Für schlaue Detektive

Kategorie: Schülerstreich

Schülerstreiche

Schülerstreich Nr. 8

Schüler macht Hausaufgaben

Der Kampf gegen die Hausaufgaben

Autor: Harald Schneider

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Zu jedem Schuljahrbeginn müs­sen wir uns ein neu­es Hausaufgabenheft zule­gen. Fast alle Lehrer leg­ten gro­ßen Wert dar­auf, dass die­ses Heft ordent­lich und voll­stän­dig geführt wur­de. Für unse­re Klassenlehrerin, Frau Augstein, soll­te sich das rächen.

An einem Montag hat­te sie ange­kün­digt, dass sie die nächs­ten drei Tage an einer Fortbildung für Lehrer teil­nimmt und uns des­we­gen Vertretungslehrer unter­rich­ten wer­den. Erst am Freitag soll­ten wir wie­der in der ers­ten Stunde Unterricht bei ihr haben.

Frau Augstein wirk­te die gan­ze Stunde sehr auf­ge­regt, wahr­schein­lich freu­te sie sich auf ihre Fortbildung. Am Schluss der Stunde ver­gaß sie fast, uns Hausaufgaben auf­zu­ge­ben. In der letz­ten Sekunde, wir hat­ten bereits alle unse­re Taschen gepackt, fiel ihr es doch noch ein. Irgendwie ver­lor sie dabei den Überblick.

Sie gab uns mas­sen­haft Hausaufgaben auf, gera­de so, als hät­ten wir bis Freitag nichts ande­res zu tun. Bevor sie sich ver­ab­schie­de­te, mein­te sie noch, wir soll­ten die Aufgaben in der nächs­ten Stunde in unser Hausaufgabenheft nachtragen.

Ich hat­te eine Blitzidee, und trom­mel­te am Folgetag in der Pause die gan­ze Klasse zusammen.

Am kom­men­den Freitag kam Frau Augstein gut gelaunt in unse­re Klasse und staun­te nicht schlecht, als wir nicht auf unse­ren Plätzen saßen, son­dern in der Nähe des Lehrerpults ste­hend auf sie warteten.

Was denn los sei?, woll­te sie von uns wis­sen. Wir ant­wor­te­ten in ruhi­gem Ton, dass wir auf sie gewar­tet haben, damit wir end­lich los­fah­ren kön­nen. Unsere Klassenlehrerin schau­te uns ver­wirrt an.

Ich bau­te mich vor ihr auf und sag­te, dass sie doch am Montag gesagt habe, dass wir am Freitag einen Ausflug in den Tierpark machen wer­den. Frau Augstein stand wie zur Salzsäule erstarrt da. Ich hol­te mein Hausaufgabenheft her­vor und zeig­te die Seite mit dem Eintrag “Freitag, Ausflug Tierpark, Treffpunkt 8 Uhr Schule”.

Unsere Lehrerin fing an, ner­vös zu wer­den. Andere Schüler leg­ten nach und zeig­ten eben­falls ihr Hausaufgabenheft mit dem iden­ti­schen Eintrag.

Erst als ich ihr sag­te, dass sie kei­ne Angst zu haben bräuch­te, da wir alle genug zu essen und trin­ken haben, war sie wie­der zu einer Antwort fähig. Sie frag­te, ob wir denn kei­ne Schulsachen dabeihätten.

Als wir das ver­nein­ten, über­leg­te sie noch einen Moment und mach­te dann aus die­ser Situation das Beste, was sie aus ihrer Sicht machen konn­te: Wir mach­ten einen Ausflug in den Tierpark. Ach ja, die Hausaufgaben waren vergessen.

Schülerstreich Nr. 7

Ratte

Ein Fabel-haf­ter Schülerstreich

Autor: Harald Schneider

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Dieser Streich war schon hart an der Grenze, zumal Direktor Meyer danach mäch­tig sau­er auf uns war. Er hat­te uns natür­lich sofort ver­däch­tigt, nach­wei­sen konn­te er uns aber nichts.

Trotzdem, wir fan­den den Streich, wie die meis­ten Lehrer auch, sehr lus­tig und schließ­lich ging dabei auch nichts kaputt.

