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Kategorie: Wilden Vier Band 1 (Seite 1 von 2)

Band 1 – die geheimnisvolle Botschaft

Die wilden Vier und die geheimnisvolle Botschaft – Kapitel 10

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Die wilden Vier haben es geschafft

Autor: Harald Schneider

Die vier Klassenkameraden standen mit den Polizisten auf dem Gelände hinter der Schule, um Erklärungen abzugeben. Die Ganoven waren vor einer knappen Stunde festgenommen worden. Da tauchten bereits ein Reporter der örtlichen Tageszeitung und ein Fotograf des Zeitungsverlages auf.

Am nächsten Montag sollte in einem großen Zeitungsartikel von den Erlebnissen der vier Freunde bis hin zur Festnahme der Ganovenbande durch Kommissar Greulich berichtet werden. Kerstin, Kevin, Sandra und Marc werden in dem Artikel für ihren Mut und ihren Einsatz ausdrücklich gelobt, versprach der Reporter. Zu dem Bericht wird ein großes Foto der Jugendlichen erscheinen, wie sie in der Scheune neben den beschlagnahmten Designerklamotten stehen. Der Fotograf machte in der Scheune mehrere Dutzend Aufnahmen.

Wegen der vielen Neugierigen, die sich bald darauf vor dem Eingangstor einfanden, musste die Polizei gemeinsam mit der Stadtverwaltung das Gelände absperren. Auch das Haus wurde versiegelt und bekam ein hochwertiges Sicherheitsschloss, sodass niemand Unbefugtes die Räume und den Keller betreten konnte. Das Diebesgut wurde von der Polizei sichergestellt und abtransportiert.

Hausmeister Lampe wurde von der Polizei aufgefordert, alle Zugänge zu den Kriechkellern innerhalb der Schule zu verschließen. Die Beamten wollten in den nächsten Tagen das unterirdische Labyrinth nach weiteren Spuren absuchen. Deshalb durfte niemand hinein, noch nicht einmal die Handwerker.

Die Eltern der vier Abenteurer fielen aus allen Wolken, als ihre Kinder von der Polizei nach Hause gebracht wurden. Zuerst dachten sie: „Um Himmels willen, was haben die jetzt wieder angestellt!“ Als sie die näheren Umstände erfuhren, waren sie sehr froh, dass den Kindern nichts passiert war.

Die darauffolgenden Tage waren für die ‚wilden Vier‘ ziemlich anstrengend. Es sprach sich in Ludwigshafen schnell herum, welche Abenteuer die Klassenkameraden bestanden hatten.

Die Mathematikstunde am Montag fiel wie erwartet aus. Ihr Lehrer, Herr Neumann, war genauso gespannt auf eine detaillierte Berichterstattung aus erster Hand wie die Schulkameraden der ‚wilden Vier‘. Abwechselnd, und vor lauter Aufregung sich gegenseitig ständig unterbrechend, erzählte das Team die ganze Geschichte. Beginnend mit dem leeren Eimer, in dem kein Regenwasser stand, bis hin zur Befreiung aus dem Keller mit anschließender Flucht unter dem Schulhof und letztendlich die Lügengeschichte des Ganovenbosses. Die Zuhörer und Herr Neumann staunten über die spannenden Erlebnisse der vier und stellten interessiert Zwischenfragen. Dass unter ihrem Schulhof ein Keller sein sollte, das konnten auch jetzt einige der Schüler immer noch nicht so recht glauben. Kevin war über die allgemeine Aufregung aus einem ganz anderen Grund recht froh. Der Matheunterricht fand nicht statt. Und allein dafür hatte sich seiner Meinung nach die Anstrengung mehr als gelohnt.

In der Pause, in den nachfolgenden Stunden und nach der Schule wurden sie von allen möglichen Leuten belagert und ausgefragt. So langsam wurde es ihnen zu bunt und sie antworteten nur noch, dass in der Zeitung alles genau berichtet wurde und sie dort alles nachlesen konnten. Kerstin machte sich am gleichen Nachmittag im Clubraum an die Arbeit, um das neueste Abenteuer der „wilden Vier“ in ihren gesammelten Werken zu verewigen.

Eine Woche später, es war Samstag, hatte Kommissar Greulich alle Beteiligten ins Polizeipräsidium eingeladen. Neben Kerstin, Kevin, Sandra und Marc waren auch die Eltern der vier und Marcs Onkel Franz gekommen. Marc hatte selbstverständlich eine weitere Hauptperson mitgebracht. Elvis schnüffelte zur Begrüßung an den Hosenbeinen von Herrn Greulich und fast sah es so aus, als wollte er genau in diesem Moment an dieser Stelle sein Bein heben.

Marc erschrak fürchterlich und konnte den Dalmatiner gerade noch von seinem Vorhaben abbringen. „Nein Elvis, es reicht, dass du unsere Couch mit einem Baum verwechselt hast. Wenn du den Polizisten anpinkelst, wird er dich ins Gefängnis sperren!“

Die anderen Anwesenden warteten erschrocken auf eine Reaktion des Kommissars. Der lachte nur.

„Euer Dalmatiner hat wohl eine ziemlich schwache Blase. Aber immerhin hat Elvis durch seinen Drang dazu beigetragen, dass Marc nicht auch noch von den Ganoven ertappt wurde.“

Die Situation war gerettet, alle lachten und machten ihre Späßchen über Elvis‘ Bedürfnisse an allen unmöglichen Orten und Zeitpunkten.

Kommissar Greulich begrüßte schließlich alle Anwesenden ganz herzlich. „Wir dachten, dass wir alle Beteiligten und deren Eltern zu einer gemeinsamen Besprechung einladen, um damit letzte offene Fragen klären zu können.“

Die Erwachsenen nickten erfreut und nutzten ausführlich die Gelegenheit, die Abenteuer ihrer Kinder aus polizeilicher Sichtweise kennen zu lernen. Die vier mussten alles noch einmal ganz genau berichten und Herr Greulich gab zwischendurch immer mal wieder einen Kommentar oder Hinweis ab.

„Letztendlich war es aber doch unverantwortlich, einen Hund, selbst wenn es sich dabei um Elvis handelt, als Überbringer einer solch wichtigen Nachricht zu nutzen“, ermahnte Kommissar Greulich Marc. „Das hätte böse ausgehen können, falls der Dalmatiner nicht nach Hause gefunden hätte oder dein Onkel nicht daheim gewesen wäre!“

Marcs Onkel ergänzte: „Ich muss zugeben, dass ich die Nachricht zuerst als schlechten Scherz aufgefasst habe. Zunächst habe ich überall herumtelefoniert. Nachdem jedoch keiner wusste, wo ihr euch rumtreibt, bin ich sicherheitshalber doch zur Polizei gegangen.“

„Auch wir waren zuerst skeptisch. Aber für solche Dinge ist die Polizei schließlich da“, unterbrach der Polizist Marcs Onkel.

„Was wir schon die ganze Zeit wissen wollten“, fragte Kerstin. „Waren Sie schon vorher auf dem Gelände oder sind Sie uns wirklich erst in letzter Sekunde zu Hilfe gekommen?“

Kommissar Greulich grinste. „Wir waren bereits eine ganze Weile vor Ort und verfolgten das Geschehen im Hof. Wir wussten nur nicht, wo ihr genau gefangen wart, deshalb haben wir zunächst alles nur beobachtet. Wir wollten gerade zuschlagen und das Gelände stürmen, da seid ihr, so verdreckt wir ihr ausgesehen habt, von der Straße gekommen und geradewegs in den Hof gegangen. Wir dachten, dass das jetzt andere Schüler sind, die unser Vorhaben gefährden könnten. Erst als wir Marc entdeckten, der Schmiere stehen sollte, wurde uns einiges klar.“

„Ich war noch keine Minute auf meinem Posten gestanden“, erzählte Marc weiter, „da kamen Kommissar Greulich und ein paar weitere Polizisten zu mir und fragten mich aus. Zum Glück standen wir etwas abseits vom Eingang. So sah uns der Gangsterboss nicht, der kurz darauf auf das Gelände fuhr. Und den Rest der Geschichte, der ist euch bekannt.“

„Egal, was ihr dazu meint!“, sagte Kevin mit ernster Miene, „ohne Elvis hätte das nicht geklappt. Er hat sich einen Extrahappen redlich verdient!“

Alle schauten zu Elvis und lobten ihn für seine gute Tat. Dabei konnte man den Eindruck gewinnen, dass er ziemlich verlegen dreinblickte.

„Was wollen die vielen Menschen nur von mir?“, dachte der Dalmatiner. „Am besten, ich geh’ denen aus dem Weg.“

Er stand auf, um sich in eine Ecke zu verkrümeln. Dazu musste er direkt am Schreibtisch von Herrn Greulich vorbei. Mit seiner Schwanzspitze wedelte er ein paar Papiere vom Tisch, die dort in einem kleinen Körbchen lagen. Mehrere Hände streckten sich gleichzeitig, um die vier oder fünf Blätter wieder aufzuheben.

Auch Sandra ergriff eines der Papiere. Automatisch fiel ihr Blick auf den alten, verblichenen Zettel. Undeutlich konnte sie eine kleine Skizze erkennen. Es handelte sich um mehrere, miteinander verbundene Räume, von denen einer mit einem großen „X“ gekennzeichnet war. Rechts daneben standen zwei oder drei Sätze in einer ausländischen Sprache.

Sandra wollte gerade fragen, was es mit diesem Schriftstück auf sich hat, doch Herr Greulich erriet ihre Gedanken.

„Diese Skizze wurde bei einer Haushaltsauflösung auf dem Speicher eines alten Hauses gefunden. Normalerweise kein Fall für die Polizei. Aber die Familie, in deren Hausrat dieser Plan gefunden wurde, war früher ziemlich reich. Während des letzten Krieges hat der Großvater der jetzigen Eigentümerin sein Vermögen vermutlich irgendwo versteckt oder ins Ausland gebracht. Niemand weiß etwas Genaues darüber.“

„Nun vermutet man“, fuhr er fort, „dass auf diesem Plan das Versteck eingezeichnet sein könnte. Bisher sind wir aber nicht sehr weit gekommen. Wir wissen lediglich, dass es etwas mit dem Hauptbahnhof in Ludwigshafen zu tun hat. Der besaß damals ein mehrstöckiges Kellergewölbe. Leider wurde dieser Bahnhof in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts abgerissen und an einer anderen Stelle neu gebaut. Dort, wo früher der Bahnhof stand, befinden sich heute das Rathaus und das Einkaufszentrum Rathauscenter. Wenn in den Kellern etwas versteckt war, hat man es damals entweder gefunden oder es dürfte für immer verschwunden sein.“

Die ‚wilden Vier‘ wurden hellhörig. Bahnte sich da ein neues Abenteuer an?

Damit wurde die Besprechung im Polizeipräsidium beendet. Die Erwachsenen unterhielten sich noch eine Weile vor dem Gebäude über die Aktivitäten ihrer Sprösslinge. Sie waren in ihr Gespräch so vertieft, dass sie nicht bemerkten, wie die ‚wilden Vier‘ sich zusammen mit Elvis verabschiedeten …

Neue Abenteuer warten auf die ‚wilden Vier‘. Können sie das Geheimnis um den verschollenen Schatz lüften?

Die wilden Vier und die geheimnisvolle Botschaft – Kapitel 9

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Überraschung

Autor: Harald Schneider

Sandras Geistesblitz war einleuchtend. Der Kriechkeller war zwar auch am Rand ziemlich feucht und roch genauso muffig wie im Innern des Irrgartens, die Kameraden verloren aber kein Wort über die ungemütliche Umgebung. Tapfer kämpften sich alle vier durch das niedrige Gewölbe.

Marc hatte die Führung übernommen und leuchtete den Weg. Kevin ließ den Mädchen den Vortritt und folgte der Gruppe als Schlusslicht. Er hatte die zweite Taschenlampe an sich genommen.

Im Prinzip war es ganz einfach, der Mauer zu folgen. Mit ihrer neuen Taktik erreichten sie sehr bald eine Ecke des unterirdischen Labyrinths.

„Jetzt haben wir es bald geschafft!“, machte Kerstin den anderen Mut.

„Marc, wo bist du eigentlich reingekommen?“

„Im Keller des Hauptgebäudes neben dem Fotolabor. Dort sind die Stromverteiler. Das ist zwar nicht die kürzeste Entfernung zu eurem Gefängnis gewesen, das Schulhaus war aber geöffnet.“

„Ich denke, wir sollten jetzt den erstbesten Ausgang nehmen, den wir finden können. Und das wird das alte Schulhaus vor dem Hauptgebäude sein“, empfahl Sandra. „Vorausgesetzt, es gibt einen Zugang.“

Kevin grinste: „Klar gibt es einen, wir müssen nur die Luke finden. Aus dem Schulhaus kommen wir bestimmt irgendwie raus. Ich habe doch meine Dietriche im Rucksack.“

Die Schulkameraden waren froh und atmeten erleichtert auf, als sie nach einiger Zeit eine der heiß ersehnten Luken entdeckten. Auch hier kamen direkt nebenan etliche Wasserrohre und Stromleitungen aus der Wand. Marc, der als Erster den Ausgang erreichte, wartete nicht auf die anderen, sondern drückte sofort den kleinen Hebel nach unten. Auch diese Tür ließ sich leicht öffnen, von Rost war keine Spur zu sehen.

In der Zwischenzeit waren auch die anderen zu ihm aufgerückt und zwei Taschenlampen leuchteten durch die geöffnete Tür in den Schulkeller. „Mann, da stehen lauter alte Schulbänke und Stühle herum.“

„Klar, das ist das Lager unserer Schule. Das alte Schulhaus hat keine Klassenräume im Keller. Da ist immer abgeschlossen“, erklärte Kevin den anderen.

Tatsächlich wurde der Raum bereits seit Jahren dazu genutzt, um altes Klassenzimmermobiliar zu lagern. Normalerweise hätten die alten Stühle und Tische längst auf den Sperrmüll gehört, doch Hausmeister Lampe hatte eine Vorliebe für gebrauchte Sachen und konnte sich nicht von ihnen trennen. Aus diesem Grund hatte er sämtliche ausrangierten Möbel, die irgendwann durch neue ersetzt wurden, in diesem Raum untergebracht.

Die wilden Vier schauten sich weiter um. Direkt unterhalb der Luke sahen sie eine einzelne Schulbank stehen. Es war ein ganz altes Modell, das noch Einkerbungen für Tintenfässer und Schreibgriffel besaß. Kevin rutsche mit den Beinen voran durch die Luke, bis er nur noch mit den Händen am Rahmen des Ausstiegs hing. Dann sprang er den letzen halben Meter auf die Bank. Alles klappte prima.

Daraufhin folgten ihm der Reihe nach seine Freunde. Kevin half den Mädchen mit einer Räuberleiter, in dem er seine Hände zusammenfaltete, damit sie draufsteigen konnten. So konnten sie sicher und bequem auf der Schulbank landen.

Total verschmutzt aber glücklich standen sie nun im Möbellager von Herrn Lampe. Für eine Besichtigung des Inventars blieb ihnen keine Zeit und Lust hatten sie im Moment auch nicht dazu. Die Ganoven waren wichtiger und die Zeit drängte! Die Gauner mussten so schnell wie möglich gefasst werden!

Die Tür zum Kellerflur stand weit offen und so kamen sie ohne Probleme ins Treppenhaus, das hoch zum Erdgeschoss führte. Auf der obersten Treppenstufe angekommen, versperrte ein Portal mit Milchglasfüllung den Weg ins Freie. Kevin hantierte zunächst siegesgewiss mit seinem Bündel Dietriche an dem Schlüsselloch herum. Doch bereits nach wenigen Handbewegungen begann er rot anzulaufen, vor Wut zu schnauben und laut zu fluchen:

„Verdammt noch mal, da kommen wir nicht raus. Auf der anderen Seite steckt ein Schlüssel. Und mit dem Dietrich kann ich ihn nicht herausstoßen!“

Zornig stampfte er mit seinem rechten Fuß auf. Ungläubig schauten die anderen ihren Freund an. So nah am Ziel und doch so weit entfernt! Was sollten sie jetzt machen? Wie kommen sie bloß raus?

Kevin hatte sich nach seinem Wutanfall schnell wieder gefasst und präsentierte den anderen überraschend eine neue Lösung. „Kommt mit!“, befahl er seinen Freunden, die ihm gehorsam nach unten in Richtung Keller folgten.

Das Treppenhaus mit der U-förmig gewendelten Treppe besaß auf halben Weg ein Podest. Ein ziemlich großes Fenster mit schweren Holzrahmen befand sich direkt hinter dem Treppengeländer. Es sorgte für ausreichendes Tageslicht im Treppenhaus. Dahinter befand sich ein offener Lichtschacht, der im Vorgarten der Schule mündete.

„Jetzt drückt mal alle fest die Daumen, dass sich wenigstens das Fenster öffnen lässt.“

Tatsächlich konnten sie das Fenster trotz seiner Größe problemlos öffnen. Mühelos schafften es die vier, über das Geländer in den Schacht zu kriechen. Es dauerte nur ein oder zwei Minuten, bis die Kameraden zwischen den dornigen Hecken im Vorgarten ihrer Schule herausgeschlichen kamen.

