Cover Die wilden Vier - Band 3

Der fal­sche Zeitungsartikel

Autor: Harald Schneider

Wie fast jeden Nachmittag tra­fen sich die wil­den Vier zuhau­se bei den Zwillingen Kerstin und Kevin. Im Keller des Hauses hat­ten sie ihren eige­nen Clubraum, den sie nach ihren Wünschen gestal­tet und ein­ge­rich­tet hat­ten. Marc und auch Sandra, die erst seit die­sem Schuljahr in Ludwigshafen wohn­te und auf Anhieb Mitglied der wil­den Vier gewor­den war, mach­ten dort häu­fig ihre Hausaufgaben.

Es war gera­de eine gute Woche her, seit die wil­den Vier zusam­men mit ihrem über­aus neu­gie­ri­gen Dalmatiner Elvis und ihrem Klassenkameraden Daniel haar­sträu­ben­de Abenteuer im Keller des Rathauscenters erlebt hatten.

Sandra saß tief­ge­bückt über ihrem Mikroskop. An einem klei­nen Rädchen stell­te sie die größt­mög­li­che Vergrößerung ein. Mit ruhi­ger Hand ver­schob sie mil­li­me­ter­wei­se die zwei klei­nen Glasblättchen unter der Vergrößerungslinse.

Kevin schau­te ihr bereits eine gan­ze Weile inter­es­siert zu. Schließlich sprach er sie an: »Ich glau­be, Sherlock Holmes könn­te bei dir noch etwas ler­nen. Dir scheint nichts zu ent­ge­hen. Für mich sieht das, was du da unter­suchst, wie ein klei­ner Dreckhaufen aus.«

»Mensch Kevin, wie oft muss ich dir das noch erklä­ren. Sherlock Holmes ist nur eine erfun­de­ne Romanfigur die nie gelebt hat. Wir dage­gen sind aus Fleisch und Blut und leben in der Realität. Außerdem ist das kein Dreckhaufen son­dern ein wich­ti­ges Beweisstück.«

»Haha, was willst du mit die­sem Lehmbröckchen bewei­sen? Dreck bleibt Dreck!«

Sandra schau­te ihrem Kameraden Kevin fest in die Augen, über­leg­te einen Moment und ant­wor­te­te dann schel­misch grin­send: »Klar ist das Dreck. Damit habe ich bewie­sen, dass du dir heu­te nicht die Zähne geputzt hast!«

Kevins Zwillingsschwester Kerstin schau­te zu ihrem Bruder und fing an zu lachen. »1:0 für dich, Sandra.«

Kevin dreh­te sich Grimassen schnei­dend um. Solche Späße kann­te er zur Genüge. Deshalb fühl­te er sich auch nicht im Geringsten belei­digt. Das nächs­te Mal war sicher­lich er wie­der an der Reihe, um einen Spaß auf Kosten ande­rer zu machen.

Währenddessen blät­ter­te Marc in der Tageszeitung, die er heu­te Morgen von sei­nem Onkel Franz bekom­men hat­te. Normalerweise las er nur die Sportbeilage, der Rest inter­es­sier­te ihn nicht wei­ter. Doch heu­te schien er in die regio­na­len Nachrichten ver­tieft zu sein. Kopfschüttelnd las er die Überschriften und blät­ter­te wei­ter. Nach vier oder fünf Seiten wur­de er end­lich fündig.

»Da schau an! Wie mein Onkel gesagt hat: Die Rheinpfalz berich­tet auf einer hal­ben Seite von unse­rem letz­ten Abenteuer im Rathauskeller. Sogar mit einem Foto von uns. Unten rechts haben sie sogar einen Plan des unter­ir­di­schen Labyrinths abge­druckt. Und jetzt kommt das Beste: Die Stadtverwaltung will ein­mal monat­lich Führungen durch die­se Kellergewölbe anbie­ten. Die Besichtigung soll im Rathaus begin­nen. Der ver­schüt­te­te Stollen wird in die­sen Tagen wie­der freigelegt.«

Sandra sah von ihrem Mikroskop auf. »Brauchen die noch Führer für ihre Touren? Das wäre was für uns. Immerhin haben wir die Gewölbe entdeckt.«

