cover-wilde-vier-band-1

Die wil­den Vier sind komplett

Autor: Harald Schneider

Am nächs­ten Tag, gleich nach der Schule, tra­fen sich die Freunde mit Sandra. Sie woll­ten ihrer neu­en Freundin zum ers­ten Mal den Clubraum der wil­den Drei zei­gen. Sandra war sehr auf­ge­regt, als ihre Schulkameraden sie die Treppe hin­un­ter in den Keller führten.

Die Schülerin staun­te nicht schlecht und war über die gelun­ge­ne Einrichtung und die geheim­nis­vol­le Atmosphäre, die der Raum aus­strahl­te, sehr über­rascht. Früher wur­de der Kellerraum von den Eltern der Zwillinge als Gerümpellager genutzt. Kevin und Kerstin hat­ten ihn vor einem Jahr zusam­men mit Marc reno­viert. Zunächst hat­ten sie gründ­lich aus­ge­mis­tet und den gan­zen alten Kram, den nie­mand mehr brauch­te, zum Sperrmüll gebracht. Danach ver­schö­ner­ten sie die Wände mit bun­ten Farben. Freilich sah man davon mitt­ler­wei­le nicht mehr all­zu viel, da sie alles mit unzäh­li­gen Postern von Popstars, Sportlern und Fußballmannschaften geschmückt hatten.

Die Eltern von Kerstin und Kevin hat­ten anfangs auch ein Wörtchen mit­zu­re­den. Deshalb bestan­den sie dar­auf, an die Decke lärm­däm­men­de Styroporplatten zu kle­ben, damit der Geräuschpegel ein Stock höher in ihrem Wohnzimmer eini­ger­ma­ßen erträg­lich blieb.

Im Clubraum stand eine alte Couch mit zwei pas­sen­den Sesseln, die Marc von sei­nem Onkel bekom­men hat­te. Ein ova­ler Tisch vor der Couch, eine klei­ne Musikanlage sowie ein Schreibtisch, auf dem Kerstins Notebook stand, mach­ten das Inventar komplett.

An der Innenseite der Eingangstür hing eine beträcht­lich abge­nutz­te Dartscheibe, die mit einem Dutzend Pfeilen gespickt war. Am ande­ren Ende des Raumes, unter­halb des ein­zi­gen Fensters, stand ein Fußballkicker, den sie in einem recht erbärm­li­chen Zustand auf dem Sperrmüll gefun­den und in mühe­vol­ler Kleinarbeit auf­ge­mö­belt hatten.

Sandra schau­te sich inter­es­siert die vie­len Poster an. Ihre Lieblings-Boygroup hing direkt neben der Tür, wor­über sie sich beson­ders freu­te. Die sehr umfang­rei­che Musik-Sammlung, die Kerstin und Kevin gemein­sam gehör­te, gefiel ihr ebenfalls.

„Einfach toll“, Sandra war begeis­tert. „Dieser Raum ist wirk­lich super­ge­ni­al. Hier kann man es echt gut aushalten!“

Die ande­ren drei freu­ten sich über das dicke Kompliment ihrer Klassenkameradin. Sandra mach­te es sich in einem der bei­den Sessel gemüt­lich. Sie schau­te sich wei­ter­hin im Raum alles ganz genau an, denn es konn­te ja sein, dass es noch etwas Neues zu ent­de­cken gab. Ihr Blick fiel auf einen dicken Ordner, der auf dem Couchtisch lag. Er war mit einem selbst gemal­ten Etikett ver­ziert. Sie nahm den schwe­ren Aktenordner in die Hand und las den Titel, der in gro­ßer, ver­schnör­kel­ter Schrift auf der Vorderseite stand:

‚Die Streiche der wil­den Drei‘

Verwundert schau­te sie die ande­ren an, bis Kerstin sich nicht mehr zurück­hal­ten konn­te und laut zu lachen begann.