Da standen sie nun: Völlig erschöpft und schmutzig von Kopf bis Fuß. Sie überlegten, ob sie gleich zur Polizei laufen sollten. Aber ihre Neugier war größer. Außerdem vermuteten sie, dass die Polizei inzwischen durch Marcs Onkel Bescheid wusste und die Ganoven vielleicht längst festgenommen waren. Das musste auf jeden Fall geklärt werden. Sie liefen so schnell sie konnten am Schulhaus vorbei, um zu dem geheimnisvollen Gelände mit dem alten Gebäude zu gelangen.

Ein paar Passanten, denen sie unterwegs begegneten, schüttelten verständnislos den Kopf. Die wilden Vier sahen aber auch tatsächlich verboten aus.

Es war nur ein Katzensprung, dann standen sie vor dem großen Hoftor mit den kunstvollen Ornamenten. Es war nur angelehnt. Sie öffneten es einen Spaltbreit, um in den Hof schauen zu können, Von diesem Ort konnten sie den Transporter der Gauner vor dem Haus stehen sehen. Von der Polizei oder sonst jemand, der helfen konnte, fehlte jedoch jede Spur.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Kerstin die anderen, während sie mit einem kleinen Holzstückchen einen Lehmklumpen an ihrem Schuh entfernte. Kevin war ganz aufgeregt und hektisch. Er antwortete wie aus der Pistole geschossen:

„Ist doch klar. Wir schleichen rein und belauschen die Gauner. Wir müssen bloß aufpassen, dass wir mitkriegen, wann der Boss dieser Bande anrückt.“

Kerstin erwiderte kopfschüttelnd: „Mensch, das ist viel zu gefährlich. Am Schluss nehmen uns die Halunken erneut gefangen und wir landen ein zweites Mal in dem stickigen Keller. So gut hat es mir da unten nun auch wieder nicht gefallen.“

Stirnrunzelnd überlegte sie einen Moment. „Oder wir machen es so: Marc bleibt hier draußen und steht Schmiere. Die Schurken kennen ihn schließlich nicht. Wenn etwas schief geht, kann er die Polizei verständigen. Diesmal aber persönlich. Das mit Elvis hat ja irgendwie nicht so geklappt!“

Sandra und Kevin nickten zustimmend über die akzeptable Idee mit der Vorsichtsmaßnahme. Nur Marc maulte vor sich hin und versuchte, den Dalmatiner zu verteidigen. Er wollte dabei sein, wenn seine Freunde loszogen, um die Gauner zu belauschen. Die anderen konnten ihn aber schließlich davon überzeugen, da immerhin ihre Sicherheit auf dem Spiel stand.

Gereizt und schlecht gelaunt bezog er einige Meter von dem Hoftor entfernt seinen Posten.

Seine Kameraden schlichen behutsam und sehr vorsichtig auf das Gelände. Die vorhandenen Nebengebäude nutzten sie geschickt zur Deckung. Lautlos kamen sie bald darauf hinter dem Haus an. Ohne ein Wort reden zu müssen, schielten die drei abwechselnd durch das Fenster, hinter dem sie die Halunken vermuteten.

Und tatsächlich, sie konnten das Gespräch in den Büroräumen belauschen. Die Stimmen waren deutlich zu verstehen. Zuerst unterhielten sich die Gauner über irgendwelche uninteressanten Dinge, doch auf einmal wurde es richtig spannend.

„Die zwei Stunden sind schon längst vorbei. Langsam könnte der Boss endlich auftauchen“, konnten sie einen der Männer deutlich sagen hören.

„Ja, es wird Zeit. Die Kisten haben wir längst in die Scheune geschleppt. Da stehen sie gut bis zum nächsten Mittwoch. Wo steht eigentlich die Truhe mit den Uhren?“, unterbrach die Frau das Gespräch ihrer beiden Komplizen.

Karl schien völlig überrascht zu sein, dann wurde er ganz verlegen: „Mist, das habe ich ganz vergessen. Die Kiste steht noch immer im Keller!“

„Was? Bist du völlig übergeschnappt? Wie kann so etwas nur passieren? Bin ich denn nur von Idioten umgeben? Geh’ sofort runter und hole diese verdammte Truhe hoch. Hoffentlich haben die Kinder die Uhren noch nicht entdeckt!“, schimpfte die Frau aufgebracht und ihre Stimme schien sich dabei fast zu überschlagen.

Die drei, die immer noch angestrengt vor dem Fenster lauschten, konnten einige Minuten nichts hören, bis sie eine aufgeregte Männerstimme vernehmen konnten. „Die Kinder sind fort! Einfach weg! Spurlos verschwunden!“

„Spinnst du? Wo sollen die denn hingegangen sein? Die können sich doch nicht in Luft aufgelöst haben. Um in den Keller zu kommen, gibt es nur diesen Zugang, und der war die ganze Zeit verschlossen. Sind die Uhren wenigstens noch da?“

„Ja, die haben die Uhren aber entdeckt. Die Kinder haben die Truhe aufgebrochen, die Armbanduhren liegen zum Glück noch drin. Doch das ist im Moment völlig unwichtig. Ich kann die drei nirgendwo finden!“

„Muss man hier alles selber machen!“, hörte man die Frau schimpfen. „Kommt mit mir in den Keller, wir suchen sie gemeinsam. Die haben sich bestimmt in einem Schrank oder hinter dem Gerümpel versteckt.“

Kerstin wagte es, ihren Kopf ein wenig zu heben, um besser durch das Fenster schauen zu können. Sie sah, wie die ganze Ganoven-Clique durch die Kellertür verschwand.

„Schnell, kommt. Die sperren wir im Keller ein!“, flüsterte sie und rannte los, um möglichst schnell in das Haus zu gelangen.

Sandra und Kevin reagierten sofort und folgten ihr so schnell es ging. Die Gelegenheit war günstig. Als sie an der Kellertüre angekommen waren, hörten sie die tiefen Stimmen der Ganoven, wie sie laut und zornig schimpfend das ehemalige Gefängnis der drei Freunde absuchten.

Kerstin grinste ihre beiden Freunde an und sagte: „Wartet eine Sekunde. Die Gauner haben noch eine kleine Abreibung verdient.“ Mit diesen Worten verschwand sie auf der Kellertreppe. 

Ihre beiden Kameraden erschraken und wollten sie zurückhalten, doch da sahen sie, wie ihre Freundin auf einen Schalter an der Kellerwand drückte. Das Licht im Keller ging aus. Im gleichen Moment kam Kerstin zurück und zog die Tür zu. Unerwartet öffnete sie die Kellertür erneut einen Spaltbreit und schrie kraftvoll „Überraschung!“ in den dunklen Keller, bevor sie den Zugang endgültig zusperrte.

„Mensch, sind die blöd!“, triumphierte Kevin und hielt das geöffnete Vorhängeschloss in der Hand, das er auf einem Tisch neben der Treppe gefunden hatte. Voller Schadenfreude versperrte er damit den Gangstern den Ausgang aus ihrem Verlies.

„So, das hätten wir geschafft. Jetzt können wir in Ruhe die Polizei verständigen. Ich denke nicht, dass die da unten den Zugang zum Kriechkeller entdecken werden.“

Sandra trat nervös von einem Bein aufs andere. „Am liebsten würde ich noch wissen wollen, was sich in den Kisten in der Scheune befindet.“

„Du hast recht. Das geht ja auch schnell!“

Neugierig verließen die jugendlichen Helden das Haus, um zur Scheune zu laufen. „Sollen wir Marc vorher Bescheid sagen?“, fragte Sandra ihre Kameraden.

„Nee, lass mal. Wir müssen schließlich nach wie vor höllisch aufpassen. Der Gangsterboss kann jederzeit auftauchen.“

Als sie im Schuppen ankamen, sahen sie ein vertrautes Bild. Neue Kartons waren auf den Holzpaletten gestapelt und standen an der gleichen Stelle wie neulich. Kevin ging auf die Paletten zu. Er hatte sein Klapptaschenmesser in der Hand und stach damit in die dicke Folie, mit der die Kisten verpackt waren. Er musste sich ziemlich anstrengen, um die Hülle weit genug aufzuschlitzen, damit er die Pakete öffnen konnte. Zum Glück waren die nicht auch noch verklebt, sondern ließen sich einfach aufklappen.

„Kleider!“, bemerkte Kevin überrascht, als er in den ersten geöffneten Behälter schauen konnte. „Das verstehe ich nicht. Da muss doch irgendwas Wertvolleres versteckt sein. Die Kleider wurden bestimmt zur Tarnung oben draufgelegt.“

Er leerte die komplette Kiste aus, fand aber außer den Kleidungsstücken nichts anderes. Kevin gab so schnell nicht auf. Er öffnete weitere Kisten, jedes Mal mit dem gleichen Ergebnis. Kevin verstand die Welt nicht mehr.

Kerstin hatte die Aktion neugierig beobachtet. Sie untersuchte die verstreut liegende Kleidung. Es handelte sich vor allem um Herrenanzüge, aber auch T-Shirts und Pullover waren darunter. „Du kannst aufhören, Kevin, du wirst keine anderen Sachen mehr finden. Ich kann dir genau sagen, was die Ganoven mit der Kleidung vorhaben!“

Sandra und Kevin blickten sie überrascht an. „Nun sag schon, was soll das Ganze mit den Bergen von Klamotten?“

„Schaut euch die Sachen mal genauer an. Ich bin zwar kein Experte, bin mir aber sicher, dass es sich um wertvolle Designerware handelt. Aber keine echte, sondern gefälschte. Die Klamotten sind wahrscheinlich irgendwo im Ausland billig kopiert worden und sollen jetzt bei uns eingeschmuggelt werden.“

Sandra wollte sie unterbrechen, doch Kerstin fuhr mit ihren Erklärungen fort: „Mit den Armbanduhren, die im Keller liegen, wird es genauso sein. Billige Kopien sollen als Markenuhren teuer verkauft werden. Ein Riesengeschäft für Betrüger. Und hier lagern sie die Ware, bis sie zum Händler gebracht wird.“

„Das ist ja ein Ding!“, Kevin war ganz verblüfft. „Dann lasst uns mal ruckzuck zur Polizei gehen. Das wird eine schöne Überraschung geben!“

Sie machten sich auf den Weg und waren gerade dabei die Scheunentür zu öffnen, da stand unvermittelt ein Mann vor ihnen. Er war ungewöhnlich groß, mindestens 1,90 Meter und sehr breitschultrig. Seine langen schwarzen Haare, die mit viel Gel bearbeitet waren, hatte er zu einem Zopf zusammengebunden. Auf der rechten Wange konnte man eine lange Narbe erkennen. Sein dunkler Anzug ließ ihn gefährlich wirken. Genauso wie sein furchteinflößender Blick. Doch das war nicht das einzige Problem der Kameraden. Der Mann hielt eine Pistole in der Hand, die auf sie gerichtet war.

„Was haben wir da für liebe kleine Kindlein?“, fragte er kalt lächelnd. „Ich habe gedacht, ihr habt es euch im Keller gemütlich gemacht? Haben die Waschlappen nicht richtig aufgepasst und euch entwischen lassen? Na, denen werde ich mal gehörig was erzählen!“

Die drei blieben wie versteinert stehen. Damit hatten sie auf keinen Fall gerechnet. Wo war Marc? Warum hatte er sie nicht gewarnt? War er wenigstens in Sicherheit? Sie brauchten einige Zeit, um sich wieder zu fassen.

„Na, hat es euch die Sprache verschlagen?“, fauchte der Mann, dessen Pistole immer noch auf sie gerichtet war. „Erzählt mir lieber gleich, was passiert ist. Wo sind meine Kumpels?“

Als der Gaunerboss bemerkte, dass er auf diese Weise nicht weiterkam, wurde er noch wütender. „Ihr habt einen gewaltigen Dickschädel, was? Okay, dann gehen wir gemeinsam rüber ins Haus und schauen uns an, was dort los ist. Aber immer schön langsam und vorsichtig. Ich denke ihr wisst, was ich da in der Hand halte.“

Um seine Worte zu unterstreichen, winkte er mit der Waffe in Richtung Haus. Sandra, Kerstin und Kevin hatten keine andere Wahl. Sie mussten der Aufforderung des Gangsters folgen und in Richtung Bürogebäude gehen. Hinter dem Transporter konnten die drei das Auto des Mannes stehen sehen. Es war ein weißes Cabriolet mit schwarzem Verdeck.

Kaum waren sie über die Türschwelle des Hauses getreten, da rief der Boss lautstark nach seinen Kumpanen. „Karl, Andrea, wo seid ihr? Was ist hier los?“

Ein wildes dumpfes Klopfen war zu hören. Zunächst konnte der Ganovenchef damit nicht viel anfangen. Er kommandierte die Kinder mit seiner Waffe durch die Räume, bis sie vor der Kellertür angelangt waren. Nun war ihm klar, was das Klopfen zu bedeuten hatte. Durch die Tür hörte er eine gedämpfte Stimme: „Mach auf. Jemand hat uns im Keller eingesperrt!“

„Dann rückt mal sofort den Schlüssel raus“, befahl der große Mann den Jugendlichen. Als die drei nicht reagierten, fuchtelte der Mann bedrohlich mit der Waffe in der Hand. Die drei erschraken. Kevin, berühmt für seine Einfälle, antwortete dem Gauner: „Den haben wir nicht mehr. Ich habe den Schlüssel in der Scheune weggeworfen!“

Der Gauner sah ihn misstrauisch an und zögerte einen Moment. Dann nahm er ihm die Geschichte ab. Wütend fluchte er vor sich hin. „Ich wusste es. Immer wenn Kinder im Spiel sind, geht irgendetwas schief. Aber ihr funkt uns garantiert nicht mehr dazwischen.“

Mit der Pistole in der Hand forderte er sie auf, ein Stück nach hinten zu gehen. Fliehen konnten die drei nicht, da der Mann den einzigen Ausgang des Büros mit seinem breiten Körper versperrte. „Ihr da unten, könnt ihr mich verstehen?“, schrie er mit einem Blick zur Kellertüre.

„Ja, Chef, es ist zwar etwas undeutlich, aber wir hören dich. Die Kinder müssen uns entkommen sein! Hast du sie gesehen?“

„Ihr Pfeifen, selbstverständlich habe ich die Rotzlöffel erwischt. Ich bin ja nicht so blöd wie ihr und lasse mich von drei Kindern verladen! Geht mal ein bisschen aus dem Weg, ich versuche, die Tür einzutreten!“

Der Schmugglerboss stellte sich ungefähr einen Meter vor der Tür in Position und holte mehrmals tief Luft. Dann hob er sein rechtes Bein, presste mit einem lauten Schrei die Luft aus seinem Brustkorb und trat mit der flachen Schuhsohle mit voller Wucht gegen das Türblatt. Die Tür gab sofort nach, das Holz splitterte und es krachte fürchterlich. Der Mann musste ein zweites und ein drittes Mal treten, bis die Tür endlich nachgab und fast komplett die Treppe runterpolterte.

Gleich darauf kamen die eben noch eingesperrten Gauner die Treppe hoch gerannt. „Wo hast du die Kids aufgegabelt, Boss?“, sprach Andrea ihren Chef an.

„Erzählt mir lieber, was ihr da unten gemacht habt! Karl hat mir am Telefon gesagt, dass ihr die Kinder im Keller eingesperrt habt. Dann komme ich hierher und sehe sie in der Scheune fröhlich herumspringen. Und damit nicht genug. Sie haben ein paar der Kisten geöffnet und die gesamte Ware entdeckt!“

„Wir wissen selbst nicht, wie das passieren konnte“, entgegnete Karl. „Ich wollte nur die Truhe mit den Uhren im Keller holen, da habe ich entdeckt, dass die Kinder auf einmal verschwunden waren. Oben war die ganze Zeit das Vorhängeschloss eingeschnappt. Und wir saßen direkt vor der Tür in diesem Büro.“

„Na, ist jetzt auch egal“, winkte der Gaunerboss sichtlich verärgert ab. „Hauptsache, wir haben die Ausreißer zurück. Und diesmal sorge ich persönlich dafür, dass sie nicht erneut verschwinden können. Jetzt werft sie erst mal wieder in den Keller und bewacht die Treppe, ich werde sie aber vorher höchstpersönlich fesseln.“

Karl und sein Kollege waren gerade dabei, den Befehl auszuführen, sie hielten die drei Freunde bereits an ihren Armen fest, damit der Boss sie fesseln konnte, da hörten sie hinter sich eine fremde Stimme ertönen:

„Ich würde das an eurer Stelle sein lassen!“ Alle blickten erstaunt in Richtung Eingang. Dort standen mehrere Polizisten mit gezückten Waffen in den Händen.

Völlig verblüfft ließ der Gaunerchef seine Pistole fallen und starrte die Gesetzeshüter fassungslos an. Die Ganoven waren noch mehr erstaunt, als hinter den Polizeibeamten ein weiterer Junge zum Vorschein kam.

„Das sind die Gauner, Herr Kommissar Greulich. Die haben meine Freunde im Keller eingesperrt. Und ich habe sie befreit!“, rief Marc erregt, und seine zittrige Stimme überschlug sich dabei.