Angefangen hat­te alles im Biologiesaal. Ein frü­he­rer Lehrer, der schon lan­ge nicht mehr an unse­rer Schule unter­rich­te­te, war neben­be­ruf­lich Jäger gewe­sen. So man­che Trophäe ließ er aus­stop­fen und in ver­schie­de­nen Vitrinen in unse­rem Biologiesaal aus­stel­len. Die ein­zel­nen Vitrinen waren wie Terrarien gestal­tet, um die Tiere in ihrer natür­li­chen Umgebung zu zeigen.

Mit der Zeit wur­de dar­aus ein klei­ner Zoo. So man­chem jün­ge­ren Schüler war der Raum unheim­lich. Einmal fiel mit­ten im Unterricht ein rie­si­ges Hirschgeweih von der Wand und knall­te nur weni­ge Zentimeter neben dem Lehrer auf den Boden.

Glücklicherweise pas­sier­te dies nicht in unse­rer Klasse, sonst hät­te es bestimmt gehei­ßen, dass wir nach­ge­hol­fen hät­ten. Doch in die­sem Fall war unse­re Klasse wirk­lich unschuldig.

Nicht ganz so unschul­dig waren wir, als ich nach dem Unterricht an einer der Vitrinen einen Schlüssel ste­cken sah. Bestimmt hat­te ihn ein Lehrer oder der Hausmeister vergessen.

Schlüssel haben schon immer eine magi­sche Anziehungskraft auf mich aus­ge­übt. Spontan beschloss ich, den Schlüssel ein paar Tage aus­zu­lei­hen. Noch hat­ten wir kei­ne Vorstellungen über einen kon­kre­ten Streich, als wir den Schlüssel vor der nächs­ten Biologiestunde an den ande­ren Vitrinen aus­pro­bier­ten. Siehe da, er pass­te an allen Terrarien.

In der gro­ßen Pause brü­te­ten wir den nächs­ten Streich aus. Es kann nicht mehr nach­voll­zo­gen wer­den, wer als ers­tes die Idee hat­te, wahr­schein­lich hat jeder von uns irgend­et­was dazu beigetragen.

Glücklicherweise war unse­re Idee nicht sehr zeit­auf­wän­dig. Wir muss­ten nur ein biss­chen basteln.

Vor der nächs­ten Biologiestunde schlu­gen wir zu. Unsere Lehrerin, Frau Böhmer, unter­rich­te­te vor der Pause bereits eine ande­re Klasse im sel­ben Saal. Daher schloss sie den Raum nicht ab. Es war für uns ein Leichtes, bereits zu Beginn der Pause in den Biologiesaal zu schlei­chen. Die Pause reich­te spie­lend für unser Vorhaben aus.

Die fol­gen­de Unterrichtsstunde war eine der Spannendsten und Lustigsten, die wir je gehabt hat­ten. Frau Böhmer bemerk­te nichts, im Gegensatz zu den ande­ren Mitschülern, die wegen der Idee ganz aus dem Häuschen waren und unter­ein­an­der Witze dar­über mach­ten. Frau Böhmer muss­te unse­re Klasse alle paar Minuten ermah­nen, etwas lei­ser zu sein. Und wir war­te­ten dar­auf, dass Frau Böhmer unse­ren Streich ent­deck­te. Doch wir wur­den enttäuscht.

Am nächs­ten Morgen zu Beginn der ers­ten Pause war es dann soweit. Wir bemerk­ten, dass die kom­plet­te Lehrerschaft auf dem Flur stand und wild dis­ku­tier­te. Direktor Meyer führ­te dann sei­ne Kollegen in den Biologiesaal. Was dar­in vor­ging, konn­ten wir lei­der nicht erkennen.

Nach und nach kamen nach einer Weile die Lehrer wie­der her­aus, man­che schüt­tel­ten ver­är­gert den Kopf, ande­re schmun­zel­ten und der Rest lachte.

Es kam, wie es kom­men muss­te. In der nächs­ten Stunde kam Direktor Meyer in unse­re Klasse. Er sag­te, dass für die­se Sauerei nur wir infra­ge kom­men könn­ten. Wir muss­ten ihm in den Biologiesaal folgen.

Dort ange­kom­men, zeig­te er wort­los auf die Vitrinen. Wir taten selbst­ver­ständ­lich über­rascht, als wir genau­er hin­schau­ten. Vor jedem Tier befand sich ein klei­nes Schild, auf dem der Name des Tieres stand. So war es jeden­falls bis ges­tern. Nun stand vor der aus­ge­stopf­ten Maus ein Schild mit dem Text “Frau Weber, Erdkunde”. Vor der Ringelnatter stand “Herr Wöllner, Sport und Deutsch”, vor dem Uhu befand sich das Schild “Frau Böhmer, Biologie”.