„Ja, du musst wis­sen, wir sind durch unse­re lus­ti­gen Streiche, vor denen nichts und nie­mand sicher ist, zu so etwas wie Berühmtheiten gewor­den. Eines Tages haben uns die Lehrer des­halb den Spitznamen ‚die wil­den Drei‘ verpasst.“

„Und nach jeder erfolg­rei­chen Aktion“, ergänz­te Marc, „schrei­ben wir seit­dem alle unse­re glor­rei­chen Heldentaten ganz genau auf und sam­meln sie in die­sem Ordner.“

„Du kannst ger­ne mal rein­schau­en! Erst ges­tern Abend ist ein neu­es Kapitel hin­zu­ge­kom­men. Ich habe die Geschichte mit dem Computerdiebstahl auf­ge­schrie­ben und gleich ein­sor­tiert“, erklär­te Kerstin.

„Das Rätsel mit den ver­schwun­de­nen Weinflaschen darf natür­lich auch nicht feh­len. Schau dir die Geschichten ruhig an, denn du spielst ja schließ­lich die Hauptrolle in dem span­nen­den Geschehen um das Geheimnis der gestoh­le­nen Computer.“

Sandra öff­ne­te neu­gie­rig den Ordner und las ein mit der Hand geschrie­be­nes Inhaltsverzeichnis. Es bestand aus recht vie­len Einträgen. Als ers­tes fiel ihr Blick auf das Kapitel ‚Aufstand der Klasse‘. Jetzt wur­de sie so rich­tig neu­gie­rig. Sie such­te schnell nach dem ent­spre­chen­den Kapitel und begann zu lesen:

‚Aufstand der Klasse‘

Unsere Geschichtslehrerin Frau Klamm hat­te eine Angewohnheit, die wir für einen bestimm­ten Streich aus­nut­zen woll­ten. Immer wenn es in der Klasse etwas laut her­ging, sag­te sie nur ein ein­zi­ges Wort. „Kommt!“ Natürlich mein­te sie damit „Kommt, seid end­lich wie­der ruhig!“

Eines Tages, hat­ten wir in der Pause vor der Geschichtsstunde mit unse­ren Klassenkameraden wie­der einen unse­rer berühm­ten Streiche ausgeheckt.

Voller Vorfreude gin­gen wir in den Unterricht zurück. In der ers­ten hal­ben Stunde pas­sier­te nichts. Dann wur­de der Geräuschpegel immer grö­ßer und end­lich kam es, das von uns allen lang erwar­te­te und sehn­süch­tig erhoff­te „Kommt!“

Wie auf Kommando stan­den wir alle auf und gin­gen auf die ver­wun­der­te Frau Klamm zu. Erst unmit­tel­bar vor ihr blie­ben wir abrupt stehen.

Die arme Frau Klamm, man merk­te deut­lich, dass sie es mit der Angst zu tun bekam. Sie ver­lor bei­na­he die Fassung, schluck­te unauf­hör­lich und brach­te dann stot­ternd ein kur­zes ‚Was soll das?‘ heraus.

Spontan ant­wor­te­te ihr Kevin: „Sie haben doch gera­de eben zu uns ‚Kommt!‘ gesagt, also sind wir gekommen.“

Frau Klamm stutz­te einen Moment, weil sie das Wortspiel nicht sofort ver­stand. Kurz dar­auf fiel ihr aber ein Stein vom Herzen, sie atme­te erleich­tert auf und sag­te: „Ihr Schlawiner, ihr wisst genau, wie ich das gemeint habe.“

Sandra muss­te laut lachen, als sie die Geschichte zu Ende gele­sen hat­te und grins­te ver­schmitzt über bei­de Wangen. „Da habt ihr euch euren Namen aber wirk­lich ver­dient. Sind alle eure Streiche so lus­tig?“, frag­te sie zu Kerstin gewandt, die gera­de ange­fan­gen hat­te, etwas mit Filzstift auf ein Blatt Papier zu malen.

„Na, logisch“, ant­wor­te­te die Angesprochene. „Lies mal die Story von unse­rer München-Fahrt. Dann weißt du, wie es bei uns zugeht!“

Sie schlug das besag­te Kapitel auf und hielt es Sandra vor die Nase.