Kevin hat­te den Artikel inzwi­schen eben­falls über­flo­gen und brum­mel­te vor sich hin. »Mich ärgert bloß, dass die Zeitungsleute drei­mal die­sen Daniel erwähnt haben. So wich­tig war der nun auch wie­der nicht.«

»Na ja, ohne Daniel hät­ten wir kei­ne Verbindung zu Jutta Marsanek bekom­men und das Abenteuer hät­te erst gar nicht statt­ge­fun­den«, ver­tei­dig­te Kerstin Daniel, den sie ganz gern mochte.

»Ja, ja, dein Daniel«, läs­ter­te ihr Bruder. »Letztens hat der Angeber in der Pause behaup­tet, dass er in der Schule nur Einser schrei­ben würde.«

»Stimmt doch«, fiel ihm Marc lachend ins Wort. »Er kann halt nur Einser schrei­ben, ande­re Zahlen hat er nie gelernt!«

Alle lach­ten über den gelun­ge­nen Scherz. Sogar Kerstin konn­te nicht ernst bleiben.

Sandra hat­te wäh­rend der all­ge­mei­nen Erheiterung eine Schere aus der Schublade des Schreibtisches gekramt und begann, den Zeitungsartikel aus­zu­schnei­den, um ihn in ihren Streich- und Abenteuerordner abzu­hef­ten. Der Ordner hat­te inzwi­schen einen recht ansehn­li­chen Umfang. Vor allem die Beschreibungen der vie­len Streiche nah­men eine Menge Platz ein.

Während Sandra her­um­schnip­pel­te, ent­deck­te sie einen wei­te­ren inter­es­san­ten Artikel, der auf der glei­chen Seite der Zeitung stand.

»Schaut euch mal das Foto auf die­ser Seite an. Die Bildunterschrift sagt, dass es sich um ein Schwarzweiß-Foto han­delt, das zu Beginn des 19. Jahrhunderts ent­stan­den ist. So hat also damals der Ludwigshafener Ortsteil Mundenheim aus­ge­se­hen, in dem wir jetzt leben. Da war Mundenheim ein klei­nes Dorf und gehör­te noch nicht zu Ludwigshafen.«

Kevin und Kerstin beug­ten sich zu Sandra, um sich das Foto anzu­schau­en. »Mensch, da gab es ja noch nicht ein­mal Autos. Seht mal, die vie­len Pferdefuhrwerke.«

»Und schaut euch die Männer an, die alle Hüte tra­gen. Das sieht lus­tig aus.«

Kerstin las den dazu­ge­hö­ren­den Text. »Da steht, dass vor über 100 Jahren eine Lokalbahn durch Mundenheim geführt hat und immer wie­der die Pferde der Bauern scheu­en ließ. Das Dorfzentrum hieß damals ›Börse‹, heu­te heißt die Kreuzung ›Am Schwanen‹, benannt nach einer Wirtschaft, die es nicht mehr gibt.«

Marc saß eine Zeit dane­ben und kraul­te sei­nen Dalmatiner Elvis, der dies in vol­len Zügen genoss. »Zeigt mal her«, unter­brach er aus hei­te­rem Himmel sein selbst­auf­er­leg­tes Schweigegelübde. Er riss Sandra die Zeitung aus den Händen und sah auf den Bericht.

Schon nach weni­gen Sekunden gab er ihr die Zeitung kopf­schüt­telnd zurück. »Die Redakteure könn­ten ihre Artikel mal ein biss­chen sorg­fäl­ti­ger schrei­ben. Da hat sich mal wie­der ein ganz dicker Fehler eingeschlichen!«

Frage: Was fiel Marc an dem Zeitungsartikel auf? Was stimm­te nicht?

Antwort: .nna­geb 1091 rhaJ mi seh­clew ‚strednuhrhaJ .02 sed nnigeB ned hcil­niehcs­rhaw etniem ruetkadeR reD .ned­nuf­re thcin hcon eifargotoF eid raw tieZ res­eid uZ .nem­mats strednuhrhaJ .91 sed nnigeB mov etl­los otoF saD