Für unse­ren Direktor Meyer war nur noch eine Ratte übrig­ge­blie­ben. Wahrscheinlich hat­te er sich des­we­gen so auf­ge­regt. Dabei haben wir das wirk­lich nicht per­sön­lich gemeint, son­dern die Lehrerschilder zufäl­lig verteilt.

Zugegeben haben wir den Streich bis heu­te noch nicht, auch wenn man­che Lehrer die Idee für ganz gut befanden.

Schülerstreich Nr. 6

Leeres Klassenzimmer

Die aus­ge­fal­le­ne Stunde, die nicht ausfiel

Autor: Harald Schneider

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Im letz­ten Schuljahr hat­ten wir Dienstagmittags immer eine Doppelstunde Sozialkunde. Irgendwie ließ sich die­se Stunde nicht vor­mit­tags unter­brin­gen. Oder der Lehrer konn­te nicht. Er muss­te näm­lich extra von einer ande­ren Schule kom­men. Wir hat­ten kei­ne Ahnung, war­um das so war.

Jedenfalls war die­se Stunde immer ätzend lang­wei­lig und zog sich wie Kaugummi. Der Dienstag war für uns immer der schlimms­te Tag der Woche.

An die­sem Dienstag woll­ten wir des­halb beson­ders schlau sein. Es war ein schö­ner und sehr war­mer Tag, genau rich­tig um in eine Eisdiele zu gehen, anstatt uns über die Gesellschaftsordnung des 18. Jahrhunderts voll­sül­zen zu las­sen. Schuleschwänzen kam für uns natür­lich nicht infra­ge. Jedenfalls nicht offiziell.

Wir tra­fen uns bereits eine hal­be Stunde vor Unterrichtsbeginn vor dem Schulgebäude. In Windeseile hat­ten wir einen gro­ßen Zettel mit Klebeband an der Tür befes­tigt und ruck­zuck waren wir auch schon wie­der verschwunden.

Es hät­te alles gut geklappt, wenn uns unse­re Neugier nicht zurück zum Tatort getrie­ben hätte.

Kurz vor Unterrichtsbeginn gin­gen wir gemein­sam zur Schule zurück um die Wirkung unse­rer Aktion mit­zu­er­le­ben. Und tat­säch­lich, so ziem­lich alle Klassenkameraden kamen uns in Gruppen ent­ge­gen. Freudestrahlend berich­te­ten sie uns, der Unterricht wür­de heu­te wegen Krankheit ausfallen.

Wenn wir es nur dabei belas­sen hät­ten. Aber unse­re Neugierde war grö­ßer. Schließlich stan­den wir als ein­zi­ge unse­rer gan­zen Klasse vor dem Zettel an der Klassenzimmertür. Alle ande­ren Klassenkameraden waren zu die­sem Zeitpunkt längst wie­der auf dem Heimweg.

Der dum­me Zufall woll­te es, dass aus­ge­rech­net in die­sem Moment unser Lehrer hin­ter uns auf­tauch­te, den Zettel las, ihn abriss und laut zu schimp­fen begann.

Schließlich beru­hig­te er sich wie­der und ver­sprach sich selbst, die Übeltäter hart zu bestra­fen. Ausgerechnet uns lob­te er, weil wir wohl als ein­zi­ge auf ihn gewar­tet hät­ten. Aufklären konn­ten wir die­ses Missverständnis natür­lich nicht. Als Krönung ver­sprach uns unser Lehrer dann, dass er den Unterricht trotz alle­dem nur für uns vier hal­ten würde.

Aus ver­ständ­li­chen Gründen haben wir unse­ren Klassenkameraden bis zum heu­ti­gen Tag nicht ver­ra­ten, wer hin­ter der Geschichte mit dem omi­nö­sen Zettel steckte.

Schülerstreich Nr. 5

Zuggleise

Wie man zu einem Genie wird

Autor: Harald Schneider

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Frau Meiers Geschichtsunterricht war meist ziem­lich öde. Wahrscheinlich konn­te die gute Frau gar nichts dafür. Seit Jahrhunderten erzähl­te sie ver­mut­lich jedes Jahr einer ande­ren Klasse das glei­che his­to­ri­sche Wissen.

