Eisbär

Die Palzki-Kids und der Besuch im Landauer Zoo 

Autor: Harald Schneider

Was konn­te für Jugendliche schlim­mer sein, als ein gemein­sa­mer Sonntagsausflug mit den Eltern? Der neun­jäh­ri­ge Paul wehrt sich mit Händen und Füßen.

„Mama, ich mag kei­ne Tiere im Zoo anschau­en. Unser Nachbar, Herr Ackermann, will mit mir heu­te Mittag unse­re Schule mit dem Polizeiband absper­ren, das ich ges­tern zufäl­lig in Papas Sachen gefun­den habe.”

Während sei­ne Mutter ent­geis­tert drein­schaut, ver­sucht es sei­ne älte­re Schwester Melanie bei ihrem Vater. „Daddy, du schimpfst doch immer über die vie­len Hunde und Katzen bei uns im Neubaugebiet. Im Landauer Zoo gibt es auch nur Tiere.”

Die Palzki-Kids haben kei­ne Chance. Sie müs­sen mit ihren Eltern nach Landau in den Zoo fah­ren. Wie so oft, lockert sich nach einer Weile die fami­liä­re Anspannung etwas auf.

„Paul, traust du dich, in den Tigerkäfig zu stei­gen?” Melanie grinst über das gan­ze Gesicht. „Ich foto­gra­fie­re dich auch dabei.”

Für die­sen Vorschlag ern­tet sie von ihrer Mutter einen bösen Blick. Aber Paul ist nicht auf den Mund gefal­len und meint zu sei­ner Schwester: „Wenn wir nicht auf­pas­sen, ver­ges­sen wir dich nach­her bei den Kamelen.”

Am hin­te­ren Ende des Parks befin­det sich die Zooschule. Zufällig hält dort an die­sem Sonntag ein bekann­ter Biologe einen Vortrag für Kinder und Jugendliche.

Der bestimmt zwei Meter gro­ße Mann hat einen gewal­ti­gen Vollbart und trägt einen Strohhut. „Ich habe zunächst über einen Monat lang Wildpferde auf der Osterinsel beob­ach­tet”, erzählt der Mann stolz, der sich als Fritz Liar vorstellt.

„Viel käl­ter wur­de es ein hal­bes Jahr spä­ter, als ich in der Nähe des Nordpols war”, fährt er nicht min­der stolz fort. „Dort muss man sich höl­lisch vor den Eisbären in Acht neh­men, auch wenn die nor­ma­ler­wei­se nur Pinguine und ande­re Tiere fres­sen. Einmal bin ich so einem Eisbären nur äußerst knapp entkommen.”

Herr Liar wischt sich den Schweiß von der Stirn. „Vor zwei Wochen habe ich im bra­si­lia­ni­schen Amazonas geba­det, obwohl es dort von Piranhas nur so wim­meln soll. Diese Fische kön­nen zwar gefähr­lich wer­den, die Horrorgeschichten, die über die Piranhas erzählt wer­den, sind jedoch meist nur erfunden.”

„Was ist denn mit euch los?”, fragt Melanie und Pauls Vater sei­ne Kinder über­rascht, als die­se gera­de den Raum ver­las­sen wol­len. „Der Vortrag ist doch höchst inter­es­sant”, meint er.

Die Palzki-Kids blei­ben ste­hen und dre­hen sich zu ihrem Vater um. „Interessant? Von die­sem Lügner wol­len wir bestimmt nichts wis­sen. Der ist nie und nim­mer ein Biologe.”

Frage: Was ist den Palzki-Kids aufgefallen?

Antwort: .lopdüS ma eniugniP dnu lopdroN ma nebel neräbsiE