich sogar eine eigene Diskothek. Unsere Klasse war in Mehrbettzimmern untergebracht.

Die Lehrer, Herr Neumann und Herr Sänger hatten zusammen eine eigene Unterkunft am Ende des langen Flures bezogen. Ihr Zimmer befand sich in unmittelbarer Nähe der Waschräume und Toiletten.

Es war ein spontaner Einfall von mir, als wir am dritten Tag ein paar Stunden alleine durch die Fußgängerzone Münchens streiften. Vor einem Schildergeschäft hielt ich plötzlich und ohne Vorwarnung an und sagte:

„Da müssen wir unbedingt rein.“

Meine Freundinnen hatten keine Ahnung, was das Ganze zu bedeuten hatte, dennoch folgten sie mir in den Laden. Ich suchte lange in einem Regal, in dem unzählige verschiedene kleine Schilder lagen. Schließlich wählte ich zwei aus, deren Rückseiten selbstklebend waren.

Meine Freundinnen fragten mich nach dem Grund, aber ich verriet es ihnen nicht, wozu ich diese Dinger benötigte. Sie versuchten den ganzen Tag etwas über mein Geheimnis in Erfahrung zu bringen, aber ich verriet absolut nichts. Ich behielt meinen Plan für mich und schwieg eisern.

Spätabends, wir waren bereits auf unseren Zimmern und die Schilder waren längst vergessen, da forderte ich die anderen auf, mit nach draußen zu kommen. Sie witterten zu Recht einen Streich und folgten mir in Richtung Flurende.

Vor der Tür unserer Lehrer zog ich die beiden Klebeschilder aus meiner Tasche und befestigte sie in Kopfhöhe vorsichtig auf der Tür. Fast hätten wir uns verraten, weil einige von uns sich nicht beherrschen konnten und laut lachen mussten. Doch unsere Lehrer schliefen wahrscheinlich längst tief und fest. So konnten wir in Ruhe unser Werk betrachten.

Damen‘     und     ‚Toiletten

stand in großen Buchstaben auf den Schildern. Wir stellten uns bildlich vor, was in dieser Nacht alles passieren könnte. Es ging hoch her. Jedenfalls dauerte es sehr lange, bis in unserem Zimmer Ruhe einkehrte.

Am nächsten Morgen waren wir sehr neugierig und sausten so schnell wie es ging aus unserem Zimmer, um möglichst unauffällig am Lehrerzimmer vorbei zu schlendern. Nichts geschah. Die Schilder waren einfach weg. Das war für uns alle sehr enttäuschend. Inzwischen hatte sich der Streich in der ganzen Klasse herumgesprochen und immer mehr Klassenkameraden kamen aus ihren Zimmern und standen im Flur herum.

Erst beim Frühstück vermuteten wir den Erfolg, als sich Herr Neumann und Herr Sänger völlig übermüdet an unseren Tisch setzten und dauernd ein Gähnen unterdrücken mussten. Doch sie sagten kein Wort.

Das war ihre Art der Rache, da waren wir uns sicher. Sie verdarben uns damit die ganze Freude an unserem Streich.

Erst eine Woche später, nachdem wir wieder von unserer Reise zurück waren, hob Herr Neumann während des Unterrichts plötzlich die beiden Schilder hoch und fragte nach dem Eigentümer. Es brach eine riesige Lachsalve los. Da konnte selbst Herr Neumann nicht mehr ernst bleiben.

Er erzählte uns, was in dieser Nacht alles los war. Sein Kollege und er hatten sich gewundert, warum in der Nacht laufend jemand in ihr Zimmer wollte, zum Glück war es abgeschlossen. Doch von jedem Türrütteln und Klopfen wurden sie wach. Erst gegen Morgen, als er selbst auf die Toilette musste, bemerkte er die Schilder an der Türe.

Schülerstreich Nr. 3

Aufstand der Klasse

Autor: Harald Schneider

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Unsere Geschichtslehrerin Frau Marianne Klamm war in unserer Schule sehr beliebt, denn sie gab uns meistens nur wenig Hausaufgaben auf. Allerdings hatte sie eine Angewohnheit, die wir für einen bestimmten Streich ausnutzen wollten.

Immer wenn es in der Klasse etwas laut herging, sagte sie nur ein einziges lautes Wort. „Kommt!“ Natürlich meinte sie damit „Kommt, seid endlich wieder ruhig und konzentriert euch auf den Unterricht!“

Eines Tages habe ich in der Pause vor der Geschichtsstunde mit meinen Klassenkameraden einen unserer berühmten Streiche ausgeheckt. Schnell waren wir uns einig, dass die ganze Klasse bei dem Streich mitmacht.