Sie ging stets streng nach Schulbuch vor. Abweichungen kamen nie vor, eben­so wenig beson­de­re Vertiefungen an inter­es­san­ten Stellen. Wir ver­mu­te­ten, dass Frau Meier zwar das Schulbuch in- und aus­wen­dig kann­te, ihr geschicht­li­ches Wissen damit aber auch schon kom­plett abge­deckt war.

Dies muss­te natür­lich mit einem beson­de­ren Streich bedacht werden.

Unsere Idee hat­te aller­dings einen Haken: Sie war mit viel Aufwand ver­bun­den, bes­ser gesagt mit Lernaufwand. Doch für einen gelun­ge­nen Streich muss man auch mal Opfer brin­gen können.

Aus unse­rem Geschichtsbuch wuss­ten wir, dass in ca. drei Wochen das Thema Nordamerika zwi­schen 1865 und 1929 dran­kom­men wür­de. Für die­ses Thema wür­de Frau Meier wohl höchs­tens eine Doppelstunde opfern, mehr gaben die zwei Seiten im Buch nicht her.

Zuerst began­nen wir, die bei­den Seiten über Nordamerika aus­wen­dig zu ler­nen. Wichtige Punkte wie Bevölkerungsentwicklung, Besiedlung und Gebietsvergrößerung notier­ten wir uns sepa­rat. Einen Tag spä­ter gin­gen wir zusam­men in die Bibliothek und lie­hen uns rund ein hal­bes Dutzend Bücher zu die­sem Themenblock aus.

Nun muss­ten wir inter­es­san­te und leicht ver­ständ­li­che Schwerpunkte her­aus­ar­bei­ten. Wir lern­ten Jahreszahlen aus­wen­dig und die dazu­ge­hö­ri­gen Ereignisse. Wir hör­ten uns gegen­sei­tig ab, bis wir am Ende alle regel­rech­te Nordamerikaspezialisten waren.

Die drei Wochen zusätz­li­chen Lernens waren ziem­lich müh­sam, noch nie hat­ten wir für einen Streich solch einen Aufwand betrie­ben. Doch es soll­te sich lohnen.

Frau Meier begann wie in jeder Geschichtsstunde. Sie las vor. Kaum hat­te sie erwähnt, dass die USA 1867 den Russen Alaska abge­kauft hat­ten, mel­de­te sich Marc, der ergän­zend hin­zu­füg­te, dass die USA rund 20 Jahre spä­ter auch in den Besitz der Philippinen, Guam und Puerto Rico gelangt waren.

Erstaunt schiel­te Frau Meier über den Rand ihrer Brille, nick­te Marc kurz zu, um dann ihren Text wei­ter vor­zu­le­sen. Kaum hat­te sie gesagt, dass ab 1870 das Eisenbahnnetz zügig aus­ge­baut wur­de, da fiel ihr Kerstin ins Wort:

»Ja, stel­len Sie sich vor, bis 1890 hat­te sich das Streckennetz auf 163.000 Kilometer ver­vier­facht und war damit schon län­ger als das von ganz Europa!«

Nun ließ Frau Meier sprach­los den Unterkiefer hän­gen. Da setz­te Kevin schon einen drauf: »Das scheint eine logis­ti­sche Meisterleistung gewe­sen zu sein. Frau Meier, kön­nen Sie mit uns bit­te die wich­tigs­ten Ost-West-Verbindungen durchsprechen?«

Frau Meier schluck­te und schluck­te. Sie war immer noch zu kei­ner Antwort fähig.

Kerstin set­ze nun zum Vernichtungsschlag an: »Vielleicht soll­ten wir bes­ser über die kana­di­schen Eisenbahnlinien spre­chen. Gerade für die Gründung des kana­di­schen Bundes 1867, den Kauf Rupertslands durch die Hudson’s Bay Company 1869 und den Beitritt Manitobas 1870 war die­ses Thema noch wichtiger.«

Die letz­ten Worte bekam die gute Frau Meier schon gar nicht mehr mit. Sie stürm­te, wohl nerv­lich am Ende, aus dem Klassensaal.

Wir über­leg­ten, ob wir die­ses Mal viel­leicht zu weit gegan­gen waren. Daraufhin klär­te Kerstin in der nächs­ten Pause die arme Frau Meier über unse­ren Streich auf.