„Immer langsam, mein Freund“, beruhigte der Angesprochene den jugendlichen Held. „Erst müssen wir alles genau untersuchen. Wir sind eben erst angekommen.“

Und zu den Ganoven gewandt sagte er: „Was haben Sie hier zu suchen? Habe ich das richtig verstanden, Sie wollten die Kinder gerade fesseln?“

Karl und dem anderen Mann lief der Schweiß den Nacken herunter. Ihr Boss blieb jedoch cool und wirkte ruhig und gefasst. „Glauben Sie den kleinen Kindern kein Wort. Die haben immer so eine ausgeprägte Fantasie. Die Wahrheit sieht ganz anders aus. Wir sind mit unseren beiden Autos nur zufällig vorbeigekommen. Wir waren unterwegs nach Frankfurt. Unser Transporter machte gleich zu Beginn der Fahrt ein paar Mucken, sodass wir eine Werkstatt suchen wollten. Auf diesem Gelände hatten wir eine vermutet, deshalb sind wir mit unseren Autos hier reingefahren.“

Der Gangster holte tief Luft und erzählte weiter. „Wir haben gleich bemerkt, dass wir uns geirrt haben und wollten gerade wieder wenden, da sahen wir die Kinder herumspringen. Wir wollten nachschauen, was los ist und wurden dann in diesem Büro von den Gören beleidigt. Wir wollten sie nur etwas erschrecken. Im selben Moment sind Sie und Ihre Kollegen gekommen. Es tut uns ja auch sehr leid, aber wir haben wirklich nichts Böses mit den Kindern im Schilde geführt.“

Kevin, Kerstin und Sandra sahen sich ruhig an. Solch eine Lügengeschichte hatten sie nicht mehr gehört, seit sie in der Schule über Baron Münchhausen gesprochen hatten. Sie blickten gespannt zu Kommissar Greulich, um auf seine Reaktion zu warten. Er lächelte den Dreien ermutigend zu und beruhigte sie damit.

„Gehen wir erstmal alle miteinander in den Hof, dann sehen wir weiter“, sagte Herr Greulich und ließ den Ganoven, die von den anderen Beamten scharf bewacht wurden, den Vortritt.

Im Hof befanden sich neben dem Transporter der Schmuggler und dem Auto des Bandenbosses mehrere Polizeifahrzeuge. Sogar ein Krankenwagen stand für eventuelle Notfälle bereit.

„Das sind also die beiden Wagen, mit denen sie eben hier angekommen sind. Schauen wir uns zuerst einmal den Transporter an.“

Mit diesen Worten öffnete der Kommissar die große Heckklappe des Kleinlasters. Er war leer. Nur ein paar Folienreste lagen wild verstreut auf dem Boden des Wagens.

Sandra konnte sich nicht mehr zurückhalten. „Die Kartons mit den Designerklamotten stehen in der Scheune!“

Mit ihrer linken Hand deutete sie in die entsprechende Richtung. „Und im Keller des Hauses, in dem wir eingesperrt waren, steht eine Kiste, die bis zum Rand mit Armbanduhren gefüllt ist.“

Die Ganoven zuckten zusammen. Nur ihr Boss blieb weiterhin cool und erwiderte: „Pah, was gehen uns die Kisten an. Das hat mit uns nichts zu tun. Wer weiß, wem die gehören. Wie gesagt, Herr Kommissar, wir sind erst vor fünf Minuten mit unseren beiden Wagen hier angekommen.“

Jetzt war es Kevin, dem die Geduld platzte. „Die lügen wie gedruckt. Ich kann eindeutig beweisen, dass der Transporter schon seit Stunden im Hof steht!“

Frage: Wie konnte Kevin beweisen, dass der Transporter schon längere Zeit im Hof stand?

Antwort: .tetfahrev trofos nevonaG eid nedruw nihfuaraD .mraw negegad raw ssoB mov sotuA sed rotoM reD .dnats foH mi nednutS iewz rebü nohcs re ad ,tlak raw sretropsnarT sed rotoM reD

Die wilden Vier und die geheimnisvolle Botschaft – Kapitel 8

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Gerettet

Autor: Harald Schneider

Marc leuchtete mit seiner Lampe auf den Kompass und drehte ihn so lange, bis das ‚N’, das als Symbol für die Himmelsrichtung Norden stand, direkt über der magnetischen Nadelspitze lag. Er wusste nun, dass er sich, von seinem momentanen Standpunkt aus betrachtet, etwas nach links halten musste.

Immer weiter kroch er in die Tiefe des Labyrinths. Die Richtung war dank seines Kompasses klar, doch wie weit war es bis zum Ende des Kellers? War der Schulhof wirklich so groß? Im Dunkeln und dazu auf allen Vieren über den Boden kriechend, überschätzt man leicht die zurückgelegte Entfernung.

Marc bekam es inzwischen ein wenig mit der Angst zu tun. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis er endlich den Rand des Kellers erreicht hatte. Hier ging es nicht mehr geradeaus. Eine Mauer aus Beton war das Ende des Labyrinths. Zunächst war er unsicher, ob er nach links oder rechts kriechen sollte. Nach einer kurzen Verschnaufpause entschied er sich dafür, der Betonwand nach rechts zu folgen und damit sollte Marc auch richtig liegen.

Bereits nach etwa fünf weiteren Metern bestand die Kellerwand auf einmal nicht mehr aus Beton, sondern aus gemauerten und unverputzten Ziegelsteinen. Er vermutete, dass dies die Außenmauer des Hauskellers war, hinter der sich seine gefangenen Freunde befinden mussten.

Es war für ihn sehr einfach, die Einstiegsluke zu finden. Er musste nur den Wasser- und Stromleitungen folgen, die hier überall an der Wand entlangliefen und in der Mauer verschwanden.

Direkt daneben war die Türe. Sie sah genau so aus wie die im Schulgebäude. „Hoffentlich ist die Luke nicht von innen abgeschlossen“, dachte sich Marc. „Klopfen nützt da nichts, dazu ist das Material zu dick.“

Er drückte den kleinen Hebel an der Außenseite der Luke nach unten und atmete erleichtert auf. Die Tür ließ sich leicht und sogar ohne Geräusche öffnen. Er schaute suchend hindurch und konnte seine Freunde, die in dem beleuchteten Keller an einem Tisch saßen, sofort erkennen.

Kevin, Kerstin und Sandra hatten ihn noch nicht bemerkt. Zuerst überlegte er, ob er die drei erschrecken sollte. Aber dann sagte er sich, dass dies wohl nicht der richtige Zeitpunkt für solche Spielereien war.

„Hallo!“, rief er in den Keller hinein und leuchtete gleichzeitig mit seiner Taschenlampe in Richtung Tisch. „Nett, euch mal wieder zu sehen. Wie geht es euch denn so da unten?“

Die Gefangenen zuckten zusammen. Doch dann erkannten sie Marcs Stimme. Aufgeregt liefen alle drei zu der offenen Tür in der Wand und begrüßten freudig und erleichtert ihren Kameraden.

„Wie hast du uns gefunden? Wie kommst du hierher? Woher weißt du, wo wir sind?“ Das waren nur ein paar der Fragen, mit denen Marc bestürmt wurde.

„Immer der Reihe nach“, lachte Marc. „Helft mir lieber erst mal runter. Die Luke ist verdammt weit oben angebracht.“

Kevin brachte eine verrostete Klappleiter, die in der Nähe stand, und stellte sie unterhalb der Öffnung an die Wand.

Marc ließ sich nun bäuchlings mit den Füßen voran durch das Loch gleiten, während seine Freunde ihm halfen, den Boden zu erreichen.

Nach einer erneuten Begrüßung musste Marc seine bisherigen Erlebnisse schildern. Angefangen von seiner Lauschaktion hinter dem Haus bis zu der Idee, die Freunde auf eigene Faust durch den Kriechkeller unter dem Schulhof zu befreien. Die anderen kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Als er seinen Bericht beendet hatte, drängte Sandra: „Dann lass uns jetzt mal durch den gleichen Weg schnell von hier abhauen, bevor die Gauner zurückkommen, um die Truhe zu holen.“

Doch es war bereits zu spät. Im selben Moment hörten sie, wie oben die Kellertür geöffnet wurde und jemand die Kellertreppe herunterkam.

„Schnell Marc, versteck dich!“, flüsterte Sandra ihm zu.

Dieser war schon dabei, sich in einem ausrangierten Kleiderschrank zu verbergen. Kevin hatte gerade noch genug Zeit, die Luke zu schließen, da standen die beiden Männer bereits bei ihnen im Keller.

„Na, was machen die kleinen Kinderchen so alleine hier unten? Ihr habt doch nicht etwa Angst im Dunkeln?“, ärgerte Karl die Gefangenen.

 „Hättet ihr uns nicht nachspioniert, würdet ihr hier nicht sitzen. Das habt ihr euch selbst zuzuschreiben. Ich wollte nur mal kurz nach euch schauen, damit ihr auf keine dummen Gedanken kommt. Nachher haben wir nämlich eine besondere Überraschung für euch.“ Bösartig lachend zogen die zwei Männer davon. Kurz darauf hörte man, wie das Schloss der Kellertüre einschnappte. Sie waren wieder allein.

Marc kam aus seinem Versteck und fiel auf dem Weg zur Sitzgruppe beinahe über die Kiste mit den Armbanduhren. „He, was ist das?“, rief er und nahm ein paar der Uhren in die Hand.

„Das haben wir dir noch gar nicht erzählt. Die Ganoven schmuggeln wahrscheinlich teure Markenuhren. Wir haben die Truhe zufällig gefunden und haben sie geöffnet. Was allerdings in den Kisten in der Scheune ist, wissen wir nicht“, erklärte ihm Sandra.

„So, jetzt machen wir aber, dass wir hier verschwinden. Lasst uns mal den großen Tisch und zwei Stühle an die Wand rücken. Dann können wir bequemer aus dem Keller klettern.“

Nachdem die vier mit den Möbelstücken eine Art Leiter gebaut hatten, kletterte Kerstin als Erste hinauf, um in den Kriechkeller zu gelangen.

Marc, der vorsichtshalber eine zweite Taschenlampe mitgenommen hatte, reichte diese an Kerstin hoch, während die anderen sich bereit machten, um ihr durch die Luke zu folgen. Marc ging nochmal zur Truhe zurück und stopfte eine Handvoll Uhren in seinen Rucksack. „Als Beweismittel“, sagte er.

Es war recht schwierig, durch das enge Loch zu schlüpfen, doch nach kurzer Zeit hatten sie es geschafft. Kerstin zog die Lukentüre zu. „Damit die Galgenvögel uns nicht gleich auf die Schliche kommen, falls sie nach uns suchen sollten. Die werden mal dumm schauen, wenn sie in den Keller kommen und wir uns einfach in Luft aufgelöst haben!“

Die Stimmung in dem niedrigen Labyrinth war sehr angespannt. Das Licht der zwei Taschenlampen machte alles noch unheimlicher.

 „Wo müssen wir jetzt hin?“, fragte Kerstin und sah dabei zu Marc.

„Tja, das ist nicht so einfach zu beantworten. Ich habe mich auf dem Hinweg ziemlich verirrt und nur mit Hilfe des Kompasses einigermaßen die Richtung halten können. Aber jetzt das richtige Schulgebäude finden, das wird schwierig“. Er zeigte seinen Freunden die Deckensäulen, die eine einfache Orientierung unmöglich machten. „Ich weiß nicht, wie wir jetzt am besten aus diesem Irrgarten rauskommen.“

„Aber ich““, sagte Sandra nach kurzer Überlegung. „Und wir brauchen nicht mal den Plan oder den Kompass dazu. 

Frage: Wie will Sandra ohne die Hilfsmittel am schnellsten aus dem Kriechkeller rauskommen?

Antwort: .eduäbegluhcS neredna red nekuL ned uz hcsitamotua nam tmmok nnawdnegrI .nebbor uz gnaltne srellekhceirK sed dnawneßuA red na remmi hcafnie ,nirad thetseb gnusöL eiD

Die wilden Vier und die geheimnisvolle Botschaft – Kapitel 7

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Marc übertrifft sich selbst

Autor: Harald Schneider

Marc stand mit seinem Dalmatiner ein Stück von dem Haus entfernt neben einer Scheune. Zufällig sah er, wie sich das Eingangstor öffnete und der Transporter, den er bereits kannte, auf den Hof fuhr. Es blieb ihm keine Zeit mehr, seine Freunde, die sich in dem Haus befanden, zu warnen. Um nicht entdeckt zu werden, sprang er geistesgegenwärtig mit seinem Hund in die Scheune und beobachtete durch einen Türspalt das Geschehen im Freien.

Die Ganoven parkten den Kleinlaster vor dem Haus und stiegen aus.

„Ob das gut geht?“, dachte sich Marc besorgt, doch es sollte noch schlimmer kommen. Die drei Gauner gingen direkt in das Haus, in dem sich Kerstin, Sandra und Kevin befanden.

Marc verließ die Scheune und schlich mit Elvis vorsichtig näher. Er wollte die Fremden belauschen, um auf diese Weise seinen Freunden helfen zu können. Auf Anhieb fand er einen geeigneten Platz unterhalb eines schräg gestellten Fensters. Aus nächster Nähe konnte Marc miterleben, wie seine Freunde gefangen genommen und in den Keller gesperrt wurden. Die anschließende Diskussion der drei Erwachsenen war für ihn sehr aufschlussreich:

„So ein verdammter Mist, ausgerechnet jetzt müssen uns da ein paar neugierige Bengel in die Quere kommen. Zum Glück war heute die letzte Lieferung“, fluchte einer der beiden Männer mit einer ungewöhnlich tiefen Stimme.

„Leider wird das Zeug erst am Mittwoch abgeholt. Bis dahin müssen wir die Kartons in der Scheune stehen lassen. Sollen wir die Kinder etwa die ganze Zeit im Keller einsperren? Die werden doch spätestens heute Abend überall gesucht. Dann hängt uns die Polizei gleich an den Fersen. Und die können wir jetzt am allerwenigsten gebrauchen!“

„Karl“, forderte die Frau einen der beiden Männer auf, „nimm dein Handy und rufe den Chef an. Er hat uns zwar verboten, ihn anzurufen, aber hier handelt es sich um einen Notfall.“

Der Angesprochene zog sein Handy aus der Tasche und wählte aufgeregt eine ziemlich lange Nummer. Das Gespräch selbst konnte Marc leider nicht verstehen, da sich der Ganove Karl mit seinem Chef in einer ihm unbekannten Sprache unterhielt.

Nach einer Weile endete das Gespräch abrupt. „Verdammt noch mal!“, fluchte Karl nun wieder aufgebracht in deutscher Sprache.

„Jetzt ist auch noch der verdammte Handyakku leer. Das ist mal wieder typisch. Und das Ladegerät habe ich daheim liegen lassen.“

„Sag schon, was hat der Chef gesagt?“, fiel ihm die Frau, die mittlerweile in einem staubigen Bürostuhl saß, sichtlich nervös ins Wort.

„Wir sollen auf jeden Fall warten und das Gelände unter keinen Umständen verlassen. Er ist in etwa zwei Stunden bei uns. Früher kann er nicht kommen, da er vorher etwas Wichtiges zu erledigen hat. Nur die Kartons sollen wir schon mal in die Scheune tragen. Und wegen der Kinder im Keller brauchen wir uns keine Gedanken zu machen, denn da hat er schon eine Idee. Weiter ist er leider nicht gekommen, weil der blöde Akku leer war.“

Anschließend sprachen die Ganoven nur noch über Dinge, die für einen Nichteingeweihten keinen Sinn ergaben.

Marc hatte genug gehört. Er streichelte die ganze Zeit Elvis über den Kopf und hoffte, dass dieser keinen Mucks von sich gab. Der treue Dalmatiner schien zu ahnen, dass da etwas ungeheuer Wichtiges vor sich ging und blieb ruhig. Marc hielt den Hund fest an der Leine und schlich leise über den großen Hof in Richtung Tor. Es war nicht verschlossen, so dass er und sein tierischer Freund ohne Probleme zur Straße kamen.

Tausend Gedanken schwirrten ihm im Kopf herum. Was sollte er jetzt tun? Direkt nach Hause gehen und seinen Eltern alles erzählen oder besser gleich zur Polizei laufen? Marc zweifelte, ob er die richtige Entscheidung treffen und somit seine Freunde retten und den Gaunern das Handwerk legen konnte. Während er angestrengt darüber nachdachte, wurde ihm klar, dass ihm zwei Stunden blieben, um seine gefangenen Schulkameraden zu befreien. Nur, wie sollte das ohne die Hilfe der Polizei gehen? Nein, die Polizei musste er schon verständigen, alles andere wäre viel zu gefährlich.

Plötzlich schien er eine Lösung gefunden zu haben. So wollte er es machen und nicht anders. Sein Plan musste einfach funktionieren. Marcs Vorhaben war vielleicht noch nicht ganz ausgereift, aber um die Feinheiten konnte er sich später immer noch kümmern.

Er lief mit Elvis im Schlepptau nach Hause. Es dauerte nicht lange, bis die beiden das Mehrfamilienhaus erreichten, in dem Marc wohnte. Seine Eltern waren nicht daheim. Erfreulicherweise liefen ihm auch keine nervenden Nachbarn über den Weg, die sich über seinen Hund aufregen könnten.

Rasch suchte er in seinem Zimmer ein paar Dinge zusammen und verstaute sie sorgfältig in seinem Rucksack. Danach schrieb er einen Brief an seinen Onkel und steckte ihn in eine Plastikhülle. Diese rollte er hastig zu einer Röhre und befestigte sie mit Paketband am Halsband des Dalmatiners.

Zusammen mit seinem vierbeinigen Freund verließ Marc anschließend die Wohnung und blieb auf dem Gehweg vor dem Haus stehen.

