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Gerettet

Autor: Harald Schneider

Marc leuch­te­te mit sei­ner Lampe auf den Kompass und dreh­te ihn so lan­ge, bis das ‚N’, das als Symbol für die Himmelsrichtung Norden stand, direkt über der magne­ti­schen Nadelspitze lag. Er wuss­te nun, dass er sich, von sei­nem momen­ta­nen Standpunkt aus betrach­tet, etwas nach links hal­ten musste.

Immer wei­ter kroch er in die Tiefe des Labyrinths. Die Richtung war dank sei­nes Kompasses klar, doch wie weit war es bis zum Ende des Kellers? War der Schulhof wirk­lich so groß? Im Dunkeln und dazu auf allen Vieren über den Boden krie­chend, über­schätzt man leicht die zurück­ge­leg­te Entfernung.

Marc bekam es inzwi­schen ein wenig mit der Angst zu tun. Es dau­er­te noch eine gan­ze Weile, bis er end­lich den Rand des Kellers erreicht hat­te. Hier ging es nicht mehr gera­de­aus. Eine Mauer aus Beton war das Ende des Labyrinths. Zunächst war er unsi­cher, ob er nach links oder rechts krie­chen soll­te. Nach einer kur­zen Verschnaufpause ent­schied er sich dafür, der Betonwand nach rechts zu fol­gen und damit soll­te Marc auch rich­tig liegen.

Bereits nach etwa fünf wei­te­ren Metern bestand die Kellerwand auf ein­mal nicht mehr aus Beton, son­dern aus gemau­er­ten und unver­putz­ten Ziegelsteinen. Er ver­mu­te­te, dass dies die Außenmauer des Hauskellers war, hin­ter der sich sei­ne gefan­ge­nen Freunde befin­den mussten.

Es war für ihn sehr ein­fach, die Einstiegsluke zu fin­den. Er muss­te nur den Wasser- und Stromleitungen fol­gen, die hier über­all an der Wand ent­lan­glie­fen und in der Mauer verschwanden.

Direkt dane­ben war die Türe. Sie sah genau so aus wie die im Schulgebäude. „Hoffentlich ist die Luke nicht von innen abge­schlos­sen“, dach­te sich Marc. „Klopfen nützt da nichts, dazu ist das Material zu dick.“

Er drück­te den klei­nen Hebel an der Außenseite der Luke nach unten und atme­te erleich­tert auf. Die Tür ließ sich leicht und sogar ohne Geräusche öff­nen. Er schau­te suchend hin­durch und konn­te sei­ne Freunde, die in dem beleuch­te­ten Keller an einem Tisch saßen, sofort erkennen.

Kevin, Kerstin und Sandra hat­ten ihn noch nicht bemerkt. Zuerst über­leg­te er, ob er die drei erschre­cken soll­te. Aber dann sag­te er sich, dass dies wohl nicht der rich­ti­ge Zeitpunkt für sol­che Spielereien war.

„Hallo!“, rief er in den Keller hin­ein und leuch­te­te gleich­zei­tig mit sei­ner Taschenlampe in Richtung Tisch. „Nett, euch mal wie­der zu sehen. Wie geht es euch denn so da unten?“

Die Gefangenen zuck­ten zusam­men. Doch dann erkann­ten sie Marcs Stimme. Aufgeregt lie­fen alle drei zu der offe­nen Tür in der Wand und begrüß­ten freu­dig und erleich­tert ihren Kameraden.

„Wie hast du uns gefun­den? Wie kommst du hier­her? Woher weißt du, wo wir sind?“ Das waren nur ein paar der Fragen, mit denen Marc bestürmt wurde.

„Immer der Reihe nach“, lach­te Marc. „Helft mir lie­ber erst mal run­ter. Die Luke ist ver­dammt weit oben angebracht.“

Kevin brach­te eine ver­ros­te­te Klappleiter, die in der Nähe stand, und stell­te sie unter­halb der Öffnung an die Wand.

Marc ließ sich nun bäuch­lings mit den Füßen vor­an durch das Loch glei­ten, wäh­rend sei­ne Freunde ihm hal­fen, den Boden zu erreichen.