Schülerstreich Nr. 4

Toilettenschild

Eine unru­hi­ge Nacht

Autor: Harald Schneider

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Im letz­ten September mach­te unse­re Klasse einen fünf­tä­gi­gen Ausflug nach München. Es war für uns alle ein beson­de­res Erlebnis, an das wir lan­ge und ger­ne zurück den­ken wer­den. Wir fuh­ren zum Bavaria Filmstudio, besuch­ten das Deutsche Museum und besuch­ten die Gemäldeausstellung in der neu­en Pinakothek. Doch das Beste kam erst noch.

Wir quar­tier­ten uns im Haus der Jugend ein. Es bestand aus einem rie­si­gen Komplex mit unzäh­li­gen Gästezimmern. Im Keller befand sich sogar eine eige­ne Diskothek. Unsere Klasse war in Mehrbettzimmern untergebracht.

Die Lehrer, Herr Neumann und Herr Sänger hat­ten zusam­men eine eige­ne Unterkunft am Ende des lan­gen Flures bezo­gen. Ihr Zimmer befand sich in unmit­tel­ba­rer Nähe der Waschräume und Toiletten.

Es war ein spon­ta­ner Einfall von mir, als wir am drit­ten Tag ein paar Stunden allei­ne durch die Fußgängerzone Münchens streif­ten. Vor einem Schildergeschäft hielt ich plötz­lich und ohne Vorwarnung an und sagte:

„Da müs­sen wir unbe­dingt rein.“

Meine Freundinnen hat­ten kei­ne Ahnung, was das Ganze zu bedeu­ten hat­te, den­noch folg­ten sie mir in den Laden. Ich such­te lan­ge in einem Regal, in dem unzäh­li­ge ver­schie­de­ne klei­ne Schilder lagen. Schließlich wähl­te ich zwei aus, deren Rückseiten selbst­kle­bend waren.

Meine Freundinnen frag­ten mich nach dem Grund, aber ich ver­riet es ihnen nicht, wozu ich die­se Dinger benö­tig­te. Sie ver­such­ten den gan­zen Tag etwas über mein Geheimnis in Erfahrung zu brin­gen, aber ich ver­riet abso­lut nichts. Ich behielt mei­nen Plan für mich und schwieg eisern.

Spätabends, wir waren bereits auf unse­ren Zimmern und die Schilder waren längst ver­ges­sen, da for­der­te ich die ande­ren auf, mit nach drau­ßen zu kom­men. Sie wit­ter­ten zu Recht einen Streich und folg­ten mir in Richtung Flurende.

Vor der Tür unse­rer Lehrer zog ich die bei­den Klebeschilder aus mei­ner Tasche und befes­tig­te sie in Kopfhöhe vor­sich­tig auf der Tür. Fast hät­ten wir uns ver­ra­ten, weil eini­ge von uns sich nicht beherr­schen konn­ten und laut lachen muss­ten. Doch unse­re Lehrer schlie­fen wahr­schein­lich längst tief und fest. So konn­ten wir in Ruhe unser Werk betrachten.

Damen‘     und     ‚Toiletten

stand in gro­ßen Buchstaben auf den Schildern. Wir stell­ten uns bild­lich vor, was in die­ser Nacht alles pas­sie­ren könn­te. Es ging hoch her. Jedenfalls dau­er­te es sehr lan­ge, bis in unse­rem Zimmer Ruhe einkehrte.

Am nächs­ten Morgen waren wir sehr neu­gie­rig und saus­ten so schnell wie es ging aus unse­rem Zimmer, um mög­lichst unauf­fäl­lig am Lehrerzimmer vor­bei zu schlen­dern. Nichts geschah. Die Schilder waren ein­fach weg. Das war für uns alle sehr ent­täu­schend. Inzwischen hat­te sich der Streich in der gan­zen Klasse her­um­ge­spro­chen und immer mehr Klassenkameraden kamen aus ihren Zimmern und stan­den im Flur herum.

Erst beim Frühstück ver­mu­te­ten wir den Erfolg, als sich Herr Neumann und Herr Sänger völ­lig über­mü­det an unse­ren Tisch setz­ten und dau­ernd ein Gähnen unter­drü­cken muss­ten. Doch sie sag­ten kein Wort.

Das war ihre Art der Rache, da waren wir uns sicher. Sie ver­dar­ben uns damit die gan­ze Freude an unse­rem Streich.