„Elvis, hör mir jetzt bitte ganz genau zu!“, befahl er dem Dalmatiner und sah ihm dabei fest in die Augen. „Du musst jetzt ganz schnell mit dem Brief zu Onkel Franz laufen, okay? Hast du das verstanden?“

Elvis schleckte Marcs Hand ab und schaute ihn treu und verständnisvoll an. Es schien, als hätte er jedes Wort verstanden. Der Junge war sich jedoch nicht sicher, ob das Vorhaben mit Elvis gelingen würde. Es musste einfach funktionieren, denn das war die einzige Möglichkeit, seinen Plan in die Tat umzusetzen.

Der Dalmatiner lief ein paar Schritte vor, blieb dann aber unschlüssig stehen und schaute erwartungsvoll zu Marc zurück. Verzweifelt redete dieser noch ein weiteres Mal auf ihn ein, bis er sich endlich in Bewegung setzte und davon trabte.  „Hoffentlich geht das gut“, dachte sich Marc, während er dem Hund nachsah, bis dieser um die nächste Straßenecke bog. Marc hatte keine andere Wahl, als seinem treuen Dalmatiner zu vertrauen.

Jetzt konnte er mit dem zweiten Teil seines Plans beginnen.

Zur Sicherheit kontrollierte er nochmals den Inhalt seines Rucksacks. Dann machte er sich auf den Weg und lief die kurze Strecke zur Schule zurück.

„Hoffentlich komme ich in das Schulgebäude rein“, überlegte er und schaute auf seine Uhr. Er wusste, dass samstags die Volkshochschule Weiterbildungskurse für Erwachsene anbot. Deshalb würde um diese Zeit noch alles offen sein.

Und so war es auch. Ohne Schwierigkeiten gelangte er in das Hauptgebäude des Schulzentrums. Niemand begegnete ihm. „Die Kurse sind bestimmt noch in vollem Gange und die Leute sitzen in den Klassenzimmern“, dachte sich Marc.

Er zögerte nicht lange und verschwand in Richtung Kellertreppe. Jeden Moment konnte ein Erwachsener auftauchen und blöde Fragen stellen. Im Kellergeschoss war alles dunkel, anscheinend fanden hier zurzeit keine Kurse statt. Somit war die Gefahr, dass Marc doch noch entdeckt wurde, nicht besonders groß.

Er setzte seinen Rucksack ab, kramte darin herum und zog stolz seine riesengroße Taschenlampe heraus, die er zu seinem letzten Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Zielsicher ging Marc mit der eingeschalteten Lampe den Flur entlang. Dabei kam er am Werkraum und am Fotolabor vorbei. Vor der Tür mit der Aufschrift

‚Betriebsraum. Betreten für Unbefugte streng verboten‘

hielt er an. Marc war gerade dabei, seine Dietriche auszupacken, da drückte er spaßeshalber mit der linken Hand auf die Türklinke und bemerkte überrascht, dass gar nicht abgeschlossen war.

„Da hat unser Hausmeister wohl wieder gepennt. Und ich mal wieder Glück gehabt“, murmelte Marc grinsend vor sich hin. Erleichtert huschte er flink in den Raum und zog die Türe rasch hinter sich zu. Gleichzeitig schaltete er das Deckenlicht an.

Marc befand sich in einem kleinen fensterlosen Raum, in dem die Stromverteilung des mehrstöckigen Schulhauses untergebracht war. Auf der rechten Wandseite standen zwei raumhohe Metallschränke, in deren Türen unzählige Schalter und andere elektrische Teile befestigt waren. Dazwischen leuchteten Lämpchen in den verschiedensten Farben.

Marc las einige der Beschriftungen, die unter jeder Sicherung, jedem Schalter und jeder Leuchte angebracht waren. Darauf stand unter anderem ‚Raum 1 – 3.OG, Raum 2 – 3.OG‘. Weiter unten fand er ein paar Klebeetiketten mit den Aufschriften ‚Lehrerzimmer‘, ,Computerraum‘, ,Aula‘ und vieles mehr.

„Gut zu wissen“, dachte Marc und grinste verschmitzt vor sich hin. „Das kann man bestimmt mal für einen tollen Streich gebrauchen. Einen Computerraum ohne Strom, das wäre echt nicht schlecht. Sicher lässt sich da mal was draus machen … “

Der Rest des Raumes war ziemlich unübersichtlich. An den Wänden und an der Decke waren Dutzende von unterschiedlichsten Kabeln befestigt. Sie verschwanden entweder in den Mauern der Nachbarräume oder in der Decke. Am hinteren Ende des Raumes stieß Marc auf ein paar Wasserrohre, die waagerecht an der Außenmauer entlangliefen. Diese Leitungen interessierten ihn ganz besonders. An einer Stelle verzweigten sich die Rohre und verschwanden teilweise in der Wand.

Direkt daneben befanden sich einige dickere Elektrokabel, die ebenfalls in der Wand mündeten. Oberhalb dieser Stelle entdeckte Marc eine kleine Eisenluke. Sie befand sich direkt unterhalb der Raumdecke und konnte mit einem kleinen Riegel geöffnet werden. Leider war der Riegel sehr weit oben. Marc konnte nur mühsam auf Zehenspitzen an die Luke fassen.

Voller Tatendrang setzte er seinen Rucksack ab und holte den Leitungsplan heraus, den die wilden Vier in dem verlassenen Haus gefunden hatten.

Er breitete die Karte vor sich auf dem Boden aus und orientierte sich anhand des Richtungsweisers auf der Zeichnung. Dass diese Markierung bei solchen Plänen immer nach Norden zeigt, wusste er schon lange und so konnte er sich schnell zurechtfinden. Zunächst suchte Marc seinen Standort und fand ihn auch recht schnell.

Nun konnte er seine geniale Idee in die Tat umsetzen. Er wollte durch den Kriechkeller krabbeln, um auf diese Weise zu seinen Freunden zu gelangen, damit er sie befreien konnte. Marc prägte sich die auf der Zeichnung als bunte Striche dargestellten Wasserrohre und Stromleitungen genau ein.

Nach einer Weile faltete er den großen Plan wieder zusammen und verstaute ihn in seinem Rucksack. Marc stand auf und erblickte einen alten Stuhl, der verlassen in der Ecke des Betriebsraumes stand. Er schnappte sich das abgenutzte Möbelstück und stellte es unter die Einstiegsluke.

Entschlossen stieg Marc auf die Sitzfläche des Stuhls und konnte so den Metallriegel der Luke öffnen, die dabei fürchterlich quietschte. Ihm wurde etwas mulmig, denn aus dem Schacht kam ihm modriger und fauler Gestank entgegen. Außerdem war es dort drinnen stockfinster. Unsicher leuchtete er mit seiner Taschenlampe in das dunkle Loch hinein. Marc erschauderte. So niedrig, eng und ungemütlich hatte er sich einen Kriechkeller nicht vorgestellt. Doch es half alles nichts. Mit Einsatz seiner ganzen Körperkraft gelang es ihm, sich an der Einstiegsluke hochzuziehen und in den nur ein Meter hohen Keller zu gelangen.

Als Marc es geschafft hatte, blieb er ein paar Sekunden flach auf dem Boden liegen und leuchtete die Umgebung ab, um sich zu orientieren. Überall an der Decke und den Wänden waren die unterschiedlichsten Rohre und Kabel zu sehen. Es war alles recht verwirrend. Alle vier bis fünf Meter befanden sich breite Säulen, die die Betondecke trugen. Da die Stützen sich nicht in einer Reihe befanden, sondern kreuz und quer standen, konnte man nicht sehr weit nach vorne schauen.

„So sieht unser Schulhof also von unten aus“, dachte Marc. „Pfui Teufel, der Boden ist ja klatschnass. Da steht ja überall altes stinkendes Regenwasser!“

Trotz der übelriechenden Brühe musste er durch die zahlreichen Wasserlachen robben, um an sein Ziel zu gelangen. Entschlossen kroch er durch das gespenstisch wirkende Labyrinth. Wegen der vielen Deckenstützen musste er ständig seitlich ausweichen und kam nur langsam und mühsam voran. Als Marc sich kurz umdrehte und nach hinten leuchtete, war die Einstiegsluke nicht mehr zu sehen, obwohl er erst wenige Meter zurückgelegt hatte.

Plötzlich berührte ihn etwas am Arm und er zuckte zusammen, da er nicht sehen konnte, was es war. Als er die dicke Spinne sah, die sich gerade abseilte und verschwand, atmete er erleichtert auf. Bekanntlich war Marc ein großer Tierfreund und so eine harmlose Spinne konnte ihm nichts anhaben.

Leider wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nicht, auf welch gefährliches Abenteuer er sich da eingelassen hatte. Nachdem er eine Weile unter dem Schulhof umhergeirrt war, wurde ihm bewusst, dass er sich in dem dunklen, stickigen Kellerlabyrinth hoffnungslos verirrt hatte.

Marc bekam vor Angst eine Gänsehaut. Doch nach ein paar Schrecksekunden hatte er sich wieder im Griff. Schließlich war er für solch eine Situation bestens ausgerüstet.

Marc suchte sich ein trockenes Fleckchen auf dem Boden, setzte seinen Rucksack ab, öffnete ihn und holte den Lageplan heraus. Er faltete das Papier auseinander und suchte anhand der Skizze seinen ungefähren Standpunkt. Da sich auf der Karte ein Maßstab befand, konnte er die Entfernung bis zu dem Haus, in dem seine Freunde gefangen waren, gut abschätzen. Nur die Richtung war ihm unbekannt. Trotzdem war er zufrieden und packte den Plan wieder ein.

Marc leuchtete mit seiner Taschenlampe in den Rucksack, um einen bestimmten, sehr kleinen Gegenstand ausfindig zu machen. Er war sehr froh, dass er eine so gute Ausrüstung besaß.

Frage: Was holte Marc aus seinem Rucksack? Wie konnte dieser Gegenstand ihm helfen, den richtigen Weg zu finden?

Antwort: .negnaleg uz suaH nethcuseg med uz os mu ,nelletstsef gnuthcirslemmiH eid edrE red retnu hcua re nnak meseid tiM .iebad ssapmoK nenie ettah craM

Die wilden Vier und die geheimnisvolle Botschaft – Kapitel 6

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Dem Geheimnis auf der Spur

Autor: Harald Schneider

Die Lösung zu der verschlüsselten Geheimbotschaft war verblüffend einfach. Allerdings nur, wenn man den Code richtig zu deuten wusste.

Die wilden Vier hätten am liebsten auf der Stelle nachgesehen, was sich hinter dem Kalender im Büro verbirgt. Doch sie wurden auf die Folter gespannt. Ausgerechnet an diesem Mittag hatten sie ihre wöchentliche Schulsport-AG. Die Teilnahme war Pflicht, weil demnächst die Bundesjugendspiele stattfanden. Der Trainer wunderte sich über die schlechte Leistung seiner Schüler, die an diesem Tag nicht ganz bei der Sache waren.

Nach dem Sportunterricht mussten die Zwillinge mit ihren Eltern einkaufen gehen. Es war einfach zum Verrücktwerden. Aber sie wollten unter allen Umständen bei der Lösung dieses aufregenden Abenteuers dabei sein.

So konnten sich die vier erst am Samstagmorgen treffen, um endlich ein zweites Mal das verlassene Gelände unter die Lupe nehmen zu können. Marc kam gerade noch pünktlich zum vereinbarten Treffpunkt. Er war bei seinem Onkel Franz gewesen und hatte sich mal wieder Elvis, den Dalmatiner ausgeliehen.

„Pass aber auf, dass er uns nicht wieder alles vollpinkelt“, ärgerte ihn Kerstin schelmisch.

Das Eingangstor konnten sie ungehindert und ohne neugierige Blicke von fremden Leuten passieren. Es waren keine neuen Reifen­spuren im Hof zu sehen. Wahrscheinlich war der Boden inzwischen zu trocken. Die Haustüre war mit dem Dietrich in wenigen Sekunden geöffnet.

Die wilden Vier wussten bereits, hinter welchem Kalender die Nachricht stecken musste. Er war ihnen beim letzten Besuch aufgefallen, da er riesengroß und mit vielen Schrauben direkt an der Wand befestigt war. Das oberste Kalenderblatt war schon über ein Jahr alt und zeigte die Tower Bridge in London, die über die Themse führt. Als die Freunde das letzte Mal hier gewesen waren, hatten sie sich nicht weiter um den Kalender gekümmert, da die vier zu diesem Zeitpunkt von der versteckten Nachricht noch nichts wissen konnten.

„Mist“, schimpfte Marc ärgerlich. „Ausgerechnet jetzt, wo es spannend wird, braucht Elvis einen Baum, um sein Bein heben zu können. Ich gehe mal schnell mit ihm raus. Bitte wartet auf mich.“

Während Marc mit seinem Dalmatiner aus dem Haus ging, untersuchten die drei anderen den geheimnisvollen Kalender. Und siehe da: Er ließ sich trotz seiner stabil aussehenden Befestigung ganz leicht abnehmen. Auf der Rückseite des letzten Blattes war in der Mitte ein kleiner Briefumschlag befestigt.

Kerstin nahm den Umschlag ab, der mit Kreppband am Kalender festgeklebt war, und öffnete ihn. Ein kleiner Zettel fiel heraus. Sie bückte sich, um ihn aufzuheben und las dann laut vor: „Nächste Lieferung diesen Samstag. 500 U, 300 A, gleiche Zeit, gleicher Ort.“

„Was hat das jetzt wieder zu bedeuten?“, fragte Kevin, „ist das auch wieder verschlüsselt?“

Kerstin unterbrach ihn: „Das ist doch klar! 500 U und 300 A sind Abkürzungen für die Waren, die in den Kartons stecken. Was da drin ist, kriegen wir noch raus. Wichtiger ist der Liefertag, der hier steht. Das Zeug kommt bereits heute. Wir sollten jetzt auf jeden Fall etwas vorsichtiger sein.“

„Das hättet ihr euch früher überlegen sollen!“, ertönte in diesem Moment eine laute Frauenstimme direkt hinter ihren Rücken.

Erschrocken zuckten die drei zusammen. Die ihnen bereits bekannte Frau und die beiden Männer hatten sie überrascht.

Die Gauner sahen angsteinflößend aus. Zuerst versperrten sie den Ausgang, dann kamen sie langsam immer näher. Die Ertappten wichen verängstigt zurück, bis sie vor der abgeschlossenen Kellertür wie in einer Sackgasse standen. „Wie habt ihr die Nachricht hinter dem Kalender gefunden?“, schnaubte einer der beiden Männer wütend. Er war auffällig dick und hatte einen Glatzkopf.

„Seit wann schnüffelt ihr uns nach?“

Kerstin wollte gerade etwas erwidern, da fiel ihr Sandra ins Wort: „Was wollen Sie denn von uns? Der Zettel lag hier auf dem Boden. Wir haben in diesem Haus nur Verstecken gespielt. Jetzt lassen Sie uns raus, wir müssen heim.“

„Haha, das sollen wir euch glauben?“, polterte die Frau, die am letzen Mittwoch von einem der Männer mit Andrea angesprochen worden war.

„Ihr habt uns nachspioniert, so sieht es aus. Aber ihr macht uns bei diesem Geschäft keinen Strich durch die Rechnung. Alles hat bisher einwandfrei und problemlos geklappt und niemand hat den geringsten Verdacht geschöpft. Das lassen wir uns von ein paar Kindern wie euch nicht kaputt machen. Umsonst haben wir uns nicht so abgerackert!“

Zu den beiden Männern gewandt sprach sie in befehlendem Ton: „Ich denke, wir sperren diese Horde zunächst mal im Keller ein und besprechen dann in Ruhe alles Weitere.“

Einer der beiden Männer zog einen kleinen Schlüssel aus seiner Hosentasche und öffnete das Sicherheitsschloss an der Kellertür. Dann schubsten die drei Erwachsenen die Kinder die Treppe hinunter.

Kerstin, Kevin und Sandra taumelten orientierungslos im Dunkeln nach unten. Glücklicherweise fiel niemand hin. Im selben Moment wurde oben die Tür wieder verschlossen.

Kevin reagierte am schnellsten und tastete sich in der Dunkelheit an den Lichtschalter heran, denn er hatte das kleine Kontrolllicht am Schalter entdeckt.

Im Keller roch es modrig, es war ein ungemütlicher und kalter Ort. Die schwache elektrische Birne, die an der Decke in einer Fassung ohne Lampenschirm hing, verbreitete ein unheimliches und schummriges Licht. Aus ihrem unbehaglichen Gefängnis schien es außer der Kellertreppe keinen weiteren Ausgang zu geben.

Das Untergeschoss bestand aus einem einzigen großen fensterlosen Raum, der mit altem, staubigem Gerümpel vollgestopft war. In einer Ecke standen ein kleiner Tisch und vier Stühle, ein kleines Regal und eine auffällig grünlackierte Truhe mit breiten Scharnieren. Die Möbel standen vermutlich noch nicht lange hier, denn sie waren weder verdreckt noch verstaubt.

Sandras Stimme klang etwas zittrig: „Oh Mann, was machen wir jetzt? Wie kommen wir bloß wieder raus?“

„Keine Ahnung, schauen wir uns erst einmal etwas um, dann fällt uns bestimmt etwas ein“, beruhigte sie Kevin. „Die Sitzgruppe scheint das einzige Interessante hier unten zu sein.“

Während Kerstin bereits dabei war, den anderen Krempel systematisch nach etwas Brauchbarem zu durchsuchen, ging Kevin zu dem Regal. Er fand jedoch nur einige verrostete Metallteile. Nachdem er den Schrott begutachtet hatte, versuchte er, die auf dem Boden stehende Truhe zu öffnen. Er schaute sich die Verschlussscharniere eingehend an und kam dann resignierend zu dem Schluss: „Nichts zu machen, die ist mit zwei kleinen, aber sehr modernen Schlössern verriegelt.“

„Ich habe das passende Werkzeug dabei. Die Gauner haben es übersehen, weil sie mir den Rucksack nicht abgenommen haben“, grinste Sandra und machte sich an die Arbeit. Sie öffnete ihren Rucksack und fischte diverse kleine und große Schraubendreher, eine Zange und ein paar kleine Metallhaken heraus.

