Deutschlandfahne

Die Palzki-Kids und der Seniorennachmittag 

Autor: Harald Schneider

„Oh, nein, nicht schon wie­der!“ Die zwölf­jäh­ri­ge Melanie Palzki ver­dreht die Augen.

„Mama, müs­sen wir da wirk­lich mit? Dort sit­zen doch nur die­se alten Leute her­um. Die sind bestimmt 30 Jahre und älter. Die uralten Geschichten, die wir da jedes Mal zu hören bekom­men, die inter­es­sie­ren mich nicht.“

Ihr neun­jäh­ri­ger Bruder Paul wird hell­hö­rig. „War das dort, wo ich das letz­te Mal eine Stinkbombe gewor­fen habe?“

Seine Mutter ver­zieht das Gesicht und nickt. „Ich hof­fe, dass du dich wenigs­tens heu­te eini­ger­ma­ßen beneh­men kannst. Dein Auftritt das letz­te Mal war wirk­lich oberpeinlich.“

Paul ver­steht die Kritik sei­ner Mutter über­haupt nicht. „Ich habe den alten Leuten doch nur gezeigt, wie man nach dem Trinken von Mineralwasser super laut rülp­sen kann.“

„Eben“, ant­wor­tet Stefanie Palzki. „Und genau die­se alten Leute, wie du sie nennst, haben sich bei der Leitung über dich beschwert.“

Melanie lächelt ihre Mutter an. „Dann las­se uns doch ein­fach zuhau­se, Mama. Dann gibt’s auch kei­ne Beschwerden mehr.“

Die Palzki-Kids sind chan­cen­los. Sie müs­sen mit ihrer Mutter zu die­sem Seniorennachmittag gehen. Einmal im Monat hilft ihre Mutter bei den regel­mä­ßi­gen Treffen, um die älte­ren Bürger der Gemeinde mit Kaffee und Kuchen zu versorgen.

Melanie und Paul fal­len bei die­sem Treffen natür­lich sofort auf. „Du bist doch der Lausebengel, der das letz­te Mal für reich­lich Ärger gesorgt hat“, sagt ein älte­rer Glatzkopf zu Paul, wäh­rend er ihn an der Schulter festhält.

„Ganz im Vertrauen, mir haben dei­ne Scherze sehr gut gefal­len. In mei­ner Jugend war ich näm­lich genau wie du. Soll ich dir ein paar mei­ner Streiche erzäh­len, die ich frü­her gemacht habe?“

Paul ist sofort Feuer und Flamme und setzt sich neben den Mann. Auch Melanie hört inter­es­siert zu. In der nächs­ten hal­ben Stunde müs­sen die Palzki-Kids mehr­fach herz­lich lachen.

„Kaum zu glau­ben“, sagt Melanie. „Früher wur­de anschei­nend genau­so viel Blödsinn wie heut­zu­ta­ge gemacht.“

Der alte Mann nickt. „Nur kön­nen sich lei­der vie­le Senioren nicht mehr an ihren eige­nen Blödsinn erin­nern oder wol­len es nicht und den­ken, dass die heu­ti­ge Jugend viel schlim­mer ist als zu ihrer Zeit. Aber das stimmt nicht. Selbst mein Opa, der schon lan­ge nicht mehr lebt, hat sei­nen Eltern frü­her Streiche gespielt. Übrigens, ich habe sogar noch den Ausweis mei­nes Großvaters.“

Umständlich zieht er ein altes und ver­gilb­tes Dokument aus sei­ner Tasche. Voller Ehrfurcht betrach­ten die Palzki-Kids das Dokument. Auf der ers­ten Seite steht ‚Bundesrepublik Deutschland‘, in der Innenseite klebt ein schwarz-wei­ßes Passbild, auf dem nur undeut­lich ein Mann erkenn­bar ist.

Georg Müller steht dort in einer selt­sam ver­schnör­kel­ten Schrift. Mit viel Mühe kön­nen die bei­den das Geburtsdatum iden­ti­fi­zie­ren: 05.02.1899.

„Wow, ist das mal alt“, sagt Paul. „Der Ausweis gehört ins Museum.“

Der Mann lacht. „Vielleicht hast du recht.“

Zwei Stunden spä­ter sind Paul und Melanie mit ihrer Mutter auf dem Heimweg. „Na, hat es euch gefal­len?“, fragt sie ihre Kinder.

„Ich habe viel gelernt“, sagt Paul und lacht. „Nur der alte Mann, der hat uns eine faust­di­cke Lüge aufgetischt.“

Frage: Was ist den Palzki-Kids aufgefallen?

Antwort: .thcin hcon dnalhcstueD kilbupersednuB eid se bag 9981 rhaJ mI