‚Eine unru­hi­ge Nacht‘

Im letz­ten September mach­te unse­re Klasse einen fünf­tä­gi­gen Ausflug nach München. Es war für uns alle ein beson­de­res Erlebnis, an das wir lan­ge und ger­ne zurück­den­ken wer­den. Wir fuh­ren zum Bavaria Filmstudio, besuch­ten das Deutsche Museum und sahen die Gemäldeausstellung in der neu­en Pinakothek. Doch das Beste kam erst noch.

Wir quar­tier­ten uns im Haus der Jugend ein. Es bestand aus einem rie­si­gen Komplex mit unzäh­li­gen Gästezimmern. Im Keller befand sich sogar eine eige­ne Diskothek. Unsere Klasse war in Mehrbettzimmern unter­ge­bracht. Die Lehrer, Herr Neumann und Herr Sänger, hat­ten gemein­sam ein eige­nes Zimmer am Ende des lan­gen Flures bezo­gen. Es befand sich in unmit­tel­ba­rer Nähe der Waschräume und Toiletten.

Es war ein spon­ta­ner Einfall von Marc, als wir am drit­ten Tag ein paar Stunden allei­ne durch die Fußgängerzone Münchens streif­ten. Wie immer waren wir drei gemein­sam unter­wegs. Vor einem Schildergeschäft hielt Marc plötz­lich und ohne Vorwarnung an und sag­te zu uns:

„Da müs­sen wir unbe­dingt rein.“

Wir hat­ten kei­ne Ahnung, was das Ganze zu bedeu­ten hat­te, den­noch folg­ten wir ihm in den Laden. Marc such­te lan­ge in einem Regal, in dem unzäh­li­ge ver­schie­de­ne Schilder lagen. Schließlich wähl­te er zwei aus, deren Rückseiten selbst­kle­bend waren. Wir frag­ten ihn nach dem Grund, aber er ver­riet uns nicht, wozu er die­se Dinger gebrau­chen wür­de. Wir ver­such­ten den gan­zen Tag, etwas über sein Geheimnis in Erfahrung zu brin­gen, aber Marc ver­riet abso­lut nichts. Er behielt sei­nen Plan für sich und schwieg eisern.

Spätabends, wir waren bereits auf unse­ren Zimmern und die Schilder waren längst ver­ges­sen, da for­der­te uns Marc auf, mit nach drau­ßen zu kom­men. Er klopf­te noch lei­se an die Nachbartüre, um Kerstin zu holen. Auch die ande­ren Mädchen, die das Zimmer mit ihr teil­ten, wit­ter­ten zu Recht einen Streich und folg­ten Marc in Richtung Flurende.

Vor der Tür unse­rer Lehrer zog er die bei­den Klebeschilder aus sei­ner Tasche und befes­tig­te sie in Kopfhöhe vor­sich­tig auf der Tür. Fast hät­ten wir uns ver­ra­ten, weil eini­ge von uns sich nicht beherr­schen konn­ten und laut lachen muss­ten. Doch unse­re Lehrer schlie­fen wahr­schein­lich längst tief und fest. So konn­ten wir in Ruhe unser Werk betrachten.

‚Damen‘     und     ‚Toiletten‘

stand in gro­ßen Buchstaben auf den Schildern. Wir stell­ten uns bild­lich vor, was in die­ser Nacht alles pas­sie­ren könn­te. Es ging dabei hoch her. Jedenfalls dau­er­te es sehr lan­ge, bis in unse­ren Zimmern Ruhe einkehrte.

Am nächs­ten Morgen waren wir sehr neu­gie­rig und saus­ten so schnell wie es ging aus unse­ren Stuben, um mög­lichst unauf­fäl­lig am Lehrerzimmer vor­bei zu schlen­dern. Nichts geschah. Die Schilder waren ein­fach weg. Das war für uns alle sehr ent­täu­schend. Inzwischen hat­te sich der Streich in der gan­zen Klasse her­um­ge­spro­chen und immer mehr Klassenkameraden kamen aus ihren Zimmern und stan­den im Flur herum.