Nach einer genauen Überprüfung der Truhe war sie der Meinung, dass es am einfachsten war, die eisernen Scharniere der Truhe abzuschrauben, um den Deckel komplett abheben zu können. Die Aktion dauerte nur wenige Minuten, dann konnten die drei den Deckel der Kiste abnehmen.

„Wow“, staunte Kerstin, als sie es in der Truhe glitzern und funkeln sah. „Das müssen Unmengen an Uhren sein.“

Kevin bekam große Augen und nahm eine der goldenen Armbanduhren heraus, um sie eingehender betrachteten zu können. „Das sind sicher ganz teure Markenfabrikate. Die kleinen Funkelsteine auf den Einfassungen sind bestimmt kostbare Diamanten oder andere Edelsteine. Ob die Uhren irgendwo geklaut wurden?“

Kerstin wurde aus heiterem Himmel etwas blasser im Gesicht. „Versteht ihr denn nicht?“, flüsterte sie. „Da oben sind die Diebe, die uns hier unten mit ihrer Beute eingesperrt haben. Die wollen doch bestimmt die Truhe mit den Uhren wiederhaben!“

Kevin blieb cool und versuchte sie zu trösten: „Keine Angst, wir brauchen uns im Moment keine allzu großen Sorgen zu machen. Ich bin sicher, wir kommen hier wieder heil und gesund raus.“

Frage: Warum war sich Kevin so sicher, dass sie bald befreit werden?

Antwort: .ettah tgidnätsrev ieziloP eid craM ssad ,hcilrütan etffoh niveK .nednufeg thcin rabneffo craM renuaG eid nettah ,neraw ttird uz run eis aD

Die wilden Vier und die geheimnisvolle Botschaft – Kapitel 5

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Die geheimnisvolle Botschaft

Autor: Harald Schneider

Klar, die Geschichte mit dem Plastikeimer schrie nach sofortiger Aufklärung. Nur zu dumm, dass sie Sandras Vater versprochen hatten, am Nachmittag bei der Gartenpflege zu helfen. Nach der großartigen Einladung zum Pizzaessen vor einer Woche trauten sie sich nicht, ihm abzusagen.

Völlig lustlos machten sie sich an die Arbeit und halfen Herrn Meier, den Rasen anzulegen und Blumenbeete zu gestalten. Normalerweise hätte ihnen die ganze Arbeit viel Spaß gemacht. Im Hinblick auf die bevorstehenden Pläne konnten sie sich aber beim besten Willen nicht richtig auf ihre Arbeit konzentrieren.

„He Kevin“, unterbrach ihn Sandras Vater kopfschüttelnd, als er versuchte, eine junge Staude einzupflanzen. „Wie wäre es, wenn du statt der Zweige lieber die Wurzeln dieses Pflänzchen in die Erde steckst?“ Die anderen schauten zu Kevin hinüber und sahen, wie dieser die Pflanze verkehrt herum eingraben wollte. Sie schüttelten sich vor Lachen. Aber es war einfach nicht sein Tag gewesen.

Der darauffolgende Dienstag war ebenfalls bereits verplant. Die ganze Klasse machte einen Tagesausflug nach Stuttgart in den Tiergarten Wilhelma. Auch durch die vielen exotischen Tiere und selbst, als das Lama, das Marc ärgerte, nach ihm spuckte, wurde die Stimmung der wilden Vier nicht besser.

Es half nichts, sie konnten sich erst nach zwei schier endlosen Tagen am Mittwochnachmittag nach der Schule in ihrem Clubraum treffen. Voller Ungeduld wollten die vier das mysteriöse Rätsel endlich lösen. Sie machten sich nach einer kurzen Besprechung auf den Weg in Richtung Schule.

Schon kurze Zeit darauf standen sie vor dem Haupteingang des Geländes, das genau hinter ihrer Schule lag, und untersuchten das große Hoftor mit den geschwungenen Ornamenten. Kevin begutachtete ausgiebig das Schlüsselloch und zog sogleich angewidert seinen verschmierten Zeigefinger zurück.

„Igitt, das Schloss ist ja frisch geölt. Da haben wir einen weiteren Beweis, dass jemand auf dem Gelände gewesen ist!“

„Und damit das Tor nicht quietscht, wurden auch die Scharniere eingefettet“, stellte Kerstin mit einem prüfenden Blick fest. Allerdings ohne sich dabei ihre Finger schmutzig zu machen.

„Da sollten wir jetzt aber sehr vorsichtig sein.“

Kevin zog ein ganzes Bündel Dietriche aus seiner ausgebeulten Hosentasche und suchte sich einen aus, von dem er glaubte, dass dieser die richtige Größe hatte. Er passte und das hölzerne Hoftor sprang leise auf. Seine Klassenkameraden nickten ihm anerkennend zu.

Die wilden Vier schauten kurz nach hinten zur Straße, um sich zu vergewissern, dass sie nicht von irgendwelchen Passanten beobachtet wurden. Die Umgebung war menschenleer, sodass sie unerkannt durch den Eingang schleichen konnten. Nachdem alle auf dem Gelände waren, zog Marc hinter ihnen das Tor behutsam wieder zu.

Sie befanden sich erst wenige Sekunden auf dem fremden Terrain, da entdeckten sie die nächste Überraschung: In dem immer noch vom Regen aufgeweichten Boden waren deutlich breite Reifenspuren zu erkennen. „Die Abdrücke sind untypisch für einen PKW“, erkannte Sandra sofort. „Das muss mindestens ein Transporter gewesen sein.“

Sie folgten wachsam den Reifenabdrücken und kamen bis ins Innere des Hofes. Dort machten die Spuren zwischen dem Haus und einer angrenzenden Scheune eine Schleife und führten anschließend wieder zum Tor hinaus.

Marc kombinierte: „Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder hat der Transporter vor dem Haus gehalten und später hier gedreht, um wieder raus auf die Straße zu kommen, oder er hat gleich gewendet und vor der Scheune geparkt.“

Die anderen waren von Marcs Aussage überzeugt und suchten den feuchten Boden des Hofes nach Schuhspuren und weiteren Hinweisen ab. Es war nichts zu finden. Sandra hatte inzwischen die Utensilien ihres Detektivbüros ausgepackt und rührte in einem Becher etwas Gips an, um damit die Reifenabdrücke zu sichern.

„Der Eimer ist weg“, rief Kevin plötzlich aufgeregt. Und tatsächlich kamen sie erst jetzt auf den Gedanken, sich genauer mit dem Campingtisch und den umherliegenden Gegenständen zu befassen.

„Das bedeutet, dass seit Montag früh jemand hier gewesen sein muss, der den Eimer weggenommen hat“, schlussfolgerte Marc.

Sofort machte er sich zusammen mit den anderen auf, um nach dem verschwundenen Eimer zu suchen. Nachdem sie den Hof gründlich aber erfolglos abgesucht hatten, versuchten sie ihr Glück im angrenzenden Schuppen. Das Tor war nur angelehnt und man konnte deutlich erkennen, dass der Schließzylinder mit Gewalt herausgebrochen worden war.

Kevin, Marc und Kerstin gingen hinein. Sandra war nirgends zu sehen.

Drinnen war es dunkel. Es gab nur ein paar kleine Fenster, deren Scheiben zerbrochen waren, sowie die halboffene Scheunentür, durch die das Sonnenlicht einfallen konnte. Nachdem die drei sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnten sie im hinteren Teil der Scheune mehrere alte Strohballen, einen kleinen Berg mit Streusalz und einige ausrangierte Verkehrsschilder erkennen. Doch das erstaunlichste sahen sie mitten in der Scheune stehen. Hier lagerten mehr als 20 große Kartons auf Holzpaletten, die in dicke durchsichtige Folie eingeschweißt waren.

Marc wollte gerade sein Taschenmesser aufklappen, um die Folie aufzuschneiden, da hielt ihn Kerstin am Arm fest: „He, hör auf damit. Egal was da drin ist, wenn du an der Verpackung herumschnippelst, weiß jeder sofort, dass jemand hier war!“

Marc sah das nur widerwillig ein, klappte dann aber sein Taschenmesser wieder zu. „Und wenn da Drogen drin sind?“, ereiferte er sich, „dann müssen wir sofort … “

In diesem Moment hörten sie draußen einen Wagen vorfahren. Sie blickten sich erschrocken an, bis Kerstin endlich befahl: „Schnell, hinter das Stroh!“

Sofort sprangen sie hinter die Strohballen und hofften, dass Sandra das Auto ebenfalls rechtzeitig bemerkt hatte. Einen Augenblick später wurde die halboffene Scheunentür komplett geöffnet. Aus ihrem im Moment noch sicheren Versteck sahen sie zwei Männer und eine Frau, die zielstrebig auf die Paletten zuliefen und sich dabei angeregt unterhielten.

„Puh, jetzt schnell noch die ganzen Kartons auf den Laster laden und dann haben wir es wieder bis zur nächsten Lieferung geschafft.“

„Das ist jedes Mal eine ziemliche Schufterei mit dem ganzen Kram. Zum Glück bezahlt der Chef dafür gut. Und solange die Kohle stimmt, bin ich auf jeden Fall dabei.“

Die drei Freunde wurden auf eine schwere Geduldsprobe gestellt. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis die Fremden sämtliche Kartons aus der Scheune in ihrem Wagen verstaut hatten. Dann wurde es so richtig gefährlich, denn die Männer kamen noch einmal in die Scheune zurück. Sie gingen zu den auf dem Boden liegenden leeren Holzpaletten, hoben diese auf und trugen sie geradewegs auf die Strohballen zu, hinter denen die drei Beobachter auf der Lauer lagen.

Doch die beiden setzten zum Glück ihre schwere Last unmittelbar vor dem Strohhaufen ab, ohne die Zuschauer zu entdecken. Einen der Männer hörten sie sagen: „So, jetzt gehen wir rüber zu Andrea und besprechen den nächsten Einsatz.“

Nachdem die Unbekannten den Schuppen endgültig verlassen hatten, verharrten die Freunde noch ein paar Minuten im Dunkeln der Scheune. Sie wollten sicher gehen, dass die Luft auch wirklich rein war. Dann machten sich die Kameraden auf den Weg in Richtung Tür. Sie hatten den Eingang beinahe erreicht, da wurde von außen unerwartet die Türe aufgestoßen, sodass sie fast zu Tode erschraken. Doch dann erkannten sie Sandra, die außer Atem war.

„Ich konnte mich gerade noch rechtzeitig hinter dem Haus verstecken. Was haben die für Kartons in den Transporter geschleppt? Der Wagen steht immer noch im Hof. Die Frau und die beiden Männer sind vor fünf Minuten im Haus gegenüber verschwunden. Ich konnte sie durch das Fenster auf der Rückseite des Gebäudes beobachten und reden hören. Ich hörte, dass sie über eine verschlüsselte Nachricht sprachen und irgendwelche Buchstaben zählten. Danach diskutierten sie über eine neue Lieferung, die noch mehr einbringen soll als die letzte. So richtig habe ich das nicht verstanden. Habt ihr etwas mitbekommen?“

Nachdem ihr ihre Freunde von den Erlebnissen in der Scheune berichtet hatten, entschlossen sie sich, gemeinsam zur Rückseite des Hauses zu schleichen, um mehr über die Fremden zu erfahren.

Vorsichtig schlichen die vier zwischen Scheunentür und Transporter vorbei. Dann spurteten sie gebückt über den Hof, um so zur rettenden Rückseite des Hauses zu gelangen. Sie hatten Riesenglück. Kaum waren die vier am Ziel angekommen, wurde die Eingangstür geöffnet und die Gauner stiegen in den vollbeladenen Kleinlaster ein und fuhren davon.

Die wilden Vier verließen ihr Versteck erst, nachdem die Unbekannten das Gelände mit dem Transporter verlassen hatten. Um zum Eingang zu gelangen, mussten die vier Freunde zunächst um das Haus herumlaufen.

„Mist“, fluchte Marc laut. „Die Tür ist abgeschlossen.“

Doch Kevin hatte bereits seine Dietriche in der Hand und öffnete die Tür in kürzester Zeit. Ein paar Sekunden später standen sie im Hausflur des verwahrlosten Gebäudes.

Das Erdgeschoss bestand aus einer kleinen Zweizimmerwohnung, die zuletzt als Büroräume genutzt wurden. Das Inventar, Schreibtische, Stühle und andere Büromöbel, stand und lag überall herum. Alles war sehr staubig und sicherlich schon lange nicht mehr in Gebrauch. Der kleine Speicher über der Wohnung diente als Abstellplatz für allerlei Gerümpel. Anhand der dicken Staubschicht auf der Treppe war den Freunden sofort klar, dass seit Ewigkeiten niemand mehr hochgestiegen war.

Ganz erstaunt registrierten sie, dass die Kellertür mit einem modernen Sicherheitsschloss verschlossen war. „Da kann ich mit meinen Nachschlüsseln nicht viel anfangen“, stellte Kevin fest. „Da brauche ich spezielles Werkzeug zum Öffnen.“

Kerstin hatte sich in den zahlreich vorhandenen Schränken umgesehen und hielt ein großes gefaltetes Blatt Papier in der Hand, das sie zwischen anderen verblichenen Akten gefunden hatte. „Seht mal, was ich entdeckt habe!“, rief Kerstin den anderen zu. „Das ist ein Plan des Grundstücks. Auf dem ist sogar unsere Schule eingezeichnet.“

„Lass mal sehen“, unterbrach sie Sandra und schaute gemeinsam mit den anderen neugierig auf die Karte. „Hm, was sind das für bunte Striche zwischen diesem Haus und den Schulgebäuden? Die gehen über den Schulhof.“

 „Schaut mal. In der rechten unteren Ecke des Plans ist eine Zeichenerklärung. Die blauen Linien sind Wasserrohre, die roten bedeuten Stromleitungen und die gelben stehen für Telefonkabel. Damit sind die verschiedenen Schulgebäude und dieses Haus verbunden. Die Leitungen münden jeweils im Keller.“

„Aber was sind das für Schraffierungen auf dem Schulhof?“, hakte Marc nach.

Sandra schaute sich die markierten Stellen ganz genau an. „Hier steht es. Unter dem Schulhof befindet sich ein Kriechkeller, in dem die ganzen Leitungen liegen.“

Die anderen schauten sich überrascht an. „Der Hof ist unterkellert? Davon wissen wir ja gar nichts. Wo ist der Eingang zu diesem seltsamen Keller?“

„Der ist auf dem Plan nicht genau eingezeichnet. Aber es muss in jedem Gebäude und auch in diesem Haus einen Zugang geben. Damit man an die Leitungen drankommt, falls die mal repariert oder gewartet werden müssen“, folgerte Marc.

„Das hört sich alles unheimlich spannend an. Wenn wir die Gelegenheit dazu haben, sollten wir das mal untersuchen. Ich nehme den Plan mit nach Hause. Vielleicht sind die Informationen darauf für irgendetwas zu gebrauchen!“

Ansonsten kamen die Detektive mit der Erforschung der Wohnung nicht so recht weiter. Sie konnten einfach keinen Grund für die Anwesenheit der Erwachsenen finden. Die vier wollten bereits aufgeben, da sie sich immer sicherer wurden, dass des Rätsels Lösung nicht hier, sondern im Keller zu finden war. Deshalb wollten sie am nächsten Tag mit Werkzeug zurückkommen.

Da zog Kevin einige kleine Papierschnipsel aus einem Abfallkorb. „Die muss irgendjemand erst vor Kurzem da reingeworfen haben“, freute sich Kevin über seinen Fund.

Die Schnipsel enthielten einen mit Hand geschriebenen Text. Sie konnten ihn nicht entziffern, da die Teile zu klein gerissen waren.

Sandra forderte ihre Freunde auf: „Schaut mal nach, ob irgendwo weitere Fetzen herumliegen, damit wir nichts übersehen oder vergessen. Das Puzzle setzen wir daheim in aller Ruhe zusammen.“

Alle vier untersuchten daraufhin gewissenhaft die Umgebung des Papierkorbs und fanden tatsächlich einige weitere kleine Schnipsel. Sandra steckte diese vorsichtig in eine kleine Tüte, die zur ihrer Detektivausrüstung gehörte.

Nach einer halben Stunde brachen sie die Durchsuchung der Räume ab. Sie wollten zuerst die Nachricht entziffern und dann in den nächsten Tagen wieder zurückkommen, um mit dem passenden Werkzeug in den Keller zu gelangen. Sie schlossen die Haustüre mit dem Dietrich ab, damit niemand ihre Anwesenheit bemerken konnte. Eilig verließen sie das Gelände und machten sich auf den Weg nach Hause.

Die Freunde gingen direkt in ihren Clubraum, um das mysteriöse Nachrichtenpuzzle zu lösen. Nur Sandra kam erst ein paar Minuten später nach, da sie daheim etwas Wichtiges holen wollte.