Erst eine Woche spä­ter, nach­dem wir wie­der von unse­rer Reise zurück waren, hob Herr Neumann wäh­rend des Unterrichts plötz­lich die bei­den Schilder hoch und frag­te nach dem Eigentümer. Es brach eine rie­si­ge Lachsalve los. Da konn­te selbst Herr Neumann nicht mehr ernst bleiben.

Er erzähl­te uns, was in die­ser Nacht alles los war. Sein Kollege und er hat­ten sich gewun­dert, war­um in der Nacht lau­fend jemand in ihr Zimmer woll­te, zum Glück war es abge­schlos­sen. Doch von jedem Türrütteln und Klopfen wur­den sie wach. Erst gegen Morgen, als er selbst auf die Toilette muss­te, bemerk­te er die Schilder an der Türe.

Schülerstreich Nr. 3

Aufstand der Klasse

Autor: Harald Schneider

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Unsere Geschichtslehrerin Frau Marianne Klamm war in unse­rer Schule sehr beliebt, denn sie gab uns meis­tens nur wenig Hausaufgaben auf. Allerdings hat­te sie eine Angewohnheit, die wir für einen bestimm­ten Streich aus­nut­zen wollten.

Immer wenn es in der Klasse etwas laut her­ging, sag­te sie nur ein ein­zi­ges lau­tes Wort. „Kommt!“ Natürlich mein­te sie damit „Kommt, seid end­lich wie­der ruhig und kon­zen­triert euch auf den Unterricht!“

Eines Tages habe ich in der Pause vor der Geschichtsstunde mit mei­nen Klassenkameraden einen unse­rer berühm­ten Streiche aus­ge­heckt. Schnell waren wir uns einig, dass die gan­ze Klasse bei dem Streich mitmacht.

Voller Vorfreude gin­gen wir in den Unterricht zurück. In der ers­ten hal­ben Stunde pas­sier­te nichts und wir wur­den immer unge­dul­di­ger. Doch dann wur­de der Geräuschpegel grö­ßer und end­lich sag­te Frau Klamm das von uns allen lang erwar­te­te und sehn­süch­tig erhoff­te „Kommt!“

Wie auf Kommando stand die kom­plet­te Klasse auf und wir gin­gen, ohne ein Wort zu sagen, auf die ver­wun­der­te Frau Klamm zu. Erst unmit­tel­bar vor ihr blie­ben wir abrupt stehen.

Die arme Frau Klamm, man merk­te deut­lich, dass sie es mit der Angst zu tun bekam. Sie ver­lor bei­na­he die Fassung, schluck­te unauf­hör­lich und brach­te dann stot­ternd ein kur­zes ‚Was soll das?‘ her­vor. Mit weit geöff­ne­ten Augen starr­te sie uns an.

Ich bau­te mich vor ihr auf und sag­te mit einem fre­chen Grinsen: „Sie haben doch gera­de eben zu uns ‚Kommt!‘ gesagt, also sind wir gekommen.“

Frau Klamm stutz­te einen Moment, da sie das Wortspiel nicht sofort ver­stand. Kurz dar­auf fiel ihr aber ein Stein vom Herzen, sie atme­te erleich­tert auf und sag­te: „Ihr Schlawiner, ihr wisst genau, wie ich das gemeint habe.“ Daraufhin setz­ten wir uns wie­der auf unse­re Plätze.

Auch in der nächs­ten Stunde lach­ten wir noch aus­gie­big über unse­ren gelun­ge­nen Streich. Immerhin war dabei nichts kaputt­ge­gan­gen und lus­tig war die Sache auch.

Schülerstreich Nr. 2

Klassenzimmer

Wie man einen Lehrer zur Verzweiflung bringt

Autor: Harald Schneider

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Lehrer muss man ärgern, das ist für mich seit mei­nem ers­ten Schultag klar. Meine Schwester Melanie sieht das anders. Sie behaup­tet, dass ihr man­che Schulfächer sogar Spaß machen. Das glau­be ich aber nicht. Am liebs­ten spie­le ich mei­nen Lehrern Streiche. Besonders wenn unse­re Klasse einen neu­en Lehrer bekommt, macht das ziem­lich viel Spaß. Denn die neu­en Lehrer ken­nen uns noch nicht.

Als das Schuljahr anfing, beka­men wir einen neu­en Lehrer. Herr Müller war sein Name. Klar, dass ich mir da etwas Besonderes aus­dach­te und alle mei­ne Klassenkameraden mit­ge­macht haben.

