Cover Die wilden Vier und der Schatz im Rathauskeller

Im Gewölbe

Autor: Harald Schneider

Nun wurde das nächste Geheimnis gelüftet. Marc hatte bereits versucht herauszufinden, warum der Mann eine Stofftasche mit sich trug, durch die sich ein länglicher Gegenstand abzeichnete. Die Lösung war einfach: Er öffnete die Tasche und zog eine schwere Brechstange heraus. Das gebogene Ende steckte er in eines der kleinen Löcher, die rings um den Kanaldeckel angeordnet waren. Dann hebelte er am anderen Ende der Brechstange in Richtung Deckelmitte. Wie von Geisterhand öffnete sich der schwere Kanaldeckel und fiel nach einem kräftigen Ziehen mit der Oberseite nach unten neben den Schacht, der nun sichtbar wurde.

Kevin hatte sich mit seiner Taschenlampe bewaffnet und leuchtete in das dunkle Loch. „Spitze! Da sind sogar Trittstufen an der Seite“, jubelte er.

Sandra hingegen überlegte laut: „Und was passiert, wenn jemand den Deckel zumacht, solange wir unten sind? Und Elvis können wir auch nicht mitnehmen. Einer von uns muss hierbleiben.“

„Ich nicht“, maulte Marc. „Soll das unser Neuzugang Daniel machen. Dann kann er sich bewähren.“

„Ich will aber auch mit runter“, beschwerte sich Daniel und schaute böse drein. „Soll jemand von euch bei dem Hund bleiben. Ich kann ihn sowieso nicht leiden.“

So ging es eine Weile hin und her. Schließlich wurde es Karl zu dumm. „Entweder ihr entscheidet euch, oder ich gehe alleine runter.“

Daraufhin gelang es Kerstin, Daniel zu überzeugen. „Sieh mal, das ist eine vertrauensvolle Aufgabe. Wir legen unsere Sicherheit in deine Hände. Und wenn wir was gefunden haben, hole ich dich sofort. Versprochen!“

Mit Murren machte es sich Daniel neben dem Schacht auf dem Boden bequem. Elvis setzte sich mit gebührendem Sicherheitsabstand auf die andere Seite der Öffnung.

Für Kevin, der die Trittstufen nach unten nahm, war die Reise nach drei Metern Tiefe zu Ende. „Hier hört der Schacht schon auf“, schrie er nach oben. „Das scheint eine Sackgasse zu sein.“

Kerstin leuchtete von oben ihrem Bruder entgegen. „Schau dich genau um. Da muss es irgendwo weitergehen. Sonst hätten der Schacht und der Kanaldeckel überhaupt keinen Sinn.“

Kevin untersuchte die Wände der Röhre ganz genau, was wegen der Enge nicht einfach war. „Du hast Recht, Schwesterlein“, schrie er Sekunden später hinauf. „Da ist eine Metalltür auf der Seite. Ich versuche, sie zu öffnen.“

Oben hörten sie es laut knirschen und danach gab es einen lauten Knall.

„Ist was passiert?“, riefen alle zeitgleich in das Loch, aus dem dicker Staub aufstieg.

Zuerst kam nichts, dann hörten sie Kevin husten, und schließlich meldete er sich: „Ein Glück, dass die Tür nicht in die Röhre gefallen ist, sonst könntet ihr mich jetzt als Briefmarke ins Album kleben. Diese Tür ist plötzlich nach innen in einen Hohlraum gefallen. Ich bin mir nicht mal sicher, ob sie überhaupt Scharniere hatte. Der Staub ist noch zu stark.“

Nach ein paar Minuten hatte sich der Staub gelegt und Kevin konnte den Hohlraum inspizieren. „Hey, also ihr könnt es glauben oder auch sein lassen. Da ist ein Riesensaal. Ich schlüpfe durch das Loch. Ihr könnt nachkommen!“

Einer nach dem anderen folgte Kevin die Metallstiegen hinunter und durch die Öffnung in den großen Raum. Karl folgte ihnen zuletzt. Die Wände des Saales waren mit kleinen Backsteinen gemauert, so wie es vor vielen Jahrzehnten üblich gewesen war. Der Boden bestand aus gestampftem Lehm und war feucht. An manchen Stellen sah man kleine Rinnsale aus den Wänden kommen, die überall Wasserlachen bildeten.

Am hinteren Ende des Saales waren direkt nebeneinander vier Durchgänge in Form von gemauerten Rundbögen zu sehen. Kerstin holte ihre Digitalkamera aus ihrem Rucksack und schoss ein paar Fotos. Natürlich mit Blitzlicht, denn außer den Taschenlampen gab es keine weiteren Lichtquellen.

Nun begann Karl mit einer Erklärung: „Wie ihr sicherlich beim Runterklettern bemerkt habt, befinden wir uns ungefähr drei Meter unter dem Erdreich. Diesen Raum nutzte man während der Kriegszeiten als Schutzbunker für die Einwohner. Es soll noch mehr davon geben. Man hat diese Bunker während des Krieges angelegt und miteinander verbunden. Zur Sicherheit hat man dann die Stollen auch mit dem Kellerlabyrinth des Bahnhofes verbunden. Das Ganze lief damals ziemlich unkoordiniert und in aller Eile ab. Deswegen gibt es keine vollständigen Pläne.“

Die wilden Vier waren beeindruckt.

„Und jetzt seid ihr dran mit eurem Teil der Verabredung. Zeigt mir den Plan“, forderte Karl sie auf. Sandra zuckte mit den Achseln und öffnete ihren Rucksack.

