Cover Die wilden Vier und der Schatz im Rathauskeller

Die anti­ke Amphore 

Autor: Harald Schneider

Marc saß im Clubraum der wil­den Vier auf der brau­nen Ledercouch und strei­chel­te sei­nen unter­neh­mens­lus­ti­gen Dalmatiner Elvis.

Der Clubraum befand sich im Keller des Hauses der Zwillinge Kerstin und Kevin. Hier hat­ten die wil­den Vier seit gerau­mer Zeit ihre Zentrale. Fast jeden Mittag nach der Schule und auch an den meis­ten Wochenenden tra­fen sie sich an die­sem Ort.

Auf dem Schreibtisch hat­te Kerstin ihr Notebook ste­hen. In einer Ecke stan­den auf einem klei­nen Beistelltisch die Utensilien aus Sandras Detektivkasten: Reagenzgläser, klei­ne Fläschchen, Papierstreifen und in der Mitte das gro­ße Mikroskop. Auf einem Regal an der Wand stand die gro­ße Bluetooth-Box. Der Fußballkicker, den sie auf dem Sperrmüll gefun­den und selbst reno­viert hat­ten, war ihr gan­zer Stolz. Die Wände waren mit Postern von allen mög­li­chen Popstars und Sportlern zutapeziert.

„Schade, dass ich dich nach­her zu Onkel Franz zurück­brin­gen muss“, seufz­te Marc. „Er kommt heu­te von sei­ner Urlaubsreise zurück.“

„Mensch, du hast den Hund jetzt zwei Wochen lang jeden Tag um dich gehabt“, ver­such­te ihn sein Freund Kevin zu trös­ten. „Sei froh, dass du jetzt wie­der mehr Zeit für Kerstin, Sandra und mich hast. Dann kön­nen wir end­lich mal wie­der etwas Tolles aushecken.“

„Genau“, fiel ihm Sandra ins Wort. „Sonst schla­fen wir noch ein und unse­re Klassenkameraden nen­nen uns die müden Vier.“

Marc ver­zog für einen Moment miss­mu­tig sein Gesicht. Dann hat­te er eine Idee. „Mensch, kommt doch nach­her ein­fach mit. Dann kann uns mein Onkel von sei­ner Urlaubsreise erzählen!“

„Wo war er eigent­lich?“, woll­te Kerstin neu­gie­rig wissen.

„In Griechenland, glaub ich zumin­dest“, zöger­te Marc. „Jedenfalls dort, wo die vie­len Tempel sind und frü­her die olym­pi­schen Spiele stattfanden.“

Kerstin lach­te. „Ja, Griechenland ist schon rich­tig. Das hört sich echt inter­es­sant an. Ich kom­me auf jeden Fall mit! Ihr auch?“

Bald mach­ten sich die vier mit Elvis auf den Weg zu Marcs Onkel.

„Huch, das ist ja der reins­te Überfall“, rief Onkel Franz über­rascht und ließ bei­na­he sein Gepäck fal­len. Er war gera­de zuhau­se ange­kom­men und trug sei­ne Koffer die Treppen hoch, als die gan­ze Bande mit Elvis ange­stürmt kam.

„Passt doch ein biss­chen auf!“, schimpf­te er. „Ich habe wert­vol­le Sachen aus Griechenland mit­ge­bracht. Nicht, dass es noch Scherben gibt!“

Die wil­den Vier horch­ten auf. Wertvolle Sachen? Was moch­te das sein? Neugierig hal­fen sie dem Heimkehrer, die rest­li­chen Sachen in die Wohnung zu brin­gen. Der Dalmatiner stob schwanz­we­delnd und wenig hilf­reich zwi­schen den Beinen der Jugendlichen hin­durch auf der Suche nach etwas Essbarem.

„He, mein guter Elvis ist ja frech wie eh und je! Ich hof­fe, du bist gut mit ihm aus­ge­kom­men, Marc.“, frag­te Onkel Franz, als er die letz­ten Taschen in der Diele abge­stellt hat­te und schnau­fend die Eingangstür schloss.

„Ja, ja“, ant­wor­te­ten die vier Freunde unge­dul­dig im Chor.

„Was ist denn mit euch los?“, frag­te Franz erstaunt, wäh­rend er sei­nen immer noch schwanz­we­deln­den Dalmatiner strei­chel­te. „Ihr führt doch etwas im Schilde? Sagt es mir lie­ber gleich, was habt ihr ange­stellt? Habt ihr wie­der eines eurer haar­sträu­ben­den Abenteuer erlebt, wäh­rend ich in Urlaub war?“

„Nein, Onkel, bestimmt nicht“, wehr­te Marc rasch ab. „Wir sind nur neu­gie­rig, was du Wertvolles aus dem Urlaub mit­ge­bracht hast!“

„Ach, so ist das! Na dann …“

Onkel Franz öff­ne­te schmun­zelnd einen sei­ner Koffer und hol­te einen sehr gro­ßen Gegenstand her­vor, der sorg­fäl­tig in eine Decke ein­ge­wi­ckelt war. Es schien Ewigkeiten zu dau­ern, bis er das Ding aus­ge­packt hat­te. „Was sagt ihr dazu?“, frag­te er in die Runde und prä­sen­tier­te stolz ein sehr alt aus­se­hen­des töner­nes Gefäß mit zwei brei­ten Henkeln.

„Ist das nicht eine Amphore?“, frag­te Kerstin über­rascht. „Da haben frü­her die Griechen Wein und Öl drin auf­be­wahrt, nicht wahr?“

 „Das hast du rich­tig erkannt. Es ist eine anti­ke Amphore. Antik sagt man dazu, weil sie schon sehr, sehr alt ist.“

Sandra bestaun­te das wert­vol­le Gefäß von allen Seiten. Schließlich ent­deck­te sie meh­re­re selt­sa­me Zeichen auf dem Bauch der Amphore. „Was bedeu­ten die­se komi­schen Schriftzeichen auf der Seite? Da sind sogar Dreiecke dabei, das kann doch kein Mensch lesen!“

„Kein Wunder. Das ist alt­grie­chisch“, belehr­te sie Marcs Onkel. „So haben die Griechen frü­her geschrie­ben. Das ist übri­gens ein Beweis dafür, dass die­se Amphore weit über 2000 Jahre alt ist. Sie wird einen Ehrenplatz in mei­nem Wohnzimmer bekom­men.“ Zu Elvis gewandt füg­te er hin­zu: „Und du passt in Zukunft bes­ser auf, wenn du dei­nen Rentenanspruch nicht ver­lie­ren willst!“

 „Und wenn die Amphore eine Fälschung ist? Du kannst doch die Schrift gar nicht lesen, Onkel Franz“, frag­te Marc.

„Daran habe ich natür­lich auch gedacht, des­halb ließ ich mir den Text vom Händler über­set­zen, denn er hat mir gesagt, dass er Experte für alt­grie­chi­sche Texte ist. Hier lies mal vor.“ Er drück­te Kerstin einen klei­nen gefal­te­ten Zettel in die Hand.

Kerstin fal­te­te das Papier auf und las laut vor: „Zu Ehren von Panionios, dem Sklavenhändler, für die Aufbewahrung von Olivenöl des Ölbaums. Athen im Jahre 490 vor Christus.“

Schweigend bestaun­ten alle vier abwech­selnd den klei­nen Zettel mit der Übersetzung. Irgendetwas stimm­te hier offen­sicht­lich nicht. Doch was? Hätte man bloß bes­ser in der Schule auf­ge­passt! Onkel Franz sah die zwei­feln­den Gesichter der vier und frag­te erstaunt: „Was habt ihr denn? Ist irgend­et­was nicht in Ordnung?“

Sandra schüt­tel­te ener­gisch den Kopf und sah Marcs Onkel mit­lei­dig an. „Tut mir leid, aber ich glau­be, Sie sind auf einen Schwindel her­ein­ge­fal­len. Für uns steht das jeden­falls buch­stäb­lich fest.“

Frage: Warum waren sich die wil­den Vier sicher, dass es sich bei der Amphore um eine Fälschung handelte?

Antwort: .nedrew tlhä­zeg trubeG sutsirhC hcan erhaJ eid netrednuhrhaJ negi­nie ni ssad ‚nes­siw dnam­ein hcon etnnok ednewtieZ red rov erhaJ 094