Nach einer erneu­ten Begrüßung muss­te Marc sei­ne bis­he­ri­gen Erlebnisse schil­dern. Angefangen von sei­ner Lauschaktion hin­ter dem Haus bis zu der Idee, die Freunde auf eige­ne Faust durch den Kriechkeller unter dem Schulhof zu befrei­en. Die ande­ren kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Als er sei­nen Bericht been­det hat­te, dräng­te Sandra: „Dann lass uns jetzt mal durch den glei­chen Weg schnell von hier abhau­en, bevor die Gauner zurück­kom­men, um die Truhe zu holen.“

Doch es war bereits zu spät. Im sel­ben Moment hör­ten sie, wie oben die Kellertür geöff­net wur­de und jemand die Kellertreppe herunterkam.

„Schnell Marc, ver­steck dich!“, flüs­ter­te Sandra ihm zu.

Dieser war schon dabei, sich in einem aus­ran­gier­ten Kleiderschrank zu ver­ber­gen. Kevin hat­te gera­de noch genug Zeit, die Luke zu schlie­ßen, da stan­den die bei­den Männer bereits bei ihnen im Keller.

„Na, was machen die klei­nen Kinderchen so allei­ne hier unten? Ihr habt doch nicht etwa Angst im Dunkeln?“, ärger­te Karl die Gefangenen.

 „Hättet ihr uns nicht nach­spio­niert, wür­det ihr hier nicht sit­zen. Das habt ihr euch selbst zuzu­schrei­ben. Ich woll­te nur mal kurz nach euch schau­en, damit ihr auf kei­ne dum­men Gedanken kommt. Nachher haben wir näm­lich eine beson­de­re Überraschung für euch.“ Bösartig lachend zogen die zwei Männer davon. Kurz dar­auf hör­te man, wie das Schloss der Kellertüre ein­schnapp­te. Sie waren wie­der allein.

Marc kam aus sei­nem Versteck und fiel auf dem Weg zur Sitzgruppe bei­na­he über die Kiste mit den Armbanduhren. „He, was ist das?“, rief er und nahm ein paar der Uhren in die Hand.

„Das haben wir dir noch gar nicht erzählt. Die Ganoven schmug­geln wahr­schein­lich teu­re Markenuhren. Wir haben die Truhe zufäl­lig gefun­den und haben sie geöff­net. Was aller­dings in den Kisten in der Scheune ist, wis­sen wir nicht“, erklär­te ihm Sandra.

„So, jetzt machen wir aber, dass wir hier ver­schwin­den. Lasst uns mal den gro­ßen Tisch und zwei Stühle an die Wand rücken. Dann kön­nen wir beque­mer aus dem Keller klettern.“

Nachdem die vier mit den Möbelstücken eine Art Leiter gebaut hat­ten, klet­ter­te Kerstin als Erste hin­auf, um in den Kriechkeller zu gelangen.

Marc, der vor­sichts­hal­ber eine zwei­te Taschenlampe mit­ge­nom­men hat­te, reich­te die­se an Kerstin hoch, wäh­rend die ande­ren sich bereit mach­ten, um ihr durch die Luke zu fol­gen. Marc ging noch­mal zur Truhe zurück und stopf­te eine Handvoll Uhren in sei­nen Rucksack. „Als Beweismittel“, sag­te er.

Es war recht schwie­rig, durch das enge Loch zu schlüp­fen, doch nach kur­zer Zeit hat­ten sie es geschafft. Kerstin zog die Lukentüre zu. „Damit die Galgenvögel uns nicht gleich auf die Schliche kom­men, falls sie nach uns suchen soll­ten. Die wer­den mal dumm schau­en, wenn sie in den Keller kom­men und wir uns ein­fach in Luft auf­ge­löst haben!“

Die Stimmung in dem nied­ri­gen Labyrinth war sehr ange­spannt. Das Licht der zwei Taschenlampen mach­te alles noch unheimlicher.

 „Wo müs­sen wir jetzt hin?“, frag­te Kerstin und sah dabei zu Marc.

„Tja, das ist nicht so ein­fach zu beant­wor­ten. Ich habe mich auf dem Hinweg ziem­lich ver­irrt und nur mit Hilfe des Kompasses eini­ger­ma­ßen die Richtung hal­ten kön­nen. Aber jetzt das rich­ti­ge Schulgebäude fin­den, das wird schwie­rig“. Er zeig­te sei­nen Freunden die Deckensäulen, die eine ein­fa­che Orientierung unmög­lich mach­ten. „Ich weiß nicht, wie wir jetzt am bes­ten aus die­sem Irrgarten rauskommen.“

„Aber ich““, sag­te Sandra nach kur­zer Überlegung. „Und wir brau­chen nicht mal den Plan oder den Kompass dazu. 

Frage: Wie will Sandra ohne die Hilfsmittel am schnells­ten aus dem Kriechkeller rauskommen?

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