Als sie bei den anderen ankam, trug sie einen etwa zeichenblockgroßen Kasten aus hellem Kunststoff bei sich. „Das habe ich mir von meinem Vater ausgeliehen. In diesem Kasten ist eine Lampe eingebaut. Da legte mein Vater früher seine entwickelten Dias drauf. Durch die Hintergrundbeleuchtung konnte er die Einzelheiten der Motive besser erkennen und sortieren, ohne jedes Mal den Projektor aufbauen zu müssen“, erklärte Sandra ihren Freunden den seltsamen hellgrauen Kasten.

Und in der Tat, sie konnten die Schnipsel viel besser erkennen, als diese auf dem beleuchteten Gerät lagen. Dennoch dauerte es ziemlich lange, bis sie die ganzen Papierfetzen richtig sortiert hatten.

„Seid ihr sicher, dass die Teile so richtig liegen?“, meinte Marc. „Das ergibt doch alles keinen Sinn.“

Alle vier versuchten nun gleichzeitig den Zettel mit der geheimnisvollen Botschaft zu entziffern.

Die Geheimbotschaft lautete:

Code: – 2 Rückwärts –

Komme erst rüber oberhalb am vierten großen Berg. Oder in den blauen Sack. Akte am rechten oder bringe wenigstens starken Anwalt bis China. Steuere chinesische Gegenstände stur. Ist Egge anders auf Brief gebe Pfand Weinflaschen. Die alte Decke stand astrein chemisch. Ich wärme andere Decken eifrig. Oder drücke mühevoll Pfandflaschen an einen immergrünen Erker. Gehe stückweise brav wenn adlig.

Die wilden Vier konnten mit dem Inhalt des mysteriösen Textes nichts anfangen. Was sollte dieses wirre Zeug bloß bedeuten? Betrübt und enttäuscht schauten sie sich an.

Nach einer Weile bemerkte Sandra: „Das erste Wort macht mich stutzig. Code bedeutet Schlüssel. Ich glaube, der Text ist in einer Geheimschrift verfasst. Und zur Lösung muss man wissen, was ‚2 Rückwärts‘ bedeuten soll.“

Die wilden Vier diskutierten und probierten eine Zeitlang alles Mögliche aus, bis Marc und Sandra nach Hause mussten. Beide hatten sich den Text abgeschrieben, um auch daheim weiter darüber nachdenken zu können. Sie vereinbarten, in der Schule nichts darüber zu sagen und sich morgen nach dem Unterricht wieder im Clubraum zu treffen.

Auch am nächsten Tag kamen sie keinen Schritt weiter. Kerstin hatte den Text in ihren Computer eingegeben und verschiedene Möglichkeiten erfolglos durchprobiert. Auch im Internet war leider keine passende Lösung für ihr Problem zu finden. Es war wie verhext.

Sandra hatte sich in der Bücherei ein Buch über Kryptographie, der Wissenschaft der Ver- und Entschlüsselung von Texten, ausgeliehen. Allerdings war das Buch sehr dick, so dass sie nur sehr langsam vorankam. Es gab jede Menge Möglichkeiten, die alle überprüft werden mussten. So verging auch dieser Tag, ohne das sie das Rätsel der Nachricht lösen konnten. Die Freunde wurden immer enttäuschter.

Der Freitagmorgen begann dann mit einer großen Überraschung. Noch vor Schulbeginn flüsterte Sandra ihren erstaunten Freunden zu: „Ich habe die Lösung gefunden. Gestern Abend habe ich es endlich geschafft. Es ist ganz einfach, man muss nur … “

Doch weiter konnte sie nicht erzählen, da in diesem Moment die Schulglocke ihre Unterhaltung unterbrach. Die anderen drei waren während der ersten Doppelstunde vor lauter Aufregung völlig unkonzentriert. Der Englischunterricht war ihnen total egal. Wie konnte Sandra die seltsame Botschaft nur entschlüsseln? Erst in der Pause war es soweit und Sandra verriet den dreien das Geheimnis.

Frage: Wie lautete die entschlüsselte Nachricht?

Code: 2 Rückwärts

Komme erst rüber oberhalb am vierten großen Berg. Oder in den blauen Sack. Akte am rechten oder bringe wenigstens starken Anwalt bis China. Steuere chinesische Gegenstände stur. Ist Egge anders auf Brief gebe Pfand Weinflaschen. Die alte Decke stand astrein chemisch. Ich wärme andere Decken eifrig. Oder drücke mühevoll Pfandflaschen an einen immergrünen Erker. Gehe stückweise brav wenn adlig.

Antwort: „orüB mi rednelaK med retnih thets gnurefeiL etshcän eid rüf nimreT reD“ :tfahcstoB edneglof hcis tbigre oS .sträwkcür txeT ned esel dnu nebatshcuB netiewz ned troW medej nov emhen naM

Die wilden Vier und die geheimnisvolle Botschaft – Kapitel 4

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Eine seltsame Entdeckung

Autor: Harald Schneider

Eine Woche später war von Sonnenschein weit und breit nichts mehr zu sehen. Das ganze Wochenende hatte es fast ohne Pause geregnet. Die wilden Vier wollten ursprünglich einen Ausflug zum Heidelberger Schloss machen, um dort die Touristen während der Führungen mit ihren selbst gebastelten Gespensterkostümen zu erschrecken. Wegen des schlechten Wetters mussten sie den Streich aber auf unbestimmte Zeit verschieben. Deshalb verbrachten Sie die meiste Zeit der beiden schulfreien Tage in ihrem Clubraum und schmiedeten Pläne für die kommende Woche.

Marc hatte mal wieder Elvis, den süßen aber auch sehr neugierigen Dalmatiner mitgebracht, den er sich regelmäßig ein- bis zweimal in der Woche von seinem Onkel auslieh.

Kevin sagte noch, dass es höchste Zeit war, um mit Elvis Gassi zu gehen, aber Marc weigerte sich schlichtweg. Ihm war es draußen einfach zu nass und ungemütlich. Als er den Hund bei Onkel Franz abgeholt hatte, sah es aus, als würden sich die Wolken und damit auch der Regen endlich verziehen. Zum Trotz regnete es nun stärker als zuvor.

„Nein, ich warte noch ein bisschen“, maulte Marc, aber in diesem Moment hob Elvis sein Bein und nässte das metallene Tragegestell der Couch ein, auf der Kevin und Kerstin saßen.

„Igitt“, schrie Kerstin und sprang auf, denn sie hätte beinahe etwas abbekommen. „Elvis, hau ab!“, fauchte sie und schob den Dalmatiner mit der Hand recht unsanft aus dem Weg.

Alle waren sauer auf Marc, der die Misere wegmachen musste und sich darüber fürchterlich ärgerte. Der Geruch allerdings blieb.

Kerstin nutzte währenddessen die Zeit, um das Abenteuer in der Pizzeria vom vergangenen Wochenende in ihrer Streichsammlung zu verewigen. „Wisst ihr noch“, schwelgte Kerstin in Erinnerung, „wie der Besitzer der Pizzeria die Polizei rief und ausgerechnet Kommissar Greulich kam? Dem sind fast die Augen aus dem Kopf gefallen, als er uns erneut sah!“

„Aber immerhin haben wir zwei gesuchte Trickbetrüger gefangen. Die Polizei war denen bereits seit Monaten vergebens auf der Spur. Und wir haben es ganz alleine ohne fremde Hilfe geschafft!“, fügte Marc stolz hinzu.

Sie unterhielten sich noch eine Weile über das bestandene Abenteuer und die Festnahme der beiden Gauner.

Schließlich war es wieder Montag und die erste Schulstunde gerade vorbei, als die wilden Vier in den Pausenhof rannten. Es hatte vor einer guten Stunde aufgehört zu regnen und die Sonne schien wieder, als hätte sie nie etwas anderes getan. Die Regenzeit schien überstanden zu sein.

Der Pausenhof war sehr verwinkelt, da das Schulzentrum in der Vergangenheit immer wieder durch neue Gebäude erweitert wurde. Insgesamt befanden sich auf drei Seiten des Platzes Schulgebäude. Am hinteren Ende schloss ein unansehnlicher Bretterzaun den Pausenhof ab. Im Hof selbst gab es einige abgelegene Nischen, in denen hölzerne Sitzbänke standen. Unmittelbar daneben spendeten ein paar Bäume Schatten. Die Sitzbänke waren bei den Schülern verständlicherweise heiß begehrt. Dort verbrachten sie gerne die Pausen.

Auch die vier Freunde gingen zu ihrer Lieblingsbank. Diese stand am hinteren Ende des Schulhofes. Dort war nicht so viel los und man konnte sich in aller Ruhe unterhalten, ohne ständig gestört zu werden.

Während sie sich über das vergangene Wochenende und das Malheur mit Elvis und der Couch unterhielten, fiel ihnen auf einmal Sandra ins Wort: „Sagt mal, was ist das eigentlich für ein Haus hinter dem Bretterzaun? Das gehört nicht mehr zur Schule, oder?“

Tatsächlich befand sich hinter dem morschen Zaun, unmittelbar dort, wo die vier jetzt saßen, ein älteres, einstöckiges Haus sowie mehrere Nebengebäude. Die hölzerne Einzäunung umschloss das weiträumige Gelände von allen Seiten.

„Ach das“, erklärte ihr Marc gelangweilt, „das war bis vor einem Jahr ein Lagerplatz der Stadtreinigung. Dort haben die ihre Fahrzeuge für den Winterdienst untergestellt und Dinge wie Streusalz und Ähnliches gelagert. Inzwischen ist die Stadtreinigung in einen Neubau umgezogen. Seitdem stehen die Schuppen und das Haus leer und verfallen langsam. Ich habe mal gehört, dass alles irgendwann abgerissen werden soll.“

Marc versuchte, zum eigentlichen Thema zurückzukehren, da das Haus für ihn nicht weiter von Interesse war. Aber Sandra stand auf und stellte sich auf die Bank, um besser über die Bretterwand blicken zu können.

Die anderen schauten verblüfft zu ihr hoch, bis Kevin sie ansprach: „Was soll das? Hast du etwas entdeckt? In dem verfallenen Haus war bestimmt seit einem Jahr keine Menschenseele mehr.“

Sandra gab ihm keine Antwort und blickte immer noch auf das Gelände. Kerstin und Kevin wurden neugierig und machten es ihr nach. Als letztes stieg Marc zu ihnen auf die Bank hoch.

Alle schauten interessiert auf das verlassene Grundstück. Die Fensterläden des Hauses auf der linken Seite waren geschlossen, genau wie die Eingangstür. Einige Dachziegel waren heruntergefallen und lagen zerbrochen im sandigen Hof, der voller Wasserpfützen stand.

Der Hof machte einen trostlosen Eindruck. Vor einer Scheune, deren Eingang sich direkt in ihrem Blickfeld befand, lagen ein paar durchnässte Schuhe auf einem klapprigen Campingtisch. Einen guten Meter neben dem Tisch stand ein alter Plastikeimer. Er war leer, man konnte bis auf den Boden sehen. Daneben lagen verschiedene verrostete Metallteile herum, vermutlich von einem Getriebe oder einem Motor.

Die Eingangstür des Schuppens stand offen und wurde vom Wind leicht hin und her bewegt. Das Türschloss machte den Eindruck, als sei es gewaltsam aufgebrochen worden. Zwei Fensterscheiben waren zerborsten, die Glassplitter lagen im Freien überall verstreut. Zwei weitere Nebengebäude befanden sich an der Straßenseite des umzäunten Geländes. Aus der Entfernung konnten die Freunde auch dort nichts Außergewöhnliches erkennen.

Kevin und Marc wurde es zu dumm. Sie setzten sich wieder auf die Bank zurück und lästerten über Sandra: „Und, hast du das furchtbare Geheimnis des verfallenen Hauses endlich gelüftet?“

„Tja“, grinste Sandra, „ich halte meine Augen eben offen. Es ist ganz offensichtlich, dass sich heute Vormittag jemand auf dem Hof oder sogar in den Gebäuden aufgehalten hat!“

„Was?“, schrien die anderen drei gleichzeitig. Kevin und Marc sprangen zurück auf die Bank und schauten mit Kerstin abermals über den Zaun. Doch so sehr sie sich auch anstrengten, sie konnten keinen Hinweis für Sandras Vermutung finden.

Frage: Wieso war sich Sandra so sicher, dass am Morgen mindestens eine Person auf dem Gelände gewesen war?

Antwort: .treelegsua nehcsiwzni redo tlletsegnih trod snegroM sed efuaL mi tsre remiE red edruw ,raw llaF red thcin seid aD .nehets ressaW leiv reginew redo rhem remiE med ni etllos ,ettah tröhegfua ednutS renie rov tsre dnu tengereg ednenehcoW eznag sad se aD .reel raw remiekitsalP reD

Die wilden Vier und die geheimnisvolle Botschaft – Kapitel 3

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Die wilden Vier sind komplett

Autor: Harald Schneider

Am nächsten Tag, gleich nach der Schule, trafen sich die Freunde mit Sandra. Sie wollten ihrer neuen Freundin zum ersten Mal den Clubraum der wilden Drei zeigen. Sandra war sehr aufgeregt, als ihre Schulkameraden sie die Treppe hinunter in den Keller führten.

Die Schülerin staunte nicht schlecht und war über die gelungene Einrichtung und die geheimnisvolle Atmosphäre, die der Raum ausstrahlte, sehr überrascht. Früher wurde der Kellerraum von den Eltern der Zwillinge als Gerümpellager genutzt. Kevin und Kerstin hatten ihn vor einem Jahr zusammen mit Marc renoviert. Zunächst hatten sie gründlich ausgemistet und den ganzen alten Kram, den niemand mehr brauchte, zum Sperrmüll gebracht. Danach verschönerten sie die Wände mit bunten Farben. Freilich sah man davon mittlerweile nicht mehr allzu viel, da sie alles mit unzähligen Postern von Popstars, Sportlern und Fußballmannschaften geschmückt hatten.

Die Eltern von Kerstin und Kevin hatten anfangs auch ein Wörtchen mitzureden. Deshalb bestanden sie darauf, an die Decke lärmdämmende Styroporplatten zu kleben, damit der Geräuschpegel ein Stock höher in ihrem Wohnzimmer einigermaßen erträglich blieb.

Im Clubraum stand eine alte Couch mit zwei passenden Sesseln, die Marc von seinem Onkel bekommen hatte. Ein ovaler Tisch vor der Couch, eine kleine Musikanlage sowie ein Schreibtisch, auf dem Kerstins Notebook stand, machten das Inventar komplett.

An der Innenseite der Eingangstür hing eine beträchtlich abgenutzte Dartscheibe, die mit einem Dutzend Pfeilen gespickt war. Am anderen Ende des Raumes, unterhalb des einzigen Fensters, stand ein Fußballkicker, den sie in einem recht erbärmlichen Zustand auf dem Sperrmüll gefunden und in mühevoller Kleinarbeit aufgemöbelt hatten.

Sandra schaute sich interessiert die vielen Poster an. Ihre Lieblings-Boygroup hing direkt neben der Tür, worüber sie sich besonders freute. Die sehr umfangreiche Musik-Sammlung, die Kerstin und Kevin gemeinsam gehörte, gefiel ihr ebenfalls.

„Einfach toll“, Sandra war begeistert. „Dieser Raum ist wirklich supergenial. Hier kann man es echt gut aushalten!“

Die anderen drei freuten sich über das dicke Kompliment ihrer Klassenkameradin. Sandra machte es sich in einem der beiden Sessel gemütlich. Sie schaute sich weiterhin im Raum alles ganz genau an, denn es konnte ja sein, dass es noch etwas Neues zu entdecken gab. Ihr Blick fiel auf einen dicken Ordner, der auf dem Couchtisch lag. Er war mit einem selbst gemalten Etikett verziert. Sie nahm den schweren Aktenordner in die Hand und las den Titel, der in großer, verschnörkelter Schrift auf der Vorderseite stand:

‚Die Streiche der wilden Drei‘

Verwundert schaute sie die anderen an, bis Kerstin sich nicht mehr zurückhalten konnte und laut zu lachen begann.

„Ja, du musst wissen, wir sind durch unsere lustigen Streiche, vor denen nichts und niemand sicher ist, zu so etwas wie Berühmtheiten geworden. Eines Tages haben uns die Lehrer deshalb den Spitznamen ‚die wilden Drei‘ verpasst.“

„Und nach jeder erfolgreichen Aktion“, ergänzte Marc, „schreiben wir seitdem alle unsere glorreichen Heldentaten ganz genau auf und sammeln sie in diesem Ordner.“

„Du kannst gerne mal reinschauen! Erst gestern Abend ist ein neues Kapitel hinzugekommen. Ich habe die Geschichte mit dem Computerdiebstahl aufgeschrieben und gleich einsortiert“, erklärte Kerstin.

„Das Rätsel mit den verschwundenen Weinflaschen darf natürlich auch nicht fehlen. Schau dir die Geschichten ruhig an, denn du spielst ja schließlich die Hauptrolle in dem spannenden Geschehen um das Geheimnis der gestohlenen Computer.“

Sandra öffnete neugierig den Ordner und las ein mit der Hand geschriebenes Inhaltsverzeichnis. Es bestand aus recht vielen Einträgen. Als erstes fiel ihr Blick auf das Kapitel ‚Aufstand der Klasse‘. Jetzt wurde sie so richtig neugierig. Sie suchte schnell nach dem entsprechenden Kapitel und begann zu lesen:

‚Aufstand der Klasse‘

Unsere Geschichtslehrerin Frau Klamm hatte eine Angewohnheit, die wir für einen bestimmten Streich ausnutzen wollten. Immer wenn es in der Klasse etwas laut herging, sagte sie nur ein einziges Wort. „Kommt!“ Natürlich meinte sie damit „Kommt, seid endlich wieder ruhig!“

Eines Tages, hatten wir in der Pause vor der Geschichtsstunde mit unseren Klassenkameraden wieder einen unserer berühmten Streiche ausgeheckt.

Voller Vorfreude gingen wir in den Unterricht zurück. In der ersten halben Stunde passierte nichts. Dann wurde der Geräuschpegel immer größer und endlich kam es, das von uns allen lang erwartete und sehnsüchtig erhoffte „Kommt!“

Wie auf Kommando standen wir alle auf und gingen auf die verwunderte Frau Klamm zu. Erst unmittelbar vor ihr blieben wir abrupt stehen.

Die arme Frau Klamm, man merkte deutlich, dass sie es mit der Angst zu tun bekam. Sie verlor beinahe die Fassung, schluckte unaufhörlich und brachte dann stotternd ein kurzes ‚Was soll das?‘ heraus.

Spontan antwortete ihr Kevin: „Sie haben doch gerade eben zu uns ‚Kommt!‘ gesagt, also sind wir gekommen.“

Frau Klamm stutzte einen Moment, weil sie das Wortspiel nicht sofort verstand. Kurz darauf fiel ihr aber ein Stein vom Herzen, sie atmete erleichtert auf und sagte: „Ihr Schlawiner, ihr wisst genau, wie ich das gemeint habe.“

Sandra musste laut lachen, als sie die Geschichte zu Ende gelesen hatte und grinste verschmitzt über beide Wangen. „Da habt ihr euch euren Namen aber wirklich verdient. Sind alle eure Streiche so lustig?“, fragte sie zu Kerstin gewandt, die gerade angefangen hatte, etwas mit Filzstift auf ein Blatt Papier zu malen.

„Na, logisch“, antwortete die Angesprochene. „Lies mal die Story von unserer München-Fahrt. Dann weißt du, wie es bei uns zugeht!“

Sie schlug das besagte Kapitel auf und hielt es Sandra vor die Nase.

‚Eine unruhige Nacht‘

Im letzten September machte unsere Klasse einen fünftägigen Ausflug nach München. Es war für uns alle ein besonderes Erlebnis, an das wir lange und gerne zurückdenken werden. Wir fuhren zum Bavaria Filmstudio, besuchten das Deutsche Museum und sahen die Gemäldeausstellung in der neuen Pinakothek. Doch das Beste kam erst noch.

Wir quartierten uns im Haus der Jugend ein. Es bestand aus einem riesigen Komplex mit unzähligen Gästezimmern. Im Keller befand sich sogar eine eigene Diskothek. Unsere Klasse war in Mehrbettzimmern untergebracht. Die Lehrer, Herr Neumann und Herr Sänger, hatten gemeinsam ein eigenes Zimmer am Ende des langen Flures bezogen. Es befand sich in unmittelbarer Nähe der Waschräume und Toiletten.

Es war ein spontaner Einfall von Marc, als wir am dritten Tag ein paar Stunden alleine durch die Fußgängerzone Münchens streiften. Wie immer waren wir drei gemeinsam unterwegs. Vor einem Schildergeschäft hielt Marc plötzlich und ohne Vorwarnung an und sagte zu uns:

„Da müssen wir unbedingt rein.“

Wir hatten keine Ahnung, was das Ganze zu bedeuten hatte, dennoch folgten wir ihm in den Laden. Marc suchte lange in einem Regal, in dem unzählige verschiedene Schilder lagen. Schließlich wählte er zwei aus, deren Rückseiten selbstklebend waren. Wir fragten ihn nach dem Grund, aber er verriet uns nicht, wozu er diese Dinger gebrauchen würde. Wir versuchten den ganzen Tag, etwas über sein Geheimnis in Erfahrung zu bringen, aber Marc verriet absolut nichts. Er behielt seinen Plan für sich und schwieg eisern.

Spätabends, wir waren bereits auf unseren Zimmern und die Schilder waren längst vergessen, da forderte uns Marc auf, mit nach draußen zu kommen. Er klopfte noch leise an die Nachbartüre, um Kerstin zu holen. Auch die anderen Mädchen, die das Zimmer mit ihr teilten, witterten zu Recht einen Streich und folgten Marc in Richtung Flurende.

Vor der Tür unserer Lehrer zog er die beiden Klebeschilder aus seiner Tasche und befestigte sie in Kopfhöhe vorsichtig auf der Tür. Fast hätten wir uns verraten, weil einige von uns sich nicht beherrschen konnten und laut lachen mussten. Doch unsere Lehrer schliefen wahrscheinlich längst tief und fest. So konnten wir in Ruhe unser Werk betrachten.

‚Damen‘     und     ‚Toiletten‘

stand in großen Buchstaben auf den Schildern. Wir stellten uns bildlich vor, was in dieser Nacht alles passieren könnte. Es ging dabei hoch her. Jedenfalls dauerte es sehr lange, bis in unseren Zimmern Ruhe einkehrte.

Am nächsten Morgen waren wir sehr neugierig und sausten so schnell wie es ging aus unseren Stuben, um möglichst unauffällig am Lehrerzimmer vorbei zu schlendern. Nichts geschah. Die Schilder waren einfach weg. Das war für uns alle sehr enttäuschend. Inzwischen hatte sich der Streich in der ganzen Klasse herumgesprochen und immer mehr Klassenkameraden kamen aus ihren Zimmern und standen im Flur herum.

Erst beim Frühstück vermuteten wir den Erfolg, als sich Herr Neumann und Herr Sänger völlig übermüdet an unseren Tisch setzten und dauernd ein Gähnen unterdrücken mussten. Doch sie sprachen kein Wort. Das war ihre Art der Rache, da waren wir uns sicher. Sie verdarben uns damit die ganze Freude an unserem Streich.

Erst eine Woche später, nachdem wir wieder von unserer Reise zurück waren, hob Herr Neumann während des Unterrichts auf einmal unerwartet die beiden Schilder hoch und fragte nach dem Eigentümer. Es brach eine riesige Lachsalve los. Da konnte selbst Herr Neumann nicht mehr ernst bleiben. Er erzählte uns, was in dieser Nacht so alles los war. Sein Kollege und er hatten sich gewundert, warum in der Nacht ständig jemand in ihr Zimmer wollte, zum Glück war es abgeschlossen. Doch von jedem Türrütteln und Klopfen wurden sie wach. Erst gegen Morgen, als er selbst auf die Toilette musste, bemerkte er die Schilder an der Tür.

Sandra musste erneut lauthals lachen. „Das ist einfach fantastisch! Wie kommt ihr nur auf die tollen Ideen?“

„Die meisten Streiche sind hier in unserem Clubraum entstanden. Und die Pläne haben wir dann zusammen weiterentwickelt, bis sie brauchbar und durchführbar waren.“

Kerstin räusperte sich und übernahm das Wort: „Liebe Sandra, wir haben gestern, nachdem wir uns bei dir daheim verabschiedet haben, etwas gemeinsam beschlossen. Wir hoffen, dass es dir gefallen wird.“

Mit diesen Worten nahm sie das fertig gemalte Bild, das mit der Rückseite nach oben auf dem Tisch lag, und klebte es auf das vorhandene Titelblatt der Streichsammlung. Mit einer feierlichen Handbewegung reichte sie den Ordner an Sandra weiter, die nun überrascht den neuen Titel las:

‚Die wilden Vier – Streiche und Abenteuer‘

Sandra wurde vor Verlegenheit ganz rot. Sie schaute langsam der Reihe nach alle an und brachte eine Weile kein Wort heraus. „Ich darf wirklich bei euch mitmachen?“, stotterte sie vor lauter Aufregung, „ich habe doch noch gar keine Streicherfahrung!“

„Dafür bist du eine tolle Meisterdetektivin. So jemand wie du fehlt bisher in unserem Team. Also stell dich nicht so an und schlag endlich ein!“ An Sandras freudenstrahlendem Gesicht konnte man ihre Begeisterung förmlich ablesen. Sie gab jedem würdevoll die Hand und bedankte sich überschwänglich.

„Das ist der schönste Tag in meinem Leben! Zuerst habe ich mich mit Händen und Füßen gegen einen Umzug nach Ludwigshafen gewehrt, aber jetzt finde ich es toll und bin sehr froh über die Entscheidung meiner Eltern. So eine Clique wie ihr es seid, hatte ich an meiner alten Schule nicht.“

Jetzt sprachen alle durcheinander. Ausgelassen sprachen sie über alles Mögliche, unter anderem auch über die Zukunft der wilden Vier. Dabei hörten sie Musik.

„Uih, fast hätte ich es vergessen“, unterbrach Sandra die heitere Stimmung. „Ich habe auch eine Überraschung für euch!“

Die anderen schauten ihr neues Bandenmitglied erstaunt an. Was hatte das jetzt zu bedeuten?

„Ich soll euch schön von meinem Vater grüßen“, begann Sandra. „Er will sich nochmal für die detektivische Meisterleistung bedanken. Deshalb lädt er uns alle für Samstag in die Stadt zum Pizzaessen ein.“

Alle drei jubelten gleichzeitig los. „Das ist ja Wahnsinn!“, rief Kevin als Lautester. Sandras neue Schulkameraden konnten es gar nicht fassen, so freuten sie sich über die Einladung.

An diesem Nachmittag saßen die wilden Vier, wie sie sich jetzt nannten, noch sehr lange in ihrem Clubraum zusammen. Sie konnten es kaum abwarten, bis es endlich soweit war.

Am darauffolgenden Samstag schien die Sonne über Ludwigshafen. Es herrschte ideales Ausflugswetter. Kurz nach 11 Uhr klingelte Sandra an der Haustür der Zwillinge. Ihr Vater saß draußen in einem roten Kleinbus, den er sich in der Firma, in der er arbeitete, ausgeliehen hatte.

„Kommt, seid ihr fertig?“, fragte Sandra zur Begrüßung, als die Tür aufging.

„Logisch, nur noch schnell meinen Rucksack aufziehen“, antwortete Kevin, während Kerstin sich im Hintergrund von ihren Eltern verabschiedete.

Gemeinsam holten sie anschließend Marc ab, der bereits ungeduldig am Straßenrand stand. Auch der Dalmatiner Elvis war mit von der Partie und wedelte eifrig mit seinem Schwanz, als er die anderen erkannte. In dem Wagen herrschte ein unvorstellbares Geschnatter. Sandras Vater grinste nur still vor sich hin, während er durch den dichten Verkehr kutschierte.

Ein Parkplatz in der riesigen Rheingalerie war schnell gefunden. Die vier stürmten in Richtung Rolltreppe. Sandras Vater hatte beträchtliche Mühe, mit dem Tempo der Jugendlichen Schritt zu halten. Im Einkaufszentrum angekommen, schauten die vier zu Herrn Meier auf. Sie wussten nicht, wie es weiter gehen sollte.

„Na, wollt ihr gleich Pizza essen gehen oder lieber zuerst ein bisschen in der Fußgängerzone bummeln?“, fragte Sandras Vater die vier Schüler, obwohl ihm die Antwort von vornherein klar war.

„Pizza“, schallte es ihm mehrstimmig und lautstark entgegen. Auch Elvis konnte sich ein ‚Wuff, wuff‘ nicht verkneifen und rannte schwanzwedelnd um die Beine seiner Freunde.

 „Na gut, ihr habt mich überredet“, unterbrach Herr Meier den allgemeinen Freudentaumel. „Kommt, wir gehen ins ‚Sizilia’, das Restaurant hat mir ein Arbeitskollege empfohlen. Irgendwelche Einwände?“

Da das nicht der Fall war, folgten sie ihm in Richtung Pizzeria. In der Innenstadt war mächtig was los, überall kamen ihnen tütenbepackte Leute entgegen, sodass sie laufend ausweichen mussten, um niemanden anzurempeln. Es war zwar erst 11.30 Uhr, die Tische in der Pizzeria waren aber schon fast vollständig belegt. Herr Meier hatte aber bereits gestern angerufen und einen Tisch reserviert.

Kerstin, Kevin, Sandra und Marc stürzten sich sofort auf die ausliegenden Speisekarten.

„Ihr habt wohl länger nichts mehr zu Essen bekommen?“, witzelte Sandras Vater über das gierige Verhalten der vier.

„Papa, siehst du denn nicht, wie viele Leute hier schon sitzen?“, nahm Sandra ihren Vater ironisch auf den Arm. „Wir können froh sein, wenn wir noch etwas abbekommen, da sollten wir uns schon etwas beeilen!“

Ihr Vater schüttelte den Kopf und lachte.

Nachdem alle ihre Lieblingspizza in der Karte ausfindig gemacht hatten, rief er nach der Bedienung. Kevin wollte mal wieder den großen Helden spielen und bestellte eine Familienpizza für sich ganz alleine. Nachdem ihn Kerstin deswegen zurechtgewiesen hatte und ihm auf dem Tisch mit den Fingern zeigte, wie groß eine Backblech-Pizza von 40 mal 35 cm sein kann, überlegte er es sich doch anders.

Auch der Dalmatiner Elvis wurde nicht vergessen. Die Pizzeria hatte einen eigenen Bereich, in dem Hunde erlaubt waren, wenn sie angeleint wurden und nicht durch das Restaurant laufen konnten. Der Dalmatiner machte es sich gemütlich und lag zufrieden unter dem Tisch. Er nagte an einem mitgebrachten Knochen und fraß nebenbei so manches unabsichtlich zu Boden gefallene Pizzastückchen.

„So, jetzt erzählt mal“, begann Herr Meier, nachdem alle ihre Teller mehr oder weniger leer gegessen hatten. „Sandra hat mir von euren vielen Streichen erzählt und dass ihr euch jetzt die ‚wilden Vier‘ nennt. Auch Kriminalfälle scheint ihr magisch anzuziehen. Zuerst löst ihr das Rätsel um den Computerdiebstahl und in der gleichen Woche überführt ihr einen Weindieb. Wie macht ihr das nur?“

Kerstin antwortete am Schnellsten: „Keine Ahnung, diese Abenteuer fliegen uns einfach zu. Wir tun da nichts Besonderes. Es kann passieren, dass wir nachher aus der Pizzeria rausgehen und schon haben wir den nächsten Fall.“

Marc unterbrach ihren Redefluss. „Bei unseren Streichen helfen wir allerdings öfters ein bisschen nach. Da lassen wir unserer Fantasie freien Lauf und dann kommen die tollsten und wildesten Dinge dabei heraus.“

„Okay, das mit den Streichen kann ich nachvollziehen“, sagte Sandras Vater in die Runde, „aber das mit euren kriminalistischen Fällen verstehe ich nicht. Aber ich gehe nicht davon aus, dass wir auf der Rückfahrt in ein neues Abenteuer stürzen. Das wäre ein klein wenig zuviel an Zufall, oder?“

Die fünf unterhielten sich noch eine Weile. Sie erzählten dem amüsierten und interessiert zuhörenden Herrn Meier den einen oder anderen Streich, den sie in der Vergangenheit erfolgreich durchgeführt hatten. Es war fast 13 Uhr, als der Gastgeber auf die Uhr blickte.

„Wollen wir gehen und noch ein bisschen die Fußgängerzone unsicher machen? Was meint ihr, vielleicht legen wir nachher zum Abschluss einen kurzen Zwischenstopp an einer Eisdiele ein?“

Wieder gab es Begeisterungsstürme. Alle waren damit einverstanden und freuten sich auf ein Eis.

Da die Bedienung im Moment nicht zu sehen war, gingen sie zur Theke, um zu bezahlen. Fast wurden sie von einem jungen, ungepflegt aussehenden Mann umgerannt, der es sehr eilig hatte, von der Theke zum Ausgang zu gelangen. Sie schauten ihm nach und konnten sehen, wie er eine halb geöffnete Geldbörse in der Hand trug. Er trug einen schmutzigen Jogginganzug und braune Turnschuhe. Seine langen fettigen Haare ließen den Schluss zu, dass er es mit der Körperhygiene nicht so genau nahm. Während der Typ aus dem Lokal verschwand, bekamen sie eine nicht gerade leise geführte Unterhaltung an der Theke zwischen dem Geschäftsführer und einem weiteren Gast mit.

„Nein, mein Herr, ich habe ihnen eben gerade einen 100 Euroschein gegeben und sie darum gebeten, ihn mir zu wechseln. Und jetzt geben sie mir nur für 10 Euro Münzgeld. Was soll das?“

„Da muss ein Irrtum vorliegen“, antwortete der erregte Geschäftsführer. „Sie haben mir ganz bestimmt nur einen 10 Euroschein zum Wechseln gegeben. Ich habe ihn doch genau gesehen!“

„Halt! Ich kann es beweisen, dass ich Ihnen einen 100 Euroschein gab“, antwortete der Gast. „Auf dem Schein habe ich vorhin die Telefonnummer eines Freundes notiert. Schauen Sie mal auf den obersten 100 Euroschein in Ihrer Kasse!“

Der Geschäftsführer nahm den oben liegenden 100 Euro Geldschein in die Hand und schaute ihn sich genau an. Er wurde rot und verlegen. Tatsächlich stand auf dem Geldschein eine Telefonnummer. Kein Zweifel, er musste sich geirrt haben. Nervös entschuldigte er sich bei seinem Gast.

„Es tut mir sehr leid, so etwas ist mir wirklich noch nicht passiert. Ich kann das gar nicht verstehen. Selbstverständlich bekommen Sie Ihre 100 Euro zurück. Entschuldigen Sie bitte vielmals.“

„Na ja, ich will mal nicht so sein. Hauptsache, ich habe mein Geld zurück. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag!“ Er drehte sich um, doch die ‚wilden Vier‘ versperrten ihm den Weg.