Erst beim Frühstück ver­mu­te­ten wir den Erfolg, als sich Herr Neumann und Herr Sänger völ­lig über­mü­det an unse­ren Tisch setz­ten und dau­ernd ein Gähnen unter­drü­cken muss­ten. Doch sie spra­chen kein Wort. Das war ihre Art der Rache, da waren wir uns sicher. Sie ver­dar­ben uns damit die gan­ze Freude an unse­rem Streich.

Erst eine Woche spä­ter, nach­dem wir wie­der von unse­rer Reise zurück waren, hob Herr Neumann wäh­rend des Unterrichts auf ein­mal uner­war­tet die bei­den Schilder hoch und frag­te nach dem Eigentümer. Es brach eine rie­si­ge Lachsalve los. Da konn­te selbst Herr Neumann nicht mehr ernst blei­ben. Er erzähl­te uns, was in die­ser Nacht so alles los war. Sein Kollege und er hat­ten sich gewun­dert, war­um in der Nacht stän­dig jemand in ihr Zimmer woll­te, zum Glück war es abge­schlos­sen. Doch von jedem Türrütteln und Klopfen wur­den sie wach. Erst gegen Morgen, als er selbst auf die Toilette muss­te, bemerk­te er die Schilder an der Tür.

Sandra muss­te erneut laut­hals lachen. „Das ist ein­fach fan­tas­tisch! Wie kommt ihr nur auf die tol­len Ideen?“

„Die meis­ten Streiche sind hier in unse­rem Clubraum ent­stan­den. Und die Pläne haben wir dann zusam­men wei­ter­ent­wi­ckelt, bis sie brauch­bar und durch­führ­bar waren.“

Kerstin räus­per­te sich und über­nahm das Wort: „Liebe Sandra, wir haben ges­tern, nach­dem wir uns bei dir daheim ver­ab­schie­det haben, etwas gemein­sam beschlos­sen. Wir hof­fen, dass es dir gefal­len wird.“

Mit die­sen Worten nahm sie das fer­tig gemal­te Bild, das mit der Rückseite nach oben auf dem Tisch lag, und kleb­te es auf das vor­han­de­ne Titelblatt der Streichsammlung. Mit einer fei­er­li­chen Handbewegung reich­te sie den Ordner an Sandra wei­ter, die nun über­rascht den neu­en Titel las:

‚Die wil­den Vier – Streiche und Abenteuer‘

Sandra wur­de vor Verlegenheit ganz rot. Sie schau­te lang­sam der Reihe nach alle an und brach­te eine Weile kein Wort her­aus. „Ich darf wirk­lich bei euch mit­ma­chen?“, stot­ter­te sie vor lau­ter Aufregung, „ich habe doch noch gar kei­ne Streicherfahrung!“

„Dafür bist du eine tol­le Meisterdetektivin. So jemand wie du fehlt bis­her in unse­rem Team. Also stell dich nicht so an und schlag end­lich ein!“ An Sandras freu­den­strah­len­dem Gesicht konn­te man ihre Begeisterung förm­lich able­sen. Sie gab jedem wür­de­voll die Hand und bedank­te sich überschwänglich.

„Das ist der schöns­te Tag in mei­nem Leben! Zuerst habe ich mich mit Händen und Füßen gegen einen Umzug nach Ludwigshafen gewehrt, aber jetzt fin­de ich es toll und bin sehr froh über die Entscheidung mei­ner Eltern. So eine Clique wie ihr es seid, hat­te ich an mei­ner alten Schule nicht.“

Jetzt spra­chen alle durch­ein­an­der. Ausgelassen spra­chen sie über alles Mögliche, unter ande­rem auch über die Zukunft der wil­den Vier. Dabei hör­ten sie Musik.

„Uih, fast hät­te ich es ver­ges­sen“, unter­brach Sandra die hei­te­re Stimmung. „Ich habe auch eine Überraschung für euch!“

Die ande­ren schau­ten ihr neu­es Bandenmitglied erstaunt an. Was hat­te das jetzt zu bedeuten?

„Ich soll euch schön von mei­nem Vater grü­ßen“, begann Sandra. „Er will sich noch­mal für die detek­ti­vi­sche Meisterleistung bedan­ken. Deshalb lädt er uns alle für Samstag in die Stadt zum Pizzaessen ein.“

Alle drei jubel­ten gleich­zei­tig los. „Das ist ja Wahnsinn!“, rief Kevin als Lautester. Sandras neue Schulkameraden konn­ten es gar nicht fas­sen, so freu­ten sie sich über die Einladung.