Voller Vorfreude gingen wir in den Unterricht zurück. In der ersten halben Stunde passierte nichts und wir wurden immer ungeduldiger. Doch dann wurde der Geräuschpegel größer und endlich sagte Frau Klamm das von uns allen lang erwartete und sehnsüchtig erhoffte „Kommt!“

Wie auf Kommando stand die komplette Klasse auf und wir gingen, ohne ein Wort zu sagen, auf die verwunderte Frau Klamm zu. Erst unmittelbar vor ihr blieben wir abrupt stehen.

Die arme Frau Klamm, man merkte deutlich, dass sie es mit der Angst zu tun bekam. Sie verlor beinahe die Fassung, schluckte unaufhörlich und brachte dann stotternd ein kurzes ‚Was soll das?‘ hervor. Mit weit geöffneten Augen starrte sie uns an.

Ich baute mich vor ihr auf und sagte mit einem frechen Grinsen: „Sie haben doch gerade eben zu uns ‚Kommt!‘ gesagt, also sind wir gekommen.“

Frau Klamm stutzte einen Moment, da sie das Wortspiel nicht sofort verstand. Kurz darauf fiel ihr aber ein Stein vom Herzen, sie atmete erleichtert auf und sagte: „Ihr Schlawiner, ihr wisst genau, wie ich das gemeint habe.“ Daraufhin setzten wir uns wieder auf unsere Plätze.

Auch in der nächsten Stunde lachten wir noch ausgiebig über unseren gelungenen Streich. Immerhin war dabei nichts kaputtgegangen und lustig war die Sache auch.

Schülerstreich Nr. 2

Klassenzimmer

Wie man einen Lehrer zur Verzweiflung bringt

Autor: Harald Schneider

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Lehrer muss man ärgern, das ist für mich seit meinem ersten Schultag klar. Meine Schwester Melanie sieht das anders. Sie behauptet, dass ihr manche Schulfächer sogar Spaß machen. Das glaube ich aber nicht. Am liebsten spiele ich meinen Lehrern Streiche. Besonders wenn unsere Klasse einen neuen Lehrer bekommt, macht das ziemlich viel Spaß. Denn die neuen Lehrer kennen uns noch nicht.

Als das Schuljahr anfing, bekamen wir einen neuen Lehrer. Herr Müller war sein Name. Klar, dass ich mir da etwas Besonderes ausdachte und alle meine Klassenkameraden mitgemacht haben.

Als Herr Müller zum ersten Mal in unsere Klasse kam, stellte er sich vor und sagte uns gleich, dass er keinerlei Schülerstreiche dulde. Außerdem kenne er bereits alle Streiche.

Was er nicht wusste: Er befand sich bereits mitten in einem Streich, ohne es jedoch zu wissen. Er verlangte von uns , dass wir kleine Namensschildchen aufstellen, damit er sich unsere Vornamen schneller merken könne.

Das haben wir natürlich sofort ausgenutzt und unsere Namen vertauscht. Ich hieß Max, Max schrieb Jonas auf sein Schild und Jonas nannte sich in Finn um. Auch die Mädchen machten mit: Anna hatte sich auf Emma umgetauft und Sophie auf Laura.

Wir mussten höllisch aufpassen, damit wir nicht versehentlich bei unserem richtigen Namen reagierten, wenn Herr Müller ihn aufrief.

Wir hatten den ganzen Schultag unseren Spaß an der Verwechslungskomödie. Doch das war erst der Anfang.

Am nächsten Morgen haben wir nämlich unsere Namensschilder erneut vertauscht. Heute hieß ich nicht Max, sondern Lukas. Julian hatte sich Toms Schild geschnappt. Mia hatte sich für Leonie entschieden und Hanna gefiel der Name Alina. Ein heilloses Durcheinander war im Gange. Herr Müller verstand die Welt nicht mehr.

„Du warst doch gestern noch Jan!“, sagte er zu Leon. Doch Leon behauptete, dass er schon immer Noah hieß.

Unser Lehrer stand nachdenklich und sich ratlos am Kopf kratzend vor uns. „So etwas ist mir noch nie passiert“, sagte er schließlich. „Ich bringe alle eure Namen durcheinander. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich neu an dieser Schule bin und mir die Namen der Schüler von mehreren Klassen merken muss. Aber bis morgen werde ich eure Namen bestimmt auswendig kennen.“

Da täuschte er sich allerdings. Auch am dritten Tag stellten wir wieder unsere Schilder um. In der ersten Stunde hatten wir noch unseren Riesenspaß.

Doch dann passierte ausgerechnet mir ein kleines Missgeschick. Herr Müller kam auf mich zu und wollte mir eine Frage stellen. Er schaute auf das Namensschild, schaute kurz zu mir und dann zum zweiten Mal auf das Schild. „Du willst doch nicht behaupten, dass du Emily heißt!“, sagte er zu mir.

Die ganze Klasse lachte wie verrückt, weil ich ausgerechnet das Schild eines Mädchens erwischt hatte.

Herr Müller ahnte nun die Wahrheit. Er ging zu Tanja, oder jedenfalls zu der, die er für Tanja hielt und schnappte sich ihr Mathebuch. Er blätterte es auf und las den Namen der Besitzerin: Lisa.