„Was soll das? Geht mir aus dem Weg!“, knurrte der Mann die Jugendlichen an.

„Ganz bestimmt nicht!“, erwiderten Marc und Kevin gleichzeitig. „Sie sind ein Betrüger. Man muss Ihnen das Handwerk legen.“ Und zum Geschäftsführer sagten sie: „Rufen Sie bitte schnell die Polizei. Das hier ist ein Trickbetrüger.“

Der Geschäftsführer schaute skeptisch und war zunächst sprachlos, griff aber letztendlich zum Telefon, um die Polizei zu verständigen.

„Herr Meier, bitte halten Sie den Mann fest. Wir müssen schnell seinen Komplizen ausfindig machen. Wir sind gleich wieder zurück“, rief ihm Marc zu, als er mit Kevin Richtung Tür stürzte.

Frage: Wie konnten die ‚wilden Vier‘ so sicher sein, dass der Mann ein Trickbetrüger war? Was hat es mit seinem Komplizen auf sich? Wie funktionierte der Trick?

Antwort: .niehcsdleG med fua remmunnofeleT red nov re etssuw ,ethcam ehcaS emasniemeg lepmuK menies tim re aD .dlegleshceW egnireg uz hcilbegna sad re etreimalker nihfuaraD .etllow nebeg dlegleshceW sad mhi dnu ettah tgeleg essaK eid ni niehcS ned red sib ,etetraw dnu oruE 01 mhi bag rE .nebah tleshceweg dleG ekehT red retnih nnaM med nov etllow dnu renuaG etiewz red mak fuarad zruK .nebo znag essaK red ni nun gal reD .tlhazeb niehcsoruE 001 netreikram med tim triW mieb dnu tfuakeg tiekginielK enie esohgniggoJ red ni pyT red ettah tshcänuZ .nemmasuz neröheg relshcewdleG red dnu etlie tnaruatseR med sua rovuz zruk red ,nnaM egnuj etgelfpegnu reD

Die wilden Vier und die geheimnisvolle Botschaft – Kapitel 2

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Der verschwundene Wein

Autor: Harald Schneider

Die drei Freunde staunten nicht schlecht, als Sandra den entscheidenden Tipp mit dem frisch gereinigten Computerraum gab.

Von der polizeilichen Untersuchung bekamen die Schüler nichts mit, da Herr Sänger darauf bestand, den Rest der Stunde in einem anderen Klassensaal abzuhalten. Der Unterricht plätscherte aber nur öde vor sich hin. Der Diebstahl blieb das Gesprächsthema Nummer eins.

Erst in der letzten Pause wurden Kerstin, Kevin, Marc und San­dra in das Büro des Schuldirektors gerufen. Dort angekommen, wartete Herr Meyer schon auf die Schüler und stellte ihnen zwei Polizisten vor, die neben seinem Schreibtisch saßen und zur Begrüßung aufstanden.

Der Größere von beiden, er schien der Chef zu sein, weil er mehr Sterne auf der Schulterklappe hatte als sein Kollege, stellte sich als Kommissar Greulich vor.

„So, ihr seid also die vier, die uns den Tipp mit der Putzkolonne gegeben haben“, sprach er mit freundlicher Stimme.

Marc wollte ihn gerade unterbrechen und die Sache richtigstellen, da mischte sich Rektor Meyer ein und deutete auf Sandra.

„Sie hat es als Erste herausgefunden. Ihre drei Gefährten sind aber auch nicht so ohne. Wir nennen sie an unserer Schule nur die ‚wilden Drei‘. Sandra ist heute den ersten Tag an unserer Schule und hat, so wie es aussieht, bereits neue Freunde gefunden.“

Herr Greulich und sein Kollege grinsten. „Aha, dann seid ihr also eine richtige Bande.“ Dann kam er auf den eigentlichen Grund des Treffens zu sprechen.

„Wir haben euch rufen lassen, weil wir für das Polizeiprotokoll eure Namen und Adressen brauchen. Außerdem wollen wir uns persönlich bei euch bedanken. Der Tipp war richtig. Der Leiter der Putztruppe hat den Diebstahl inzwischen gestanden. Vorletzte Nacht ist er mit einem Komplizen in das Schulgebäude eingedrungen. Da er, wie wir jetzt wissen, den Schlüssel besaß und in der Nacht keine Menschenseele in der Schule ist, hatte er leichtes Spiel. So konnten die beiden Halunken ohne Risiko die Computer abbauen und unerkannt entkommen.“

„Nur haben die beiden die Rechnung ohne euch gemacht“, bedankte sich auch der Rektor und schüttelte den Schülern die Hände. „Die Schule ist euch zu großem Dank verpflichtet.“

Mit diesen Worten verabschiedete Herr Meyer die vier. Die nächste Schulstunde hatte gerade begonnen und sie mussten sich mächtig beeilen, damit sie nicht allzu spät kamen.

Nach Schulschluss standen die Helden des Tages im Schulhof beisammen und unterhielten sich über die Erlebnisse des vergangenen Vormittags.

Kerstin und Kevin wollten ihre neue Schulkameradin in das Clubzimmer der wilden Drei einladen, aber sie sagte traurig ab. „Ich habe heute Mittag keine Zeit. Ich muss jede Menge Umzugskartons ausräumen und mein Zimmer einrichten. Die letzte Nacht habe ich auf einer Luftmatratze verbringen müssen.“

„Schade“, meinte Marc. „Aber in den nächsten Tagen wird es bestimmt klappen. Du willst doch unseren Clubraum sehen, oder?“

Sandra, die sich mit der Gruppe inzwischen recht gut verstand, hatte plötzlich eine sagenhafte Idee. „Wie wäre es, ihr kommt nachher einfach zu mir nach Hause? Dann geht es mit dem Zimmer einrichten schneller und es wird bestimmt auch viel lustiger.“

Die wilden Drei, die sehr neugierig auf ihre Schulkameradin waren, sagten sofort erfreut zu. Das ist eine tolle Gelegenheit, mehr über ihre Schulfreundin zu erfahren.

Punkt 15 Uhr standen Kevin, Kerstin und Marc vor dem Reihenhaus, in dem nun Sandra mit ihren Eltern wohnte. Sie drückten auf den frisch beschrifteten Klingelknopf der Familie Meier. Sandras Mutter öffnete kurz darauf die Tür. Sie gab jedem die Hand und schüttelte sie kräftig.

„Hallo, ihr seid also Sandras neue Freunde? Sie hat mir schon erzählt, dass es bei euch gleich am ersten Schultag richtig spannend wurde und ihr der Polizei geholfen habt. Geht nur die Treppe rauf und dann geradeaus durch, Sandra ist in ihrem Zimmer und wartet auf euch.“

Die Kameraden schauten sich verwundert an und gingen die Stufen hinauf. Als die drei ins Zimmer kamen, saß Sandra mitten auf dem Boden und sortierte Bücher, die vor ihr auf dem Teppich lagen. Das Zimmer machte einen trostlosen Eindruck. Der Kleiderschrank war bereits aufgebaut. Das Bett stand aber noch in seine Einzelteile zerlegt in einer Ecke. Überall standen leere und volle Umzugskartons verstreut in der Gegend herum.

„Hi, super, dass ihr gekommen seid. Sucht euch einen Platz auf dem Teppich. Leider sind noch keine Stühle da.“ Kevin und Kerstin setzten sich auf den Boden, während Marc neugierig fragte: „Warum hast du deiner Mutter gesagt, dass wir der Polizei geholfen haben? Das war doch ganz allein dein Verdienst, oder?“

Es beeindruckte die drei sehr, als sie ganz gelassen antwortete: „Nein. Ohne euch wäre ich gar nicht mit dabei gewesen. Es war also Teamarbeit. Nur zusammen konnten wir den Fall lösen.“

Plötzlich stieß Kerstin einen überraschten Pfiff aus, als sie sah, wie Sandra ein ziemlich dickes Buch aus einem Karton holte.

„Wow, eine Sherlock Holmes-Gesamtausgabe. So eine hatte ich mir mal aus der Bibliothek geliehen!“ „Ich bin ein großer Fan von allem, was mit Detektiven zu tun hat. Besonders gern mag ich Sherlock Holmes und Dr. Watson“, sagte Sandra erfreut.

„In diesem Karton sind noch mehr Detektivbücher. Wenn du willst, leihe ich sie dir mal aus. Irgendwo muss auch mein ‚Detektivbüro‘ stecken. Das habe ich letztes Jahr zu Weihnachten bekommen. Damit kann man sogar Schuhabdrücke in Gips ausgießen.“

Sie kramte in verschiedenen Umzugskisten herum, bis sie endlich das Gesuchte fand. „Da haben wir ja das gute Stück!“

Die drei Freunde bekamen vor lauter Begeisterung glasige Augen. Ihre neue Schulkameradin hatte ein hochinteressantes Hobby. Auf die Utensilien des ‚Detektivbüros‘ waren sie alle sehr gespannt. Sandra öffnete den Pappdeckel des Kastens und erklärte ihren Freunden die verschiedenen Gegenstände, die bruchsicher in Styropor verpackt waren.

„Das sind zwei verschiedene Vergrößerungsgläser, die man auch als Brenngläser benutzen kann, um Feuer zu machen. Vorausgesetzt, die Sonne scheint. Daneben liegt ein Mikroskop mit bis zu tausendfacher Vergrößerung. Damit kann man beispielsweise Menschenhaare von Tierhaaren unterscheiden.“

Kerstin, Kevin und Marc waren fasziniert von der Vielfalt des Kastens. „Was sind das für kleine rechteckige Glasscheiben und Fläschchen in dieser Ecke?“, fragte Kevin neugierig.

„Damit kann man Fingerabdrücke abnehmen. Wenn du beispielsweise auf einem Wasserglas einen Abdruck siehst, sprühst du mit dieser Flüssigkeit kurz darauf. Dann drückst du eine von den Folien auf das feuchte Wasserglas und zum Schluss kannst du die Folie auf die Glasscheibe legen und hast damit den Fingerabdruck kopiert.“

Sie wollte gerade mit der Erklärung von weiteren Geräten fortfahren, da klopfte es an der Tür und Sandras Vater kam herein. Nach einer kurzen Begrüßung wandte er sich an seine Tochter.

„Dein Bett kann ich dir leider erst später aufbauen, denn jetzt kommen gleich die zwei Arbeiter der Umzugsfirma mit ihrem Chef vorbei. Du weißt schon, wegen des verschwundenen Weins. Sobald sie wieder weg sind, gehen wir an die Arbeit, damit du diese Nacht nicht wieder auf der Luftmatratze verbringen musst.“

Kaum hatte sich die Tür hinter Herrn Meier geschlossen, fragten Marc, Kevin und Kerstin gleichzeitig: „Was ist das für eine Geschichte mit dem Wein?“

Sandra klärte ihre neuen Schulkameraden auf:

„Mein Vater sammelt wertvolle Weine. Vor dem Umzug hat er die kostbarsten Flaschen in Decken eingewickelt und sorgfältig in Umzugskartons verstaut. Die Arbeiter der Spedition haben dann die Kartons abgeholt, in den Laster getragen und schließlich in die neue Wohnung gebracht. Heute Morgen stellte mein Vater beim Auspacken fest, dass ein paar Flaschen fehlen. Daraufhin hat er den Chef der Spedition angerufen und ihn mit den beiden Arbeitern zu uns nach Hause bestellt.“

Natürlich stellten alle vier sofort ihre Vermutungen an. Wer hatte den Diebstahl begangen? Konnten sie vielleicht bei der Lösung des Falles helfen? Während sie lebhaft Spekulationen anstellten, hörten sie die Haustürklingel läuten. Sie schauten zu Sandra und warteten gespannt auf ihre Reaktion.

„Kommt, das müssen wir uns mit anhören, das wird bestimmt interessant!“, sagte sie zu ihren Freunden und stand auf. Als die vier die Treppe runterkamen, stellte sich gerade der Chef der Spedition vor.

„Grabowski, guten Tag. Das hier sind meine Mitarbeiter Herr Schwind und Herr Ritter. Aber die kennen sie ja bereits. Ich kann ihnen nur sagen, dass ich für beide Männer meine Hand ins Feuer lege. Bisher ist bei uns in der Firma noch nie etwas weggekommen. Meine Mitarbeiter haben mein vollstes Vertrauen.“

„Immer schön der Reihe nach“, unterbrach Herr Meier den Redefluss des Geschäftsführers. „Setzen wir uns erst einmal.“ Sie gingen gemeinsam ins Wohnzimmer.

Zunächst wandte sich Sandras Vater an Herrn Schwind und Herrn Ritter. „Ich habe vor dem Umzug wertvollen Wein in insgesamt sechs Umzugskartons gepackt und als ich heute Morgen nachschaute, fehlten in einem Karton fünf Flaschen.“

Herr Ritter konnte sich nicht mehr zurückhalten und verteidigte sich. „Ich habe mindestens zwei der Kartons in den Umzugswagen getragen. Das weiß ich noch genau, weil ich die Aufschrift ‚Vorsicht Flaschen‘ auf den Kartons gelesen habe. Die Kartons haben allerdings kurze Zeit alleine auf dem Gehweg vor dem Laster gestanden. Aber ich glaube kaum, dass da jemand was mitnehmen konnte, zumal mein Kollege und ich nie längere Zeit im Haus waren. Wer die Kartons dann allerdings in die neue Wohnung getragen hat, weiß ich nicht mehr. Möglich, dass ich es war, aber ich kann mich nicht daran erinnern, die Aufkleber gesehen zu haben. Man achtet da auch nicht immer drauf.“

Der zweite Mitarbeiter, Herr Schwind, reagierte etwas Ungehaltener.

„Schweinerei, uns den Diebstahl vorzuwerfen! Wir interessieren uns nie für den Inhalt der Umzugskisten und schon gar nicht für Ihre blöden Flaschen mit der 82er Spätlese. Ich habe keine Ahnung, welche Kartons ich in Ihre Wohnung geschleppt habe. Es waren schließlich auch eine ganze Menge Kartons. Da ist es doch klar, dass man sich nicht alle Kartons merken kann. Nein, ich finde es ganz und gar nicht in Ordnung, dass unbescholtene Arbeiter als Diebe gebrandmarkt werden sollen.“

„Sie sehen“, fiel ihm Herr Grabowski ins Wort, „von meinen Leuten kann es keiner gewesen sein. Ich selbst kam erst später hinzu, da ich vorher einen Arzttermin hatte. Zu diesem Zeitpunkt waren fast alle Kartons bereits ins Haus gebracht worden. Mir selbst fielen keine Aufkleber auf. Ich weiß also nicht, was von dem Umzugsgut noch im Laster stand.“

Die vier Schulkameraden schauten sich grinsend an und nickten sich gegenseitig vielsagend zu. Allen war etwas ganz Entscheidendes an der Aussage einer der Männer aufgefallen. Für sie stand der Dieb fest.

Frage: Wer hat die Flaschen gestohlen? Wodurch hat er sich eindeutig verraten?

Antwort: .nebeguz lhatsbeiD ned re etssum ,teirrev gituednie os hcis dniwhcS rreH aD .nettah tvraltne neseid nehcildneguJ eid sla ,nessaltne soltsirf trofos dniwhcS nrreH tah snemhenretnutropsnarT sed fehC reD .gnunhciezeB euaneg eniek reba ,?nehcsalF thcisroV? run dnats snotraksguzmU ned na nrebelkfuA ned fuA .tlekciwegnie nekceD ni medreßua neraw dnu snotraksguzmU ned ni hcis nednafeb nehcsalF eiD ?etlednah eseltäpS re28 mu nieW nenelhotseg med ieb hcis se ssad ,nessiw re etnnok eiW .beiD red raw dniwhcS rreH

Die wilden Vier und die geheimnisvolle Botschaft – Hauptpersonen

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Die wilden Vier stellen sich vor

Autor: Harald Schneider

Die Hauptpersonen

Kevin geht nicht gerne zur Schule und macht oft nur widerwillig seine Hausaufgaben. Er will später mal Fußballprofi werden und trainiert deshalb in einem Verein als Mittelstürmer. Aus der Zeitung seiner Eltern „klaut“ er sich regelmäßig die Sportbeilage.

Kerstin ist die Zwillingsschwester von Kevin und die Computerexpertin des Teams. Im Internet kennt sie sich wie in ihrer Westentasche aus und findet dadurch allerhand Informationen, die für die Arbeit der ‚wilden Vier‘ wichtig sind.

Marc liebt Tiere über alles. Leider wohnt er mit seinen Eltern in einer Mietwohnung. Das Halten von Tieren ist dort strengstens verboten. Deshalb leiht er sich nach der Schule oft Elvis aus. Elvis ist ein Dalmatiner, der seinem Onkel Franz gehört. Sonst ist er meist mit Sandra und den Zwillingen unterwegs, um neue Streiche auszuhecken oder spannende Kriminalfälle zu lösen.

Sandra ist ein großer Fan von Sherlock Holmes und liest unheimlich gerne Detektivromane. Ihre Kombinationsgabe ist verblüffend. Mit ihrer Detektivausrüstung kommt sie den raffiniertesten Gangstern auf die Spur. Sandra ist Fremden gegenüber zunächst etwas schüchtern. Das kann sich aber schnell ändern und sie wird dann meist zu einem richtigen Wildfang.

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