„Sie haben sich bestimmt mehr versprochen. Unser Plan ist mitnichten ein Gesamtplan. Es sind nur ein paar Räume eingezeichnet.“ Mit diesen Worten übergab sie ihm eine Kopie des Zettels.

Der Mann riss ihr das Papier förmlich aus der Hand und studierte ihn sehr lang. „Das ist ja gar nichts!“, motzte er nach einer Weile drauf los. „Damit kann keiner was anfangen. Und was sollen die komischen Abkürzungen?“

Die Jugendlichen standen daneben und gaben keine Antwort. Schließlich machte Sandra einen Vorschlag: „Sie haben bestimmt das gleiche Ziel wie wir, oder? Sie wissen genau, was in dem Raum ist, der auf dem Plan mit einem X gekennzeichnet ist. Wollen wir uns nicht gemeinsam auf den Weg machen?“

Der Mann nickte. „Okay, lasst es uns gemeinsam versuchen. Wir müssen systematisch vorgehen. Mit welchem Durchgang wollen wir beginnen?

„Das überlassen Sie am besten den wilden Vier“, meinte Sandra. Sie ging zum linken Rundbogen und markierte ihn mit einem Stück Kreide, das sie aus ihrem Rucksack zauberte. Die Gruppe ging durch den markierten Bogen. Ein breiter Gang verlief schnurgerade von ihm ab.

 „Mensch, der Gang geht schräg nach unten“, bemerkte Marc. „Das Labyrinthsystem verläuft über mehrere Stockwerke. Hoffentlich finden wir Sandras Kreidestriche wieder.“

Im Dunkeln kommen einem Wege stets länger vor, als sie tatsächlich sind. Alle bildeten sich ein, bereits mehrere Hundert Meter gelaufen zu sein, in Wirklichkeit waren es höchstens fünfzig, als sie in einen weiteren Raum gelangten, der ungefähr halb so groß war wie der erste. Auch von hier gingen wiederum vier Stollen ab.

„Ganz schön kompliziert, hier unten. Welche Richtung nehmen wir?“

„Wieder den linken Weg.“ Sandra markierte den Durchgang.

Schließlich erreichten die Schatzsucher einen dritten Raum, der dem zweiten aufs Haar glich. Nur war dieser nicht leer. Marc hatte die hölzerne Kiste entdeckt und lief zu ihr. Karl blieb zunächst ihm Hintergrund, doch seine Stofftasche hielt er fester in der Hand.

„Igitt, die ist ganz nass und ölig“. Angeekelt zog Marc seine Finger zurück.

Kevin trat zu ihm, bückte sich und öffnete die Kiste, deren Deckel lose aufgelegt war. „Machst du ein Theater wegen des bisschen Schmutzes.“

Fünf Augenpaare starrten in die Kiste. Bis auf eine alte Ledermappe war sie leer. Ihr erwachsener Begleiter wollte sich diese Mappe schnappen, doch Kerstin war schneller. „Mal schauen, was wir gefunden haben“, lächelte sie. Sie öffnete den Ledereinband, der mit einer Schnur verknotet war. Zum Vorschein kam ein mehrfach gefaltetes Stück Pergamentpapier.

„Das sieht aus wie ein Plan.“ Aufgeregt stand Kevin daneben, als seine Schwester das Papier auffaltete.

Der Fremde drängte sich in den Vordergrund. „Lasst mich mal sehen. Das sieht höchst interessant aus.“ Er breitete die Karte waagerecht aus und gab Sandra ein Ende in die Hand. „Halt mal, dann können wir alle gleichzeitig drauf schauen.“

Zu fünft blickten sie auf das gefundene Pergament. Es war in der Tat ein Plan. Der Fremde wurde vor Aufregung zappelig. „Das ist unglaublich. Das ist ein Grundriss der Gewölbe und der Verbindungstunnel. Die großen Flecken sind die Schutzräume.“

Marc betrachtete den Rand genauer. „Leider fehlt der Übergang zum Hauptbahnhof und eine Legende ist auch keine drauf. Da oben steht zwar Ludwigshafen-Mitte, es ist aber nicht erkennbar, wie herum der Plan gehört und wo die Himmelsrichtungen sind. Solange wir das nicht wissen, hilft uns der Grundriss nicht weiter. Wir wissen immer noch nicht, in welche Richtung wir müssen.“

„Oh doch“, antwortete Kevin. „Ich denke, dass ganz klar ist, auf welcher Seite der Karte der Übergang zum Hauptbahnhof sein muss!“

Frage: Welche Seite meinte Kevin und wie ist er darauf gekommen?

Antwort: .etssum nies suahtaR .wzb fohnhaB muz gnagrebÜ red nebo etraK red fua ssad ,ralk osla raw niveK .negeil etiesdroN red fua ,tedlibba eblöweG sad red ,nalP menie fua gnagrebÜ red ssum hcilgloF .nednufeg etiesdüS red fua neblöwegrelleK ned uz gnaguZ ned eis nebah ,neraw sesuahtaR sed relleK mi reiV nedliw eid slA .sthcer netsO dnu sknil netseW ,netnu tsi nedüS .ralk negnuthcirslemmiH eid dnis osla ,’ettiM-nefahsgiwduL‘ thets nebO .tsi nebo nedroN ssad ,hcilbü netraK ieb se tsi nenie muZ .nereinibmok etssum niveK