Nun war wohl eine Standpauke fällig. Doch Herr Müller reagierte ganz anders. „Ihr Bande“, sagte er und lachte dabei, „da ist euch doch tatsächlich gelungen, mich hereinzulegen. Tja, auch ein Lehrer lernt nie aus.“

Schülerstreich Nr. 1

Martin-Luther-Straße

Martin Luthers 95 Thesen

Autor: Harald Schneider

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Mein jüngerer Bruder Paul hat’s gut. Der hat nur vernünftige Lehrer, die man ärgern kann. Bei mir an der Schule gibt’s fast nur komische und strenge Lehrer. Zum Beispiel Herr Niklaus. Der ist schon uralt und unterrichtet Religion. Wir vermuten, dass er mindestens 500 Jahre alt ist und sich weigert, in Pension zu gehen. Und dann ist er auch noch streng wie die Hölle. Sobald er jemanden beim Quasseln erwischt, hagelt es von Strafarbeiten. Das ist aber nicht mal das Schlimmste. Er nuschelt immer so fürchterlich und verschluckt ganz oft die Endungen von Wörtern. Manchmal muss man echt raten, was er überhaupt gesagt hat.

Aber einmal haben wir ihn drangekriegt. Mit seinen eigenen Waffen haben wir ihn geschlagen.

Doch zuerst mal von vorn: Vor einem Monat haben wir die 95 Thesen durchgenommen, die Martin Luther 1517 einer Legende zufolge an eine Kirchentür in Wittenberg anbringen ließ. In der Pause nach der Unterrichtsstunde fragte uns Kevin, was Luther mit seinem Anschlag eigentlich bezweckte. Als er uns das sagte, lachten wir uns die halbe Pause lang schlapp. Kevin hatte aufgrund eines Missverständnisses nämlich etwas anderes verstanden.

Bei der verlachten Pause wäre es geblieben, wenn wir nicht drei Wochen später unser Schulfest gehabt hätten.

Jede Klasse, oder zumindest ein Teil davon, sollte beim Tag der offenen Tür den anwesenden Eltern ein bestimmtes Thema aus dem Unterricht präsentieren. Und dazu fiel uns das Missverständnis von Kevin ein. Wir meldeten uns bei Herrn Niklaus und sagten ihm, dass wir gern die 95 Thesen von Martin Luther präsentieren möchten. Unser Lehrer war ganz von den Socken und freute sich, dass wir uns dem religiösen Thema annähmen. Er gab uns die Erlaubnis und wir kicherten wie blöd. Wenn das mal kein Fehler unseres Lehrers war.

Endlich war es soweit. Am vergangenen Samstag war in unserer Schule der Tag der offenen Tür, den wir mit einem Schulfest feierten. Zuerst gab es langweilige Ansprachen unseres Rektors und von diversen Lehrern. Niemand hörte so richtig zu, wir Schüler schon gar nicht. Und die Eltern warteten nur auf die Auftritte ihrer Kinder.

Zuerst gab es ein paar harmlose Aufführungen, doch dann kamen wir an die Reihe. Herr Niklaus betrat die Bühne und stellte das Projekt vor. Den Zuhörern sollten die 95 Thesen von Martin Luther präsentiert werden. Auch bei dieser Vorstellung verschluckte er ein paar Silben, was sicherlich dem einen oder anderen auffiel.

Wir bauten auf der Bühne ein Flipchart auf, das mit einer Decke verhüllt war. Das haben wir uns wegen des Überraschungseffektes ausgedacht. Herr Niklaus hatte unser Projekt schließlich auch noch nicht gesehen. Wir stellten uns daneben und lüfteten unsere Arbeit.

Ein Raunen ging durch den Zuschauerraum. Einige, die sofort verstanden, lachten lauthals heraus. Ein paar Lehrer drehten sich mit rotem Kopf zur Seite. Andere, die nichts verstanden hatten, wurden von den Nachbarn aufgeklärt. Schließlich brüllte der ganze Saal vor Lachen.

Nur Herr Niklaus, der noch hinter dem Flipchart stand, verstand die Aufregung nicht. Langsam trat er vor die Tafel und bekam den Schock seines Lebens.

Auf dem Plakat waren exakt 95-mal der Buchstabe „T“ abgebildet. Große Ts, kleine Ts, bunte Ts, verschnörkelte Ts und karierte Ts.

Im gleichen Moment trat Kevin an den Bühnenrand und rief ins Publikum: „Meine sehr geehrten Damen und Herren: Wie Herr Niklaus gesagt hat, hier sind die 95 Ts von Martin Luther.“

Klar, wir waren die Helden des Tages. Sogar unser Rektor gratulierte uns zu dem gelungenen Streich. Nur Herr Nicklaus war zunächst etwas sauer. Doch auch er kam darüber hinweg.