Als Herr Müller zum ers­ten Mal in unse­re Klasse kam, stell­te er sich vor und sag­te uns gleich, dass er kei­ner­lei Schülerstreiche dul­de. Außerdem ken­ne er bereits alle Streiche.

Was er nicht wuss­te: Er befand sich bereits mit­ten in einem Streich, ohne es jedoch zu wis­sen. Er ver­lang­te von uns , dass wir klei­ne Namensschildchen auf­stel­len, damit er sich unse­re Vornamen schnel­ler mer­ken könne.

Das haben wir natür­lich sofort aus­ge­nutzt und unse­re Namen ver­tauscht. Ich hieß Max, Max schrieb Jonas auf sein Schild und Jonas nann­te sich in Finn um. Auch die Mädchen mach­ten mit: Anna hat­te sich auf Emma umge­tauft und Sophie auf Laura.

Wir muss­ten höl­lisch auf­pas­sen, damit wir nicht ver­se­hent­lich bei unse­rem rich­ti­gen Namen reagier­ten, wenn Herr Müller ihn aufrief.

Wir hat­ten den gan­zen Schultag unse­ren Spaß an der Verwechslungskomödie. Doch das war erst der Anfang.

Am nächs­ten Morgen haben wir näm­lich unse­re Namensschilder erneut ver­tauscht. Heute hieß ich nicht Max, son­dern Lukas. Julian hat­te sich Toms Schild geschnappt. Mia hat­te sich für Leonie ent­schie­den und Hanna gefiel der Name Alina. Ein heil­lo­ses Durcheinander war im Gange. Herr Müller ver­stand die Welt nicht mehr.

„Du warst doch ges­tern noch Jan!“, sag­te er zu Leon. Doch Leon behaup­te­te, dass er schon immer Noah hieß.

Unser Lehrer stand nach­denk­lich und sich rat­los am Kopf krat­zend vor uns. „So etwas ist mir noch nie pas­siert“, sag­te er schließ­lich. „Ich brin­ge alle eure Namen durch­ein­an­der. Wahrscheinlich liegt es dar­an, dass ich neu an die­ser Schule bin und mir die Namen der Schüler von meh­re­ren Klassen mer­ken muss. Aber bis mor­gen wer­de ich eure Namen bestimmt aus­wen­dig kennen.“

Da täusch­te er sich aller­dings. Auch am drit­ten Tag stell­ten wir wie­der unse­re Schilder um. In der ers­ten Stunde hat­ten wir noch unse­ren Riesenspaß.

Doch dann pas­sier­te aus­ge­rech­net mir ein klei­nes Missgeschick. Herr Müller kam auf mich zu und woll­te mir eine Frage stel­len. Er schau­te auf das Namensschild, schau­te kurz zu mir und dann zum zwei­ten Mal auf das Schild. „Du willst doch nicht behaup­ten, dass du Emily heißt!“, sag­te er zu mir.

Die gan­ze Klasse lach­te wie ver­rückt, weil ich aus­ge­rech­net das Schild eines Mädchens erwischt hatte.

Herr Müller ahn­te nun die Wahrheit. Er ging zu Tanja, oder jeden­falls zu der, die er für Tanja hielt und schnapp­te sich ihr Mathebuch. Er blät­ter­te es auf und las den Namen der Besitzerin: Lisa.

Nun war wohl eine Standpauke fäl­lig. Doch Herr Müller reagier­te ganz anders. „Ihr Bande“, sag­te er und lach­te dabei, „da ist euch doch tat­säch­lich gelun­gen, mich her­ein­zu­le­gen. Tja, auch ein Lehrer lernt nie aus.”

Schülerstreich Nr. 1

Martin-Luther-Straße

Martin Luthers 95 Thesen

Autor: Harald Schneider

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Mein jün­ge­rer Bruder Paul hat’s gut. Der hat nur ver­nünf­ti­ge Lehrer, die man ärgern kann. Bei mir an der Schule gibt’s fast nur komi­sche und stren­ge Lehrer. Zum Beispiel Herr Niklaus. Der ist schon uralt und unter­rich­tet Religion. Wir ver­mu­ten, dass er min­des­tens 500 Jahre alt ist und sich wei­gert, in Pension zu gehen. Und dann ist er auch noch streng wie die Hölle. Sobald er jeman­den beim Quasseln erwischt, hagelt es von Strafarbeiten. Das ist aber nicht mal das Schlimmste. Er nuschelt immer so fürch­ter­lich und ver­schluckt ganz oft die Endungen von Wörtern. Manchmal muss man echt raten, was er über­haupt gesagt hat.

Aber ein­mal haben wir ihn dran­ge­kriegt. Mit sei­nen eige­nen Waffen haben wir ihn geschlagen.

Doch zuerst mal von vorn: Vor einem Monat haben wir die 95 Thesen durch­ge­nom­men, die Martin Luther 1517 einer Legende zufol­ge an eine Kirchentür in Wittenberg anbrin­gen ließ. In der Pause nach der Unterrichtsstunde frag­te uns Kevin, was Luther mit sei­nem Anschlag eigent­lich bezweck­te. Als er uns das sag­te, lach­ten wir uns die hal­be Pause lang schlapp. Kevin hat­te auf­grund eines Missverständnisses näm­lich etwas ande­res verstanden.

Bei der ver­lach­ten Pause wäre es geblie­ben, wenn wir nicht drei Wochen spä­ter unser Schulfest gehabt hätten.

Jede Klasse, oder zumin­dest ein Teil davon, soll­te beim Tag der offe­nen Tür den anwe­sen­den Eltern ein bestimm­tes Thema aus dem Unterricht prä­sen­tie­ren. Und dazu fiel uns das Missverständnis von Kevin ein. Wir mel­de­ten uns bei Herrn Niklaus und sag­ten ihm, dass wir gern die 95 Thesen von Martin Luther prä­sen­tie­ren möch­ten. Unser Lehrer war ganz von den Socken und freu­te sich, dass wir uns dem reli­giö­sen Thema annäh­men. Er gab uns die Erlaubnis und wir kicher­ten wie blöd. Wenn das mal kein Fehler unse­res Lehrers war.

Endlich war es soweit. Am ver­gan­ge­nen Samstag war in unse­rer Schule der Tag der offe­nen Tür, den wir mit einem Schulfest fei­er­ten. Zuerst gab es lang­wei­li­ge Ansprachen unse­res Rektors und von diver­sen Lehrern. Niemand hör­te so rich­tig zu, wir Schüler schon gar nicht. Und die Eltern war­te­ten nur auf die Auftritte ihrer Kinder.

Zuerst gab es ein paar harm­lo­se Aufführungen, doch dann kamen wir an die Reihe. Herr Niklaus betrat die Bühne und stell­te das Projekt vor. Den Zuhörern soll­ten die 95 Thesen von Martin Luther prä­sen­tiert wer­den. Auch bei die­ser Vorstellung ver­schluck­te er ein paar Silben, was sicher­lich dem einen oder ande­ren auffiel.

Wir bau­ten auf der Bühne ein Flipchart auf, das mit einer Decke ver­hüllt war. Das haben wir uns wegen des Überraschungseffektes aus­ge­dacht. Herr Niklaus hat­te unser Projekt schließ­lich auch noch nicht gese­hen. Wir stell­ten uns dane­ben und lüf­te­ten unse­re Arbeit.

Ein Raunen ging durch den Zuschauerraum. Einige, die sofort ver­stan­den, lach­ten laut­hals her­aus. Ein paar Lehrer dreh­ten sich mit rotem Kopf zur Seite. Andere, die nichts ver­stan­den hat­ten, wur­den von den Nachbarn auf­ge­klärt. Schließlich brüll­te der gan­ze Saal vor Lachen.

Nur Herr Niklaus, der noch hin­ter dem Flipchart stand, ver­stand die Aufregung nicht. Langsam trat er vor die Tafel und bekam den Schock sei­nes Lebens.

Auf dem Plakat waren exakt 95-mal der Buchstabe „T“ abge­bil­det. Große Ts, klei­ne Ts, bun­te Ts, ver­schnör­kel­te Ts und karier­te Ts.

Im glei­chen Moment trat Kevin an den Bühnenrand und rief ins Publikum: „Meine sehr geehr­ten Damen und Herren: Wie Herr Niklaus gesagt hat, hier sind die 95 Ts von Martin Luther.“

Klar, wir waren die Helden des Tages. Sogar unser Rektor gra­tu­lier­te uns zu dem gelun­ge­nen Streich. Nur Herr Nicklaus war zunächst etwas sau­er. Doch auch er kam dar­über hinweg.