An die­sem Nachmittag saßen die wil­den Vier, wie sie sich jetzt nann­ten, noch sehr lan­ge in ihrem Clubraum zusam­men. Sie konn­ten es kaum abwar­ten, bis es end­lich soweit war.

Am dar­auf­fol­gen­den Samstag schien die Sonne über Ludwigshafen. Es herrsch­te idea­les Ausflugswetter. Kurz nach 11 Uhr klin­gel­te Sandra an der Haustür der Zwillinge. Ihr Vater saß drau­ßen in einem roten Kleinbus, den er sich in der Firma, in der er arbei­te­te, aus­ge­lie­hen hatte.

„Kommt, seid ihr fer­tig?“, frag­te Sandra zur Begrüßung, als die Tür aufging.

„Logisch, nur noch schnell mei­nen Rucksack auf­zie­hen“, ant­wor­te­te Kevin, wäh­rend Kerstin sich im Hintergrund von ihren Eltern verabschiedete.

Gemeinsam hol­ten sie anschlie­ßend Marc ab, der bereits unge­dul­dig am Straßenrand stand. Auch der Dalmatiner Elvis war mit von der Partie und wedel­te eif­rig mit sei­nem Schwanz, als er die ande­ren erkann­te. In dem Wagen herrsch­te ein unvor­stell­ba­res Geschnatter. Sandras Vater grins­te nur still vor sich hin, wäh­rend er durch den dich­ten Verkehr kutschierte.

Ein Parkplatz in der rie­si­gen Rheingalerie war schnell gefun­den. Die vier stürm­ten in Richtung Rolltreppe. Sandras Vater hat­te beträcht­li­che Mühe, mit dem Tempo der Jugendlichen Schritt zu hal­ten. Im Einkaufszentrum ange­kom­men, schau­ten die vier zu Herrn Meier auf. Sie wuss­ten nicht, wie es wei­ter gehen sollte.

„Na, wollt ihr gleich Pizza essen gehen oder lie­ber zuerst ein biss­chen in der Fußgängerzone bum­meln?”, frag­te Sandras Vater die vier Schüler, obwohl ihm die Antwort von vorn­her­ein klar war.

„Pizza”, schall­te es ihm mehr­stim­mig und laut­stark ent­ge­gen. Auch Elvis konn­te sich ein ‚Wuff, wuff‘ nicht ver­knei­fen und rann­te schwanz­we­delnd um die Beine sei­ner Freunde.

 „Na gut, ihr habt mich über­re­det”, unter­brach Herr Meier den all­ge­mei­nen Freudentaumel. „Kommt, wir gehen ins ‚Sizilia’, das Restaurant hat mir ein Arbeitskollege emp­foh­len. Irgendwelche Einwände?”

Da das nicht der Fall war, folg­ten sie ihm in Richtung Pizzeria. In der Innenstadt war mäch­tig was los, über­all kamen ihnen tüten­be­pack­te Leute ent­ge­gen, sodass sie lau­fend aus­wei­chen muss­ten, um nie­man­den anzu­rem­peln. Es war zwar erst 11.30 Uhr, die Tische in der Pizzeria waren aber schon fast voll­stän­dig belegt. Herr Meier hat­te aber bereits ges­tern ange­ru­fen und einen Tisch reserviert.

Kerstin, Kevin, Sandra und Marc stürz­ten sich sofort auf die aus­lie­gen­den Speisekarten.

„Ihr habt wohl län­ger nichts mehr zu Essen bekom­men?”, wit­zel­te Sandras Vater über das gie­ri­ge Verhalten der vier.

„Papa, siehst du denn nicht, wie vie­le Leute hier schon sit­zen?”, nahm Sandra ihren Vater iro­nisch auf den Arm. „Wir kön­nen froh sein, wenn wir noch etwas abbe­kom­men, da soll­ten wir uns schon etwas beeilen!”

