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Ihr schleicht euch von der Rückseite der Hütte an. Es könn­te ja durch­aus sein, dass jemand von den Erwachsenen her­aus­kommt und euch dann sofort ent­deckt. Das Fenster der Hütte liegt in idea­ler Höhe. Bequem könnt ihr dar­un­ter knien und das Gespräch belau­schen. Gespannt hört ihr der Unterhaltung im Innern der Hütte zu.

„Ich will jetzt end­lich wis­sen, wo die neue Kartoffelsorte gepflanzt wurde.“

Die unbe­kann­te Stimme muss dem Vorarbeiter gehören.

Herr Zehfuß ant­wor­tet: „Welche Kartoffeln mei­nen Sie über­haupt? Wir tes­ten jedes Jahr neue Sorten. Was wol­len Sie eigent­lich damit?“

„Ich kann auch Gewalt anwen­den, wenn Sie mir nicht ver­ra­ten wol­len, wo die Schokoladenkartoffeln ange­baut werden.“

Jetzt ist es ein paar Sekunden still. Ihr schaut euch gegen­sei­tig an. Was meint der Vorarbeiter mit Schokoladenkartoffeln?

Schließlich hört ihr wie­der die Stimme von Herrn Zehfuß.

„Woher wis­sen Sie davon? Das ist doch alles streng geheim!“

Der Vorarbeiter lacht. „Ich habe mei­ne Spione. Die neu­en Kartoffeln mit Schokoladengeschmack wer­den bestimmt ein Verkaufsschlager. Jeder will nur noch die Schokokartoffeln haben, da bin ich mir sicher. Ich muss die Dinger haben. Ich baue sie selbst an und wer­de damit reich. So ein­fach ist das.“ Sein Lachen klingt jetzt sehr furchterregend.

Paul kramt in sei­nem Rucksack.

„Was willst du damit?“, flüs­tert Melanie.

„Lass mich mal machen, ich habe eine Idee.“ Er zieht aus sei­nem Rucksack eine Rolle Draht heraus.

„Hier, halt mal“, sagt er zu sei­ner Schwester und drückt ihr das Drahtende in die Hand. „Sobald die Sirene los­heult, hältst du den Draht etwa zehn Zentimeter vom Boden hoch. Aber gut fest­hal­ten, okay?“

Melanie nickt, ohne eine Ahnung von Pauls Plan zu haben. Paul schleicht an der Vorderseite der Hütte vor­bei zur ande­ren Seite.

Plötzlich beginnt wie aus hei­te­rem Himmel eine Polizeisirene zu heu­len, wie ihr sie manch­mal in ame­ri­ka­ni­schen Filmen hört. Laut und durch­drin­gend ist das Geräusch. Melanie weiß sofort, dass es ihr Bruder ist, der die Sirene so täu­schend echt imitiert.

„Paul sieht zu viel fern“, flüs­tert sie der erschro­cke­nen Franziska zu.

Sekunden spä­ter fliegt die Tür der Hütte auf und der Vorarbeiter rennt her­aus. Den Draht über­sieht er. Aus dem Rennen des Mannes wird ein Fliegen, als er sich mit den Füßen im Draht verfängt.

„Auf ihn mit Gebrüll“, schreit Paul, der sein Sirenengeheul been­det hat.

Herr Zehfuß und Franziskas Vater kom­men völ­lig ver­dat­tert aus der Hütte und trau­en ihren Augen nicht: Drei Jugendliche sit­zen auf dem Rücken des total ver­dreck­ten Vorarbeiters, der mit sei­nem Gesicht direkt in eine tie­fe Schlammpfütze gefal­len ist.

Franziskas Vater fackelt nicht lan­ge und ruft mit sei­nem Handy die Polizei. Der kräf­ti­ge Herr Zehfuß schnappt sich in der Zwischenzeit den über­wäl­tig­ten Vorarbeiter und fes­selt ihn mit einem Strick, den er in der Hütte gefun­den hat.

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