Ihr Vater schüt­tel­te den Kopf und lachte.

Nachdem alle ihre Lieblingspizza in der Karte aus­fin­dig gemacht hat­ten, rief er nach der Bedienung. Kevin woll­te mal wie­der den gro­ßen Helden spie­len und bestell­te eine Familienpizza für sich ganz allei­ne. Nachdem ihn Kerstin des­we­gen zurecht­ge­wie­sen hat­te und ihm auf dem Tisch mit den Fingern zeig­te, wie groß eine Backblech-Pizza von 40 mal 35 cm sein kann, über­leg­te er es sich doch anders.

Auch der Dalmatiner Elvis wur­de nicht ver­ges­sen. Die Pizzeria hat­te einen eige­nen Bereich, in dem Hunde erlaubt waren, wenn sie ange­leint wur­den und nicht durch das Restaurant lau­fen konn­ten. Der Dalmatiner mach­te es sich gemüt­lich und lag zufrie­den unter dem Tisch. Er nag­te an einem mit­ge­brach­ten Knochen und fraß neben­bei so man­ches unab­sicht­lich zu Boden gefal­le­ne Pizzastückchen.

„So, jetzt erzählt mal”, begann Herr Meier, nach­dem alle ihre Teller mehr oder weni­ger leer geges­sen hat­ten. „Sandra hat mir von euren vie­len Streichen erzählt und dass ihr euch jetzt die ‘wil­den Vier’ nennt. Auch Kriminalfälle scheint ihr magisch anzu­zie­hen. Zuerst löst ihr das Rätsel um den Computerdiebstahl und in der glei­chen Woche über­führt ihr einen Weindieb. Wie macht ihr das nur?”

Kerstin ant­wor­te­te am Schnellsten: „Keine Ahnung, die­se Abenteuer flie­gen uns ein­fach zu. Wir tun da nichts Besonderes. Es kann pas­sie­ren, dass wir nach­her aus der Pizzeria raus­ge­hen und schon haben wir den nächs­ten Fall.”

Marc unter­brach ihren Redefluss. „Bei unse­ren Streichen hel­fen wir aller­dings öfters ein biss­chen nach. Da las­sen wir unse­rer Fantasie frei­en Lauf und dann kom­men die tolls­ten und wil­des­ten Dinge dabei heraus.”

„Okay, das mit den Streichen kann ich nach­voll­zie­hen”, sag­te Sandras Vater in die Runde, „aber das mit euren kri­mi­na­lis­ti­schen Fällen ver­ste­he ich nicht. Aber ich gehe nicht davon aus, dass wir auf der Rückfahrt in ein neu­es Abenteuer stür­zen. Das wäre ein klein wenig zuviel an Zufall, oder?”

Die fünf unter­hiel­ten sich noch eine Weile. Sie erzähl­ten dem amü­sier­ten und inter­es­siert zuhö­ren­den Herrn Meier den einen oder ande­ren Streich, den sie in der Vergangenheit erfolg­reich durch­ge­führt hat­ten. Es war fast 13 Uhr, als der Gastgeber auf die Uhr blickte.

„Wollen wir gehen und noch ein biss­chen die Fußgängerzone unsi­cher machen? Was meint ihr, viel­leicht legen wir nach­her zum Abschluss einen kur­zen Zwischenstopp an einer Eisdiele ein?”

Wieder gab es Begeisterungsstürme. Alle waren damit ein­ver­stan­den und freu­ten sich auf ein Eis.

Da die Bedienung im Moment nicht zu sehen war, gin­gen sie zur Theke, um zu bezah­len. Fast wur­den sie von einem jun­gen, unge­pflegt aus­se­hen­den Mann umge­rannt, der es sehr eilig hat­te, von der Theke zum Ausgang zu gelan­gen. Sie schau­ten ihm nach und konn­ten sehen, wie er eine halb geöff­ne­te Geldbörse in der Hand trug. Er trug einen schmut­zi­gen Jogginganzug und brau­ne Turnschuhe. Seine lan­gen fet­ti­gen Haare lie­ßen den Schluss zu, dass er es mit der Körperhygiene nicht so genau nahm. Während der Typ aus dem Lokal ver­schwand, beka­men sie eine nicht gera­de lei­se geführ­te Unterhaltung an der Theke zwi­schen dem Geschäftsführer und einem wei­te­ren Gast mit.

„Nein, mein Herr, ich habe ihnen eben gera­de einen 100 Euroschein gege­ben und sie dar­um gebe­ten, ihn mir zu wech­seln. Und jetzt geben sie mir nur für 10 Euro Münzgeld. Was soll das?”

„Da muss ein Irrtum vor­lie­gen”, ant­wor­te­te der erreg­te Geschäftsführer. „Sie haben mir ganz bestimmt nur einen 10 Euroschein zum Wechseln gege­ben. Ich habe ihn doch genau gesehen!”

„Halt! Ich kann es bewei­sen, dass ich Ihnen einen 100 Euroschein gab”, ant­wor­te­te der Gast. „Auf dem Schein habe ich vor­hin die Telefonnummer eines Freundes notiert. Schauen Sie mal auf den obers­ten 100 Euroschein in Ihrer Kasse!”

Der Geschäftsführer nahm den oben lie­gen­den 100 Euro Geldschein in die Hand und schau­te ihn sich genau an. Er wur­de rot und ver­le­gen. Tatsächlich stand auf dem Geldschein eine Telefonnummer. Kein Zweifel, er muss­te sich geirrt haben. Nervös ent­schul­dig­te er sich bei sei­nem Gast.

„Es tut mir sehr leid, so etwas ist mir wirk­lich noch nicht pas­siert. Ich kann das gar nicht ver­ste­hen. Selbstverständlich bekom­men Sie Ihre 100 Euro zurück. Entschuldigen Sie bit­te vielmals.”

„Na ja, ich will mal nicht so sein. Hauptsache, ich habe mein Geld zurück. Ich wün­sche Ihnen noch einen schö­nen Tag!” Er dreh­te sich um, doch die ‚wil­den Vier‘ ver­sperr­ten ihm den Weg.

„Was soll das? Geht mir aus dem Weg!”, knurr­te der Mann die Jugendlichen an.

„Ganz bestimmt nicht!”, erwi­der­ten Marc und Kevin gleich­zei­tig. „Sie sind ein Betrüger. Man muss Ihnen das Handwerk legen.” Und zum Geschäftsführer sag­ten sie: „Rufen Sie bit­te schnell die Polizei. Das hier ist ein Trickbetrüger.”

Der Geschäftsführer schau­te skep­tisch und war zunächst sprach­los, griff aber letzt­end­lich zum Telefon, um die Polizei zu verständigen.

„Herr Meier, bit­te hal­ten Sie den Mann fest. Wir müs­sen schnell sei­nen Komplizen aus­fin­dig machen. Wir sind gleich wie­der zurück”, rief ihm Marc zu, als er mit Kevin Richtung Tür stürzte.

Frage: Wie konn­ten die ‘wil­den Vier’ so sicher sein, dass der Mann ein Trickbetrüger war? Was hat es mit sei­nem Komplizen auf sich? Wie funk­tio­nier­te der Trick?

Antwort: .niehcsdleG med fua remmunnofeleT red nov re ets­suw ‚eth­cam ehcaS emas­niemeg lepmuK menies tim re aD .dlegleshceW egni­reg uz hcil­be­gna sad re etrei­mal­ker nihfuaraD .etl­low nebeg dlegleshceW sad mhi dnu ettah tge­leg essaK eid ni niehcS ned red sib ‚ete­traw dnu oruE 01 mhi bag rE .nebah tle­sh­ce­weg dleG ekehT red ret­nih nnaM med nov etl­low dnu renuaG etiewz red mak fua­rad zruK .nebo znag essaK red ni nun gal reD .tlha­zeb niehcsoruE 001 netrei­kram med tim triW mieb dnu tfua­keg tiekginielK enie esohgniggoJ red ni pyT red ettah tshcänuZ .nem­ma­suz nerö­heg relshcewdleG red dnu etlie tnaruatseR med sua rovuz zruk red ‚nnaM egnuj etgel­f